Veröffentlicht am

Im Schlussgang den Spiess umgedreht

Im Schlussgang den Spiess umgedreht Im Schlussgang den Spiess umgedreht

Kleiner Frühjahrsschwinget in Ibach am Ostermontag

Obschon keine Zuschauer zugelassen waren, durfte sich die Schwingerarbeit der 16- bis 20-Jährigen in den vier Sägemehlringen sehen lassen. Im Schlussgang bodigte Noe van Messel nach zwei Minuten den Berner Gast Adrian Walther mit Kurz und revanchierte sich damit für die Niederlage zum Auftakt.

WERNER SCHÖNBÄCHLER

Ist ein Schwingfest ohne Zuschauer noch ein Schwingfest? Diese Frage stellten sich viele Schwingerexperten. Schwingen ist nämlich ein Volksfest. Doch aus bekannten Gründen steht jetzt ganz allein der Sport im Mittelpunkt. Nun müssen die beliebten Schwingfeste ohne Zuschauer und mit Schutzkonzepten stattfinden. Zugelassen sind bis auf Weiteres nur Jungschwinger bis 20 Jahre, Betreuer und Funktionäre sowie Helfer des Organisationskomitees, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Erstes «Geisterschwingfest»

Das erste Schwingfest mit solchen Auflagen fand in der Innerschweiz in Ibach satt. Es war das erste sogenannte Geisterschwingfest. Ohne Zuschauer, ohne Stimmung, ohne Jubel und Klatschen aus der Konserve wie bei Profi-Veranstaltungen.

Der Anlass in Ibach wurde so präsentiert, wie er tatsächlich sein muss. Alles andere wäre schlichtweg unauthentisch gewesen. Die Schutzmassnahmen wurden von den Organisatoren in aller Konsequenz durchgesetzt. Damit müssen sich die viele Schwingerfreunde landauf, landab vorderhand wohl noch eine Zeitlang abfinden. Die Atmosphäre fehlte sicher etwas. Der Funke, der sich oftmals von den Rängen auf die Schwinger überträgt, lässt sich durch nichts ersetzen. Ibach hat gezeigt, dass Schwingfeste ohne Zuschauer nicht im Ansatz so sein werden, wie man sie kennt und mag – nämlich voller Emotionen und mit Stimmung auf den vollbesetzten Tribünen. Doch die Organisatoren haben bewiesen, dass Schwingfeste in dieser besonderen Lage auch so machbar sind. «Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen, dass wettkampfmässig geschwungen werden kann», sagte OK-Präsident Edi Kündig. Die Umsetzung des Schutzkonzeptes sei für die Organisatoren eine grosse Herausforderung gewesen.

Emotionen bei den Zweikämpfen Man hörte auf dem Schwingplatz die Rufe der Schwinger und Betreuer, die normalerweise untergehen. Obschon sich viele fragten, wie sich Corona auf den Schwingernachwuchs auswirkt, braucht man sich darüber keine allzu grossen Sorgen zu machen.

Es hätten wohl noch mehr Jungschwinger teilgenommen, wenn die Anzahl von den Organisatoren nicht beschränkt worden wäre. Die letztlich 102 Teilnehmer gingen mit viel Herzblut zur Sache, ohne grosses taktisches Geplänkel. Doch wurde auch mit Kopf und Taktik geschwungen, besonders von den älteren Schwingern. Es war aber zu sehen, dass sich alle sichtlich freuten, nach einem über einjährigem Unterbruch wieder in die breiten Zwilchhosen steigen zu dürfen.

Noe van Messel und der Berner Gast Adrian Walther drückten dem Anlass den Stempel auf. Die beiden Kranzer standen sich zum Auftakt gegenüber. In einer lebhaften Begegnung konnte sich der Berner durchsetzen. Nach diesem Ausrutscher drehte der Unterlegene mächtig auf und kam zu vier Siegen. Um die Schlussgangteilnahme bodigte er den Schwyzer Bruno Suter.

Scheinbar sicherer Sieg Nach vier Siegen schien Adrian Walther einem sicheren Sieg entgegenzusteuern. Doch im nächsten Durchgang musste er etwas unerwartet mit dem Luzerner Fabian Scherrer die Punkte teilen. Dennoch erreichte er die Endausmarchung. Im Schlussgang setzte van Messel alles auf eine Karte und hatte damit Erfolg. Der 19-jährige Student, der im Winter als Bobfahrer unterwegs war, sagte zu seinem Auftritt: «Zu Beginn war ich zu wenig konzentriert und lief Adrian Walther prompt ins Messer, was mich wachgerüttelt hat. Der Sieg bedeutet mir nach einem 18-monatigen Unterbruch sehr viel.» Auf den nächsten Plätzen klassierten sich Marc Lustenberger und Roman Wandeler zwei Luzerner. Bester Schwyzer blieb Lukas von Euw auf dem vierten Rang.

Steinauer mit Auszeichnung

Da es keine Alterskategorien gab, mussten besonders die 16und 17-Jährigen hartes Brot essen. Von den sechs Jungschwingern des Schwingklubs Einsiedeln holte sich der Willerzeller Kevin Steinauer die Auszeichnung. Eine noch bessere Klassierung vergab er mit dem Gestellten gegen Tim Lustenberger im letzten Gang.

Pech hatten Jan Walker und Florian Grab, denen lediglich ein Viertelspunkt für die Auszeichnung fehlte. Der 16-jährige Bennauer Jan Walker kam nach einem verhaltenen Anschwingen im Ausstich zu zwei Siegen. Trotz seines Sieges im alles entscheidenden Gang reichte es Florian Grab nicht ganz. Remo Marty, Marco Reichmuth und Mauro Kryenbühl, alle erst 16 Jahre alt, erreichten den Ausstich.

Am Ende ist er der Sieger: Noe van Messel setzt sich beim Frühjahrsschwinget in Ibach durch. Fotos: zvg

Spannender Schlussgang zwischen Noe van Messel (im Vordergrund) und Adrian Walter.

Share
LATEST NEWS