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«Obwohl es mir überall gefallen hat, war Einsiedeln immer mein Wunsch»

«Obwohl es mir überall gefallen hat, war Einsiedeln immer mein Wunsch» «Obwohl es mir überall gefallen hat, war Einsiedeln immer mein Wunsch»

Sein Berufsleben lang blieb Markus Oechslin seinem Arbeitgeber treu. Morgen Mittwoch geht er als Leiter der Einsiedler Geschäftsstelle der Credit Suisse in Pension.

VICTOR KÄLIN

Es war ein Start ins Berufsleben von Null auf Hundert: Als «kleiner Landbub aus Egg» hat Markus Oechslin 1975 seine Banklehre nicht irgendwo begonnen, sondern am SKA-Hauptsitz am Paradeplatz, im Epizentrum der Schweizer Bankenwelt! Der 17-jährige Lehrling «wusste nicht genau, was mich in Zürich erwartet». Doch Lochkarten und Sparhefte, Relikte einer längst vergangenen Zeit, sind ihm heute noch geläufig. Da es damals von Einsiedeln nach Egg frühmorgens keinen Bus gegeben hat, sei er Wochenaufenthalter in Zürich geworden. Aber dort geblieben ist er nicht.

«Wie ein Heimkommen» 1980 wechselte er, wie viele Einsiedler vor und nach ihm, zur SKA nach Wädenswil, wo er dem Schalterdienst zugeteilt wurde. Bis heute sei er immer «an der Front geblieben», erzählt er nicht ohne Stolz. «Kundenkontakte, das liebte ich über all die Zeit.» Über Lachen kam er am 1. März 1997 nach Einsiedeln. Das war das Jahr des Zusammenschlusses der Schweizerischen Kreditanstalt SKA mit der Schweizerischen Volksbank SVB, woraus später dann die Credit Suisse werden sollte.

«Es war wie ein Heimkommen », erinnert sich Oechslin. «Obwohl es mir überall gefallen hat, war Einsiedeln immer mein Wunsch.» Nicht mehr pendeln zu müssen, empfand und empfindet er noch heute als Lebensqualität. Als Nachfolger seines damaligen Vorgesetzten Erwin Kälin wurde Markus Oechslin 2007 zum Geschäftsstellenleiter befördert. Immer im Dienst des andern

Auch als neuer Chef vor Ort war ihm eine «vertrauensvolle, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Kunden» ein Hauptanliegen. Für ihn standen die Kunden immer im Vordergrund: «Gegenseitiges Vertrauen ist in unserem Job das höchste Gebot. » Markus Oechslin muss diese Aufgabe mit Bravour gemeistert haben. Die Kunden jedenfalls dankten es ihm mit langjähriger Verbundenheit und nicht selten sind aus Kundenbeziehungen Freundschaften entstanden.

Immer sei er für andere da gewesen, fasst der heute 63-Jährige sein Wirken zusammen. Als Privatkundenberater stellte er sich in den Dienst der Bankkunden, als Bezirks-Säckelmeister in den Dienst der Bürger und als Quartiermeister in den Dienst der Soldaten. Es war nicht nur ein Geben, sondern auch ein Nehmen: Von diesem Netzwerk habe er «bis heute unheimlich profitieren können».

Beruf und Berufung Trotz seiner beruflichen Auslastung stellte sich Markus Oechslin mit grosser Verantwortung jahrzehntelang der Öffentlichkeit zur Verfügung – im Viertel Egg, im Dorf, im Bezirksrat, in der Kirchgemeinde. In seinen zwölf Jahren als Einsiedler Bezirksrat, wovon Säckelmeister von 1998 bis 2008, wechselte er für Sitzungen unzählige Male die Strassenseite: Vom «Schlüssel » zum Rathaus und wieder zurück. «Das geht nur, wenn man vor Ort arbeitet.» Und wenn ihm – in diesem Fall seine im Januar 2020 verstorbene Erika – «eine starke Frau den Rücken freihält ».

Im Gespräch mit Markus Oechslin spürt man seine Freude am Beruf, vielmehr die Berufung, sich auch nach 46 Dienstjahren (!) für seine Kunden einzusetzen. Mit der ihm eigenen Bescheidenheit lässt er doch nicht unerwähnt, dass man «in Zürich auf seine Stimme gehört» habe. Nur in seltenen Fällen sei seine Empfehlung ungehört verhallt.

Nachfolge steht bereit Warum dann mit 63 eine Frühpensionierung? Auch hier spricht der Pragmatiker: «Eine Nachfolge stand bereit und ich wollte ohnehin schon immer etwas früher aufhören.» So einfach ist das – wenn nur das Loslassen «von den über Jahrzehnten liebgewonnenen Kunden» nicht wäre. Ob er seinen Entscheid noch nicht bereut hat? «Das werde ich dann sehen», sagt er lachend. «Bisher hatte ich noch keine Zeit, darüber nachzudenken.» Überhaupt die Zeit: «Es kommt mir vor, als wären es nur halb so viel Bank-Jahre gewesen. » Die Zeit laufe schnell, sinniert Oechslin. «Umso wichtiger ist es, sie sinnvoll zu nutzen.»

«Ich will meinen Kunden auch nach der Pensionierung in die Augen sehen können»: Markus Oechslin, scheidender Leiter der CS-Geschäftsstelle in Einsiedeln.

Foto: Victor Kälin

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