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Dank Schnee keine Schlangen

Dank Schnee keine Schlangen Dank Schnee keine Schlangen

Corona-Gratisselbsttest erfreut sich grosser Nachfrage in Einsiedler Apotheken

Mittwoch war landesweit Tag eins der Abgabe von Corona-Selbsttests in den Apotheken. In Einsiedeln ergatterten bereits zahlreiche Kunden ihre fünf Gratistests für einen Monat. Und das, ohne lange warten zu müssen.

WOLFGANG HOLZ

«So mancher Kunde hat schon am Vortag bei uns angerufen und gefragt, ob man am besten schon morgens um sechs Uhr vor der Apotheke Schlange stehen solle, um auch ja einen der Corona- Gratistests zu erhalten», berichtet Michael Moser, Geschäftsführer der Einsiedler Apotheke im Migroseinkaufszentrum. «Dank dem vielen Schnee war aber heute Morgen dann gar nicht so viel los», sagt er gut gelaunt. In anderen Apotheken in der Schweiz mussten sich Testwillige dagegen mühsam in extra Warteschlangen in den Apotheken einreihen. Nicht so in Einsiedeln.

Kartenserver überlastet

Bis 14 Uhr waren es dann rund 300 Personen, so Moser, die sich in seiner Apotheke einen der Plastikbeutel mit je fünf Gratistests abholten. So viele Tests sind bekanntlich kostenlos pro Monat pro Person erhältlich, um zu Hause zu überprüfen, ob man sich mit Corona angesteckt hat oder nicht. Lediglich die Krankenkasse-Versicherungskarte muss man vorzeigen – und schon ist man im Besitz eines «Test-Kits». Wobei die Registrierung der Versicherungskarten nicht sofort reibungslos verlief – infolge des nationalen Ansturms waren die Computerserver überlastet.

«Die Leute sind sehr wissbegierig und erkundigen sich genau, was es mit dem Test auf sich hat», berichtet Moser. Beispielsweise sei gefragt worden, ob der Corona-Check tatsächlich für zu Hause gedacht sei oder ob dieser vor Ort in der Apotheke zu absolvieren sei. «Der Gratistest ist klar für daheim konzipiert – für Personen, die keine Corona-Symptome aufweisen», erklärt der Apotheker.

Zwei Zentimeter tief ins Nasenloch Der Selbstversuch verläuft relativ einfach und hygienisch: Mit dem Wattestäbchen zwei Zentimeter tief, zweimal mit je vier Umdrehungen, in jedes Nasenloch gewedelt. Dann den Schleimabstrich in einem Plastikröhrchen zehnmal in einer farblosen Flüssigkeit umgerührt und schliesslich per Tropfenspender viermal aufs «Teststreifenlöchli » geträufelt.

Dann wird es allerdings spannend: Sind nämlich nach einer Viertelstunde zwei Kontrolllinien zu sehen, ist man coronapositiv, färbt sich nur eine Linie, lautet das Ergebnis: negativ. «Wenn keine Kontrolllinie sichtbar wird, ist das Ergebnis als ungültig zu betrachten», heisst es nüchtern in der Kurzanleitung für den Gratistest. Mit einem zufriedenen Lächeln quittiert man am Ende gerne das positive, sprich: negative Resultat.

465 Tests abgegeben

Auch in der Medbase Engel-Apotheke an der Hauptstrasse in Einsiedeln verläuft die Abgabe der Gratistests in ruhigen Bahnen. «Wir haben insgesamt 465 Tests am ersten Tag an unsere Kunden verteilt», sagt die Geschäftsführerin und Apothekerin Judith Robatscher. Wobei man versucht habe, die Tests ein bisschen zu «streuen», damit möglichst viele Einsiedler Haushalte in den Genuss der Gratistests kommen. «Viele unserer Kunden sind diesen Tests gegenüber sehr positiv aufgeschlossen und wollen auf Nummer sicher gehen», erklärt die Apothekerin. Im apothekeneigenen Covid-19-Testzentrum seien übrigens seit letzten Dezember vor Ort rund 200 Personen auf Corona getestet worden. «Wie viele Gratistests wir in den nächsten Tagen jeweils ordern, hängt von der weiteren Nachfrage ab», so Robatscher.

Gefülltes Lager Die Einsiedler Apotheke im Migroszentrum hat offensichtlich schon reichlich Tests am Lager. «Wir haben 10’000 Tests eingekauft », verrät Moser. Fünf Tests kosten die Apotheken 30 Franken, die sie erstmal vorstrecken müssen. Später würden die Apotheken von den Krankenkassen dafür rund 60 Franken rückvergütet bekommen.

«Im Moment ist das aber noch kein Geschäft, weil wir über Ostern mit zusätzlichem Personal und mit Überstunden die ganzen Lieferungen umpacken mussten. Ausserdem haben wir die Beipackzettel selbst erstellt», versichert Moser. Für ihn bedeuten diese neuen Gratisselbsttests unterm Strich eine sinnvolle Ergänzung neben den anderen Coronaschutzmassnahmen. «Auf diese Weise können wir solche Personen herausfiltern und isolieren, die stille Träger des Virus sind.» Er selbst hat sich seit dem ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr schon rund 20 Mal auf Corona testen lassen. «Man will einfach auf Nummer sicher gehen bei Erkältungssymptomen wie Halsschmerzen und Husten», erklärt Michael Moser. Und nicht nur er liess sich testen. Im Covid-Test-Center- Container der Apotheke hinter dem Migroseinkaufszentrum haben sich laut Moser seit Ende November letzten Jahres schon 2138 Personen in Einsiedeln testen lassen.

Fragen bleiben bestehen «Gut gelaufen» – so lautet auch die Bilanz von Apotheker Albert Kälin von der Paracelsus-Apotheke im Klosterdorf. Er hat am Mittwoch rund 500 Gratisselbsttests an Kunden abgegeben. «Wenn es den Leuten hilft, um sich sicherer zu fühlen, ist das eine gute Sache», befürwortet er die Aktion. Trotzdem seien damit nicht alle Probleme in Sachen Coronaprävention vom Tisch. Zum einen seien die Tests «sehr ungenau». «Und was etwa macht der Einzelne tatsächlich, wenn er sich positiv getestet hat? Geht er dann auch wirklich in Quarantäne?»

Alle fünf Corona-Gratistests sind negativ: Momentaufnahme in der Redaktion des Einsiedler Anzeigers. Foto: Lukas Schumacher «Viele unserer Kunden sind diesen Tests gegenüber sehr positiv aufgeschlossen und wollen auf Nummer sicher gehen.»

Judith Robatscher Medbase Engel-Apotheke

«Auf diese Weise können wir solche Personen herausfiltern und isolieren, die stille Träger des Virus sind.»

Michael Moser Einsiedler Apotheke

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