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«Die Eltern kümmern sich am Boden um das Tier»

«Die Eltern kümmern sich am Boden um das Tier» «Die Eltern kümmern sich am Boden um das Tier»

Zahlreiche Vögel in unserer Region haben bereits einen Brutplatz gefunden – und einige Jungvögel sind auch schon geschlüpft. Walter Kälin ist Vogelschutzobmann beim Ornithologischen Verein Einsiedeln.

LUKAS SCHUMACHER

Als Vogelschutzobmann haben Sie bestimmt ein offenes Auge für die hiesige Vogelwelt. Haben Sie irgendwelche besondere Beobachtungen gemacht? Ja, es ist mir aufgefallen, dass in unserer Region vermehrt Vögel auftauchen, die vorher einfach weg waren … also sie waren schon mal hier und sind dann quasi ausgestorben. Zum Beispiel der Fichtenkreuzschnabel. Ihn trifft man an sonnigen Plätzen an, wo es viele Tannenzapfen gibt. Einmal, als ich auf meiner Alp, umgeben von meinen Ziegen, mit dem Feldstecher längere Zeit in die Weite sah, landete genau dieser Vogel auf meiner Schuhspitze. Er hat mich mit dem Feldstecher und den Geissen dabei wohl nicht als Mensch wahrgenommen. Auch der Turmfalke ist in den letzten vier bis fünf Jahren wieder stark in unserer Region vertreten. Welche Aufgaben nehmen Sie als Vogelschutzobmann wahr? Ich baue unter anderem zahlreiche Nistkästen. Da ich pensioniert bin, hatte ich diesen Winter viel Zeit dafür. Ich und meine Grosskinder, Mitglieder des Ornithologischen Vereins, der Wildhüter zusammen mit Jungjägern sowie Bauern montieren die Nistkästen dann an vielen Orten in der Region und pflegen diese auch. In diese Kästen ziehen dann Turmfalken, Baumläufer und viele andere Vögel ein. Jede Vogelart hat ihren eigenen Nistkasten. Was soll man tun, wenn man einen Jungvogel am Boden findet? Am besten gar nichts. Meistens richtet man mehr Schaden an, wenn man dem Tier hilft, als wenn man es einfach am Boden lässt. Die Eltern kümmern sich auch am Boden um das Tier. Ein Mauersegler kann zum Beispiel nicht vom Boden aus starten. Wenn er gross genug ist, dann kann man ihn packen und in die Luft schmeissen – so gibt man ihm Starthilfe. Diesen April schwanken die Temperaturen stark. Ist dies gefährlich für die Vögel? Wenn viel Schnee fällt, dann haben die Vögel wieder Mühe, Fressen zu finden. Aber sie kommen schon zurecht. Man muss sie jetzt nicht mehr füttern. Die Eier und Jungtiere haben in ihren Nestern warm genug. Kamen Sie selbst mal in die Situation, dass Sie einen Jungvogel aufpäppeln mussten? Ja, ein einziges Mal, doch dies ging leider nicht gut. Wenn man in eine solche Situation kommt, dass zum Beispiel die Vogeleltern tot sind, dann sollte man sich an die Vogelwarte wenden – und sonst sterben die Tiere eben. Das ist der Lauf der Natur. Es ist extrem heikel, einen Vogel aufzupäppeln. Wenn er grösser ist, dann klappt das schon besser.

Welcher Vogel gefällt Ihnen am besten?

Das ist der Rotmilan. Die Art, wie er fliegt, hat eine beruhigende Wirkung. Ich hatte ein solches Tier mal fast gezähmt (lacht). Jedes Mal, wenn ich zum Bienenhaus ging, um die Mausfallen zu kontrollieren, war das Tier sofort zur Stelle, landete einige Meter von mir entfernt und freute sich über die tote Maus aus der Falle.

Kennen Sie alle Vögel unserer Region? Ich kann sehr viele erkennen. Wenn man draussen in der Natur ist, ist es wichtig, die Augen offen zu halten, dann kann man zahlreiche Tiere entdecken. Erich Egli macht das zum Beispiel sehr gut. Seine Tieraufnahmen sind beeindruckend. Es ist übrigens sehr entspannend, einfach dazusitzen und stundenlang nur die Natur zu beobachten. Das sollte man mal gemacht haben. Foto: Lukas Schumacher

Walter Kälin

Jahrgang: 1955 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Pensioniert, Älpler Hobbys: Vögel Tierzucht Nistkästen bauen

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