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Garten / Landwirtschaft

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«Der Garten dient vor allem der Erholung»

Früher waren in ländlichen Gebieten wie Einsiedeln vor allem Nutzgärten verbreitet. Man säte Blumen, setzte Pflanzen und Sträucher, erntete Gemüse und Beeren, und mähte den Rasen. In den vergangenen Jahren haben sich Gärten vor allem zu Erholungsoasen entwickelt.

VON WOLFGANG HOLZ

«Eigentlich hat die Corona-Epidemie den Garten-Trend der letzten Jahre nochmals gefördert», sagt Gartenbauer Simon Hegetschweiler aus Einsiedeln. Denn in Zeiten von Homeoffice und Kontaktbeschränkungen als Folge des Virus sei das Bedürfnis der Menschen gewachsen, sich im eigenen Garten zurückziehen zu können. Sich in einem angenehmen, abgeschiedenen Ambiente erholen zu können. «Die Leute wollen sich daheim im Grünen hinsetzen und geniessen.» Auch angesichts der Tatsache, dass viele heutzutage berufstätig seien, fehle oft die Zeit, intensiv und aktiv im eigenen Garten zu werkeln. Mehr Schauen und Erleben seien gefragt. Hegetschweiler weiss, wovon er spricht. Der 45-Jährige ist schon seit 25 Jahren Gärtner und betreibt seit 15 Jahren seine eigene Gartenbaufirma in Einsiedeln. Mit insgesamt drei Mitarbeitern erfüllt er die Wünsche seiner Kunden. Zwischen 150 und 200 Gärten hat er in seiner Zeit bereits entworfen und gestaltet – eine stattliche Anzahl. «Mir macht vor allem die Vielseitigkeit meines Berufs sehr viel Spass sowie das Zusammenspiel zwischen Technik und Natur», sagt Hegetschweiler, der Vater einer Patchwork-Familie mit vier Kindern ist. Der Umgang mit Pflanzen bereitet ihm grosse Freude. Wenn es darum geht, wie Gärten heutzutage aussehen sollen, sei vor allem das Ideal des naturnahen Gartens gefragt. «Alles soll so ökologisch wie möglich gestaltet sein – von der Schädlingsbekämpfung bis zum eigenen Gemüsegarten im Hochbeet. Das ist ein sehr positiver und erfreulicher Trend», schildert Hegetschweiler. Andererseits werden die Gärten gerne zusätzlich durch Wasserspiele und Brunnen ergänzt, die plätschern, durch Schattenspender wie grosse Bäume, durch Sonnensegel sowie durch Hecken, um die Abgeschiedenheit des Gartens nach aussen zu garantieren. «Bei heutigen Gärten spielt auch eine gewisse Repräsentativität eine Rolle», erklärt Simon Hegetschweiler. Will heissen: Die Einfahrt und der Abstellplatz für das Auto sollen harmonisch gestaltet sein. Es gibt in modernen Gärten grosse Räume für Sitz- und Liegeplätze. Und was die Auswahl der Pflanzen angeht, liegen z.B verschiedene Gräser oder Garten-Bonsai-Bäume im Trend. «Gräser sind beispielsweise schön anzuschauen, wenn der Wind oder das Licht gewisse Effekte zeigt», so Hegetschweiler. Auch Rasenflächen seien als Aufenthaltsraum sehr wichtig – gerade für Familien mit Kindern, welche den Rasen als Spielfläche nutzen. Nicht zuletzt kommt den Platten, die im Garten verlegt werden, eine gestalterische Rolle zu: «Heute sind vor allem Keramikplatten gefragt», so Hegetschweiler. Natürlich seien nach wie vor auch Natursteinplatten sehr beliebt. Der Einsiedler Gartenbauer hat auf Wunsch auch schon ganz spezielle Gärten entworfen. Wie etwa einen «Liebhaber-Garten» im Alpenstil. «Der Garten ist der schweizerischen Alpenlandschaft mit seinen weiten Flächen aus Alpenrosen und Heidekraut nachempfunden, die Pflanzung besteht aus verschiedenen einheimischen Gewächsen wie Alpenrosen, Wacholder, Eiben oder Calluna gemischt mit blühwilligen Azaleen und Rhododendren », beschreibt Simon Hegetschweiler. Bäume und Sträucher wie Arven, Moorbirken oder Felsenbirnen spenden der flächigen Unterbepflanzung Schatten und geben Struktur. «Die Wege und Plätze auf dem rund 600 Quadratmeter grossen Grundstück in Einsiedeln, welches nur Garten ist, sind mit natürlichen Materialien wie Pinienrinde oder Kies gestaltet. Einfassungen und Absturzsicherungen sind einem Weidezaun nachempfunden. Diese bestehen aus langlebigem Akazienholz.» Die Alpenflora quasi zu Hause im eigenen Garten. «Natürlich spielt auch der klassische Nutzgarten, in dem Gemüse, Kräuter, Beeren und Obst geerntet werden, heutzutage noch eine Rolle», sagt Hegetschweiler. Man würde den Kunden aber oft raten, das Hochbeet beispielsweise nicht zu gross anzulegen. «Denn ein Nutzgarten braucht eben viel Zeit und viel Einsatz.»

Gartenbauer Simon Hegetschweiler

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