Schäbig
KOMMENTAR
Christoph Bingisser ist mit sofortiger Wirkung aus dem Bezirksrat zurückgetreten. Mit einem einzigen Satz hat er offiziell (s)einen Strich gezogen. Es gibt keine Erklärung und kein Bedauern. Selbst der Bezirksrat hat mit seinem Schulpräsidenten nicht mehr reden können, seit dieser Ende Januar als Amtsperson so unverhofft von der Bildfläche verschwand. Wo Bingisser in Bezirksämtern war, hinterlässt er eine Leere. Und wohl auch etliche enttäuschte Mitarbeiter und Wähler.
Denn Bingisser war der Prototyp eines aussterbenden Milizpolitikers: Während sich die meisten davor drücken, versuchte er den Spagat, Unternehmertum und öffentliches Engagement zu vereinen. Bingisser erwies sich als Tausendsassa mit Ecken und Kanten. Ein Macher, der auch in Kauf nimmt, Schiffbruch zu erleiden, wie 2018 mit seiner aussichtslosen und letztlich vergeblichen Kandidatur als Säckelmeister.
Die Art seiner Demission ist ein Abschied durch die Hintertür. Er ist einfach zurückgetreten. Doch ist es damit getan? Ein Satz – und fertig?
Man kann Fehler machen. Man kann dafür aber auch geradestehen. Und sei es nur mit einem Wort des Bedauerns, der Reue. Doch so wirkt alles wertlos und billig. Das Amt. Das Kollegialitätsprinzip. Selbst Werte und Überzeugungen.
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VICTOR KÄLIN