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«Der FCE war, ist und bleibt ein Dorfklub

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» Interview mit dem neuen Einsiedler Fussballclub-Präsidenten André Nützel

Seit kurzer Zeit ist André Nützel neuer Präsident des FC Einsiedeln. Gleich zu Beginn hatte er eine schwere Entscheidung mitzutragen. Was er sich alles in seinem Amt vorgenommen hat und wie er die Zukunft des Vereins sieht, sagt er im Interview.

WOLFGANG HOLZ

Herr Nützel, der Vertrag von Manfred Auf der Maur als Trainer der ersten Mannschaft wird bekanntlich nicht verlängert. Warum eigentlich – hat er doch in einer Krisensituation keinen schlechten Job gemacht, und der FC Einsiedeln ist nicht abgestiegen?

Manfred Auf der Maur hat innerhalb der 1. Mannschaft gute Arbeit gezeigt. Verschiedene andere Gründe führten zum Entscheid. Dabei obliegt es der Klubleitung, einen Trainerwechsel detailliert, auch öffentlich zu begründen oder es aus triftigen Gründen, auch in Rücksicht auf den scheidenden Trainer, bei der Feststellung zu belassen, dass ein Trainervertrag nicht verlängert wird. Die Verantwortlichen des FC Einsiedeln haben auch aus Respekt gegenüber Manfred Auf der Maur entschieden, den Entscheid, warum der auslaufende Vertrag nicht verlängert wird, nicht öffentlich zu begründen. Welches sind die langfristigen sportlichen Ziele des FCE? Der FCE verfolgt unter anderem das Ziel, jeder einzelnen Mannschaft die Verwirklichung bestmöglicher sportlicher Leistungen zu ermöglichen. Einige Teams spielen bereits auf sehr hohem Niveau, was für einen Verein im Breitenfussball mit Dorfcharakter schon sensationell ist. Nebst der Vermittlung von Freude am Fussballspielen hat der FCE immer auch den Aufbau von Leistungsträgern, von den Junioren bis zu den Aktiven, im Blick. Über allem steht beim FCE der Breitensportgedanke, all jenen das Fussballspielen zu ermöglichen, die Freude daran haben, ohne eine Fussballkarriere anstreben zu wollen. Man hört immer wieder, dass von Vereinsseite beziehungsweise von Vorstandsseite gewünscht wird, dass möglichst viele Spieler aus dem Klosterdorf in der ersten Mannschaft zum Einsatz kommen sollen. Stimmt das – und wenn ja, führt das nicht zwangsläufig dazu, dass der FCE absteigen wird? Der Wunsch nach Spielern aus dem Klosterdorf beziehungsweise der Region wurde immer wieder betont, nicht nur vonseiten des Vorstands. Ist es nicht erfreulich, wenn unsere Fans auf das Rappenmöösli kommen und den Sohn des Nachbarn, den Enkel oder den früheren Schulkameraden in der 1. Mannschaft spielen sehen? Dann ist der persönliche Bezug zum Verein grösser. Eine Mannschaft mit vorwiegend Spielern aus der Region führt wohl kaum zwangsläufig zu einem Abstieg, warum auch? Diesbezüglich weise ich darauf hin, dass der Aufstieg in die 2. Liga Interregional mit mehrheitlich «eigenen» Spielern geschafft wurde.

Soll der FCE also einfach ein Dorfklub bleiben oder könnte man sich langfristig, eben auch mit auswärtiger Beteiligung, vorstellen, höherklassig zu spielen?

