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Einzelne Lernende werden im Stich gelassen

Mitte Mai finden die Lehrabschlussprüfungen der Restaurantfachleute statt. Tanja Posch, Berufskundelehrerin am Berufsbildungszentrum Pfäffikon, verrät, dass im Lockdown längst nicht alle Lernenden gut betreut werden.

SILVIA GISLER

Seit dem 22. Dezember müssen Restaurantbetriebe in der Schweiz geschlossen bleiben. Immerhin dürfen sie seit Kurzem wieder für Arbeiter öffnen – unter strengen Auflagen versteht sich. Der zweite mehrmonatige Beizen-Lockdown innert eines Jahres ist zweifelsfrei eine ungewöhnliche Situation für alle Beschäftigten in der Gastronomie. Während manche mit der Situation hadern, geniessen andere die neugewonnene Freizeit. Doch wie ergeht es den Auszubildenden in der Branche? Wie bereiten sich zum Beispiel angehende Restaurantfachleute auf die im Mai bevorstehenden Lehrabschlussprüfungen vor?

Fünf Tage die Woche im Lehrbetrieb

Tanja Posch ist Fachlehrerin am Berufsbildungszentrum Pfäffikon (BBZP) und unterrichtet dort aktuell zehn vor der LAP stehende Restaurantfachleute. Im Vergleich mit den Auszubildenden in Zürich würden sich die Schwyzer mit der aktuellen Lockdown-Situation noch recht gut schlagen.

«In Zürich sind die Lernenden wesentlich deprimierter und lustloser im Unterricht als hier», sagt sie. Vielleicht komme dies auch daher, dass rund die Hälfte ihrer Schwyzer Schüler in einem Hotelbetrieb arbeiten und somit beschäftigt werden können. «Ich habe Schüler, die fünf Tage die Woche in den Lehrbetrieb müssen », sagt Posch.

Es gebe aber auch einzelne Lernende, die seit Dezember nichts von ihren Ausbildungsbetrieben gehört haben, was Tanja Posch nicht nachvollziehen kann. Weshalb dies so sei, wisse sie nicht. Sie sei zu weit weg von den einzelnen Betrieben. «Aber ich verstehe nicht, dass sich diese Gastronomen aktuell nicht die Zeit nehmen, um 1:1 mit ihren Lernenden zu üben.» Freie Zeit wird nicht zum Lernen genutzt Eine direkte Auswirkung auf das Lernverhalten habe die Corona- Pandemie ihren Beobachtungen zufolge nicht. «Obschon die Lehrlinge nun mehr Zeit zum Lernen hätten, spüre ich nicht, dass sie diese tatsächlich zum Lernen nutzen.» Für die bald 50-jährige Posch ist dies schwer zu verstehen. Aber auch sie sei einmal 17 gewesen und habe immer alles auf den letzten Drücker gemacht. Zudem spüre sie, dass in der Abschlussklasse eine Art Lern-Lethargie eingekehrt sei. Vielen fehle die Struktur eines geregelten Tagesablaufes. «Es wäre gut, wenn die Lernenden regelmässig in den Lehrbetrieb müssten», ist sie überzeugt. Die Erst- und Zweitlehrjahrlernenden seien hingegen sehr motiviert, betont die Lehrerin.

Mehr Zeit für praktische Übungen in der Schule

Ihren Unterricht hat Posch situationsbedingt angepasst. «Ich stelle den Schülern mehr Zeit für die Dinge zur Verfügung, die sie coronabedingt nicht in der Praxis üben können.» So zum Beispiel das Verkaufen, was in diesem Beruf und folglich auch an der LAP sehr wichtig sei.

Trotz Corona-Pandemie gebe es nicht mehr oder weniger Lernende, die auf der Kippe stehen würden. «Aber natürlich hat es die Schwächeren noch ein bisschen weiter zurückgespült.» Für sie könne Corona das Zünglein an der Waage sein. Entsprechend hätten auch ein paar Schüler gehofft, dass es keine Prüfung geben werde. Dies sei aber nicht geplant. Die Prüfung werde – Stand jetzt – stattfinden. Es stelle sich nur noch die Frage, ob mit oder ohne Gäste. «Mein Ziel ist es nun, den Lernenden Sicherheit zu geben.»

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