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Leben und leben lassen

Einsiedeln. 8. April 1896. (Eingesandt) Ich bitte den Anzeiger höflichst zu entschuldigen, wenn eine Krämerin aus den Ständen auch öpis in den Anzeiger schreibt, denn kaum hörte man letzte Woche es werde durch unsern grössten Einsiedler-Herren und einige andere grosse Geschäftsleute zum direkten Schaden eines einfachen Bürgers noch ein solches Panorama eröffnet, so liest man im letzten Anzeiger schon wieder ein Gesuch um einen Bauplatz oder ein Lokal für eine vierte Schaubude, welche alles andere übertreffen soll. Da hört jetzt aber doch alles auf und es sollte amtlich eingeschritten werden, denn eine Stadt mit lauter Vergnügen und Unterhaltungen oder ein Schaubudenplatz ist Einsiedeln nicht und darf es nicht werden. Dass Jedermann, der zur Kirche herauskommt oder bei Prozessionen, sowie die in die Kirche einund ausziehenden Pilger stets an solche Schaubude direkt auf dem Hauptplatz hinsehen müssen, passt sich nicht und schadet Einsiedelns Ruf als Wahlfahrtsort. Warum wir Krämerinen uns an dieser Geschichte aber aufhalten, das ist weil wir uns sagen, je mehr solche Buden, desto weniger lösen wir. Die Wirte sind mit ihren guten Wirtschaften auch noch unzufrieden und errichten alle noch Läden und jetzt sollen dieselben noch entschlossen sein jeder in seine Stube einen Gukkasten auch mit so Helgen aufzustellen. Wer ist nun Schuld an all dieser Aufregung?

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