Ja, der FCE war, ist und bleibt ein Dorfklub. Die uns momentan zur Verfügung stehende Infrastruktur – zwei Rasenplätze und kein meisterschaftstauglicher Kunstrasen – sowie die aktuellen zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel lassen einen höherklassigen Spielbetrieb gar nicht zu. Sie sind seit Kurzem neuer Präsident des FCE, nachdem Sepp Kälin aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niedergelegt hat. Haben Sie sich schon gut eingelebt? Diese Frage kann ich Ihnen nach der kurzen Zeit im Amt verständlicherweise nicht ausreichend beantworten. Nachdem neben Sepp Kälin auch Cécile Winet aus gesundheitlichen Gründen nach über 25 Jahren den Vorstand verlassen musste, möchte ich in erster Linie auch zu meiner Gesundheit Sorge tragen. Nicht jeder Entscheid von Vorstandsseite wird von allen verstanden, dies war mir bewusst, als ich mich bereiterklärte, das Amt des Präsidenten zu übernehmen. Unterschiedliche Meinungen gab es schon immer und wird es in Zukunft geben. Jeder Ansicht und jedem Vorschlag kann man in einem komplexen Umfeld wie beim FCE verständlicherweise nicht zustimmen. Dass dies in der über 60-jährigen Vereinsgeschichte des FC Einsiedeln schon vorgekommen ist, wird den meisten langjährigen Vereinsmitgliedern bestimmt in bester Erinnerung sein. Was sind Ihre persönlichen Ziele, was sind die Ziele des Vereins?

Mein persönliches Ziel ist es, ein Präsident für alle, den gesamten Verein zu sein. Es freut und begeistert mich, das Leuchten in den Augen der kleinsten Junioren zu sehen, wenn diese mit ihren viel zu grossen Trikots auf das Spielfeld laufen, die ambitionierten Junioren bei attraktiven Spielen zu unterstützen, Spiele der Juniorinnen und Damen zu besuchen, bei denen es auf dem Spielfeld viel ruhiger zur Sache geht als bei den Herren. Es freut mich auch, die 1. Mannschaft auf und neben dem Spielfeld zu motivieren und zu begleiten, möglichst viele Spiele der 2. und 3. Mannschaft zu besuchen und nicht zuletzt mit den Senioren am Freitagabend nach dem Match gemeinsam anzustossen. Auch zu Zielen des Vereines gehört, allen Interessierten und Fussballbegeisterten aus der Region die Möglichkeit geben, ihrem Hobby zu frönen und sich an einem funktionierenden Clubleben beteiligen zu können. Spass und Freude am Fussball stehen an erster Stelle.

Wie erleben Sie als Fussballfunktionär, aber auch als leidenschaftlicher Fussballer derzeit die Corona-Pandemie? Mir fehlen vor allem der soziale Kontakt zu den Klubmitgliedern und den treuen Fans, Rituale wie «Shake Hands» vor und nach einem Match, ein Handschlag zur Begrüssung auf der Tribüne, ein Händedruck mit den Junioren zur Begrüssung beim Training. All das vermisse ich sehr. Die Coronaschutzmassnahmen des FCE werden von allen Mitgliedern und Besuchern eingehalten und respektiert. Wie sieht es denn angesichts der momentan schwierigen Zeiten in Sachen Sponsoren beim FCE aus? Mir sind bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Abgänge von Sponsoren mitgeteilt worden. Das freut mich ausserordentlich und ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Sponsoren bedanken, die dem FC Einsiedeln auch in der momentan schwierigen Zeit die Treue halten und ihn weiterhin unterstützen. Wann glauben Sie, rollt im Rappenmöösli wieder der Ball in der Liga – sofern es irgendwann mal aufhört zu schneien? Die Mannschaften der Juniorenabteilung sind bereits seit letztem Wochenende im Meisterschaftsmodus, zurzeit aber leider nur auswärts. Ob bereits dieses Wochenende die ersten Spiele ausgetragen werden können, wird noch entschieden. Unser Platzwart Peter Gasser ist jedoch sehr zuversichtlich, dass der Ball auf dem Rappenmöösli ab dem 24./25. April wieder rollen wird. Für die Mannschaften, bei denen Spieler über 20 Jahre eingesetzt werden dürfen, sind letztlich nicht die Platzverhältnisse massgebend, sondern die Lockerungen, auf die wir alle sehnlichst warten.

Seit kurzer Zeit im Amt: FCE-Präsident André Nützel. Foto: zvg «Unterschiedliche Meinungen gab es schon immer und wird es in Zukunft geben.»

André Nützel, FCE-Präsident

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