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«Trotz Corona ein guter Winter»

«Trotz Corona ein guter Winter» «Trotz Corona ein guter Winter»

Skilifte in der Region ziehen weitgehend eine positive Bilanz – allerdings nicht alle

Der Ansturm auf die Skilifte war aufgrund der guten Schneelage in diesem Winter enorm. Und das trotz der Pandemiebeschränkungen. Manche Skilifte in der Region haben nun sogar bis Ostern geöffnet. Indes stimmt der Umsatz nicht bei allen. Allein die Hoch-Ybrig AG verzeichnet Verluste von rund 35 Prozent.

WOLFGANG HOLZ

Unglaublich! Wer an einem sonnigen Sonntagnachmittag diesen Winter im Brunni zum Skifahren gehen wollte, musste zuerst mal einen Parkplatz finden. Rechts und links der Strasse sind alle Plätze besetzt. Wer eine Lücke für sein Auto erspäht hatte, auf den wartete schon die nächste Unwägbarkeit: Ergattert man aufgrund der Kapazitätsbeschränkungen überhaupt noch eine Liftkarte?

In Scharen auf der Piste

So mancher musste nämlich ohne Schneevergnügen wieder nach Hause fahren – oder eben mit dem willigen Nachwuchs zwei, drei Male den Hang hochstapfen, um wenigstens ein paar Schwünge gemacht zu haben. Ohne Online-Reservation wurde der Skiausflug zum Vabanque- Spiel.

Keine Frage. Dieser Corona- Winter trieb die Skifans trotz Pandemiebeschränkungen in Scharen auf die Skipisten in der Region. «Wir sind zufrieden mit dem Umsatz und den Besucherzahlen », sagt Urs Birchler vom Skilift Brunni-Haggenegg – der inzwischen geschlossen ist. «Trotz Corona war es ein guter Winter, wir haben immer viele Leute gehabt. Wobei viele auch zum Schneeschuhlaufen in die Höhe der Mythenregion gefahren sind», berichtet Birchler. Der Corona-Winter sei vom Ergebnis durchaus mit der Saison 2018/2019 vergleichbar. Es schmerzen ihn lediglich die elf Tage im Dezember über Weihnachten, an denen alle Lifte wegen Corona nicht in Betrieb genommen werden durften.

Das sieht auch Raphael Auf der Maur so, der den Skilift Brunni auf der anderen Seite des Talkessels betreibt. «Durch den pandemiebedingten Ausfall des Lifts über Weihnachten fehlt uns etwa ein Drittel des Umsatzes.» Doch auch bei ihm fällt die Bilanz des vergangenen Winters sehr positiv aus. Ab dem zweiten Januar sei das Geschäft vor allem an den Wochenenden sehr gut gelaufen, man habe sogar zahlreiche Skifans wegen der Kapazitätsbeschränkungen abweisen müssen.

Viele Online-Buchungen «Deshalb hat die Zahl der Online- Buchungen stark zugenommen », so Auf der Maur. Da diese «Nur-Zwei-Drittel-Besucher »-Limite vom Kanton inzwischen aufgehoben wurde, und die Schneelage nach wie vor hervorragend sei, lässt er den Brunni-Lift an den Wochenenden bis Ostermontag weiterlaufen.

Gleiches gilt für den Skilift Sattelegg. «Wir haben weiterhin bis Ostermontag offen – auch mittwochnachmittags», gibt Sabrina Kessler Auskunft. «Wir sind zufrieden mit diesem Winter, er war wirklich gut.» Zwar habe man nicht solche Spitzentage wie in normalen Skisaisons erzielen können, aber man könne nicht jammern. Da am Skilift Sattelegg Morgenund Nachmittagskarten verkauft werden, sei es auch nie zu Wegweisungen von Skifahrern gekommen.

