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Snackbar

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ZWISCHENLUEGETEN 3

IDA OCHSNER

In Zeiten der Corona-Pandemie hat in einigen Lebensbereichen wieder Normalität Einzug gehalten. Ich denke da an unsere Nahrungsversorgung: Ein Anruf genügt beim Lieferservice und das Essen steht vor der Tür.

Das Abholen fertiger Speisen war schon im alten Rom gängige Praxis, aber aus anderen Gründen. Der einfache Römer hauste in einer mehrgeschossigen Mietskaserne ohne fliessendes Wasser und Küche. Also holten sie Fertiggerichte aus Garküchen und Imbissbuden, die an jeder Ecke zu finden waren. Überall, selbst in den Provinzstädten des römischen Imperiums, herrschte eine Vorliebe auf diese antike Variante von «Fast Food». Erst jüngst wurde eine solche Snackbar ausgegraben, die man recht gut rekonstruieren konnte: da war ein L-förmiger Steintresen mit eingelassenen Tonkrügen, in denen das Essen durch Feuer warmgelassen wurde. Die Theke war gelb bemalt von Bildern von Tieren. Vom Seepferdchen bis zum Wildschwein, Hühner, Ziegen, Enten, Fische und Schnecken liebten und assen die Römer alles.

Bei den Arbeiten fanden die Archäologen auch menschliche Knochen! Den ersten Feststellungen nach muss es ein etwa 50-jähriger Mann gewesen sein, der hinter dem Tresen gearbeitet hat, vermutlich zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs von 79 nach Christus. Im lebensfroh-frivolen Pompeji waren zum Teil recht deftige Ritzinschriften erhalten geblieben. So auch die in dieser Garküche und Snackbar. Dort wurde der kleine lateinische Text: «Nicias schamloser Scheisser » gefunden. Ob besagter Nicias Besitzer des Lokals war oder ob ein unzufriedener Gast sich mit seinen Kritzeleien dort verewigt hat, bleibt ein Geheimnis … * Ida Ochsner (62) verlobt mit Heiri Strohmayer (65), einem steirischen Winzer. Ida besucht seit Jahren in der Volkshochschule (VHS) Kurse über Antike Kulturen.

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