Doppelt im Nachteil
KOMMENTAR
Die Anzahl der Asylgesuche lag 2020 in der Schweiz auf einem historischen Tiefstand. Auch in Einsiedeln sinkt die Zahl der Asylsuchenden, die der Bezirk zu betreuen hat, laufend. Auf der anderen Seite macht die Integration der Flüchtlinge, die definitiv im Klosterdorf bleiben dürfen, Sorgen: Die berufliche Eingliederung stösst auf immer mehr Hindernisse. Einerseits haben Menschen ohne Ausbildung wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt, weil es die klassischen Hilfsarbeiterjobs kaum mehr gibt. Andererseits kommt nun noch die Corona- Pandemie hinzu, die vor allem im Gastgewerbe Arbeitsplätze vernichtet.
Im Bezirk Einsiedeln sind Flüchtlinge mit dem Faktum konfrontiert, dass eine gesellschaftliche Integration zumeist über die berufliche verläuft: Wer keinen Job hat, verliert den Anschluss an die Gesellschaft, wird abgehängt. Hier verschwinden denn auch die Unterschiede zwischen Schweizern und Ausländern: Langzeitarbeitslose haben grundsätzlich geringe Chancen, sich jemals wieder in den Arbeitsmarkt integrieren zu können. Aufgrund eines durch die Digitalisierung weiter voranschreitenden Arbeitsplatzabbaus ist guter Rat teuer: Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist abgelehnt worden – und ein anderes gesellschaftliches Modell ist weit und breit nicht in Sicht.
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MAGNUS LEIBUNDGUT