Der Skilift Schnabelsberg in Bennau erlebte ebenfalls einen wahren Besucherboom. «Wir konnten den Lift an 55 Tagen laufen lassen», lässt Fritz Kälin wissen. Es sei schön gewesen, den Skilift so oft in Betrieb nehmen zu können. Dennoch ist er unterm Strich mit dem Umsatz im Corona-Winter nicht zufrieden. Grund: Er habe das Restaurant am Schnabelsberg nie öffnen können. «Und ohne Gastronomie geht der Umsatz für einen so kleinen Lift nicht auf.» Leider fast ohne Gastronomie

Ähnlich sieht es Walter Holdener vom Skilift Roggen in Oberiberg. «Ohne Corona wäre es eine sensationelle Saison gewesen, weil die Schneelage so hervorragend war», blickt er zurück. Doch der Ausfall über Weihnachten und die Schliessung des Restaurants seien ein Schlag ins Konto gewesen.

«Wir haben zwar immer wieder Take-Away angeboten – doch unterm Strich verbucht die Gastronomie vielleicht gerade mal 20 Prozent des sonstigen Umsatzes », bedauert der Oberiberger. Dass der Roggen-Skilift nun nicht wie andere Lifte bis Ostern weiterbetrieben wird, hat einen einfachen Grund. «Im Frühjahr gehen viele sowieso nur noch in höhere Gefilde wie ins Hoch-Ybrig zum Skifahren», erklärt Holdener – der an diesem Tag dort selbst gerade seine Schwünge in die Hänge zieht und die strahlende Sonne geniesst. Gäste nur kurz auf den Pisten

Wobei in diesem Corona-Winter aus seiner Sicht mehr Skifahrer als sonst den Laucheren- Sessellift in Oberiberg benutzt haben für den Einstieg in das Hoch-Ybrig-Skigebiet. «Viele haben angesichts der Pandemie eben den Sessellift der Weglosen- Kabinenbahn in Unteriberg vorgezogen», ist Holdener überzeugt. «Der Laucheren-Skilift in Oberiberg ist übrigens auch der Grund dafür, warum wir hier so viele Zweitwohnungen haben», sagts und lacht.

Aber nicht nur die grossen Skiliftbetreiber haben vom Ansturm der Skifahrer im Corona- Winter profitiert. «Man hat gemerkt, dass viele Skifahrer die grossen Bahnen eher gemieden und kleinere Skilifte aufgesucht haben», sagt Sandra Rubli von der Ibergeregg. Hier waren die Lifte auch gut ausgelastet. «Unser Gästeaufkommen ist deshalb mit einer guten normalen Wintersaison vergleichbar», so Rubli. Es sei aber auch zu beobachten gewesen, dass zahlreiche Gäste nur kurz auf den Pisten verweilten – zwei Stunden lang etwa. Ein nachvollziehbares Verhalten – musste doch die Gastronomie geschlossen bleiben. Frierende Kinder wollten deshalb schneller wieder nach Hause.

Unterm Strich hatten wohl die meisten den Plausch im Schnee diesen Pandemie-Winter. Auch in Rothenthurm. «Die Saison ist vorbei. Trotz einer Achterbahn der Gefühle hatten wir viele schöne Tage mit viel Schnee im Neusell», lesen sich die winterlichen Abschiedsgrüsse auf der Homepage der Skiliftbetreiber schon fast poetisch.

Und wie ist es – last, but not least – tatsächlich den ganz Grossen im Skiliftgeschäft in der Region diesen Winter ergangen? «Nicht so gut», räumt Urs Keller von der Hoch-Ybrig AG ein. Zwar seien Schnee und Wetter diese Saison hervorragend gewesen. Doch aufgrund der pandemiebedingten Restaurantschliessungen und der Gästekapazitätsbeschränkungen müsse man Umsatzeinbussen von rund 35 Prozent verzeichnen. «Unsere Lifte laufen noch bis Ostern und danach weiter im Teilbetrieb – solange es Wetter und Schneelage ermöglichen», so Keller. Immerhin: Man konnte in manchen Jahren im Hoch-Ybrig schon bis Anfang Mai Skifahren.

«Wir konnten den Lift an 55 Tagen laufen lassen.»

Fritz Kälin, Bennau

«Trotz einer Achterbahn der Gefühle hatten wir viele schöne Tage mit viel Schnee im Neusell.»

Skilift Neusell, Rothenthurm

Viel Schnee hat es diesen Winter auch am Brunni-Skilift, der wie die Skilifte auf der Sattelegg und im Hoch-Ybrig bis Ostern geöffnet hat.

Foto: zvg

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