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Ganz im Zeichen der Frauen

Die Weihe von Bischof Joseph war aus verschiedenen Gründen besonders – unter anderem, weil der Neue wagte, was bis jetzt undenkbar war.

PIERINA HASSLER

Der frisch geweihte Bischof wandte sich am Schluss des mehr als zweistündigen Weihegottesdienstes in der Kathedrale von Chur an alle Gläubigen: «Lernen wir neu, achtsam aufeinander zu hören», so Bischof Joseph. «Und lernen wir neu, im Beten auf Gott zu hören.» All dies habe er in der Vergangenheit oft schmerzlich vermisst. Jede Frau und jeder Mann sei kostbar und eine Botschaft Gottes. «Andere zu provozieren, anzugreifen, zu verletzen, lieb- oder respektlos zu behandeln ist nicht christlich.» Unterschiedliche Gäste Bonnemain scheute sich weder klare Worte an die Menschen zu richten, noch hatte er sich bei der Auswahl seiner Gäste Grenzen gesetzt. Nicht die Zahl war wichtig. Wegen Corona durften nur beschränkt Gäste in der Churer Kathedrale Platz nehmen. Es war die Auswahl, mit der er sein erstes Zeichen setzte.

Da waren Vertreter fast aller Religionen oder die Präsidentin der Evangelisch- reformierten Kirche der Schweiz, Rita Famos, und der christkatholische Bischof Harald Rein. Da waren auch zwei Prostituierte und ein Stricher von der Zürcher Langstrasse. Begleitet wurden die drei von Schwester Ariana. Die Nonne verteilt nicht nur mit vielen Freiwilligen zusammen Lebensmittelpakete, sondern hat auch ein offenes Ohr für all die Gestrandeten. Eine persönliche Einladung ging auch an Martin Kopp, den ehemaligen Generalvikar der Urschweiz. Der Apostolische Administrator Peter Bürcher hatte ihn gefeuert. Der neue Bischof lud ihn zur Weihe ein. Und da waren natürlich die vielen Frauen. Dieses Zeichen war stark und offensichtlich. «Herausforderungen sind kein Phänomen der Vergangenheit» So wurde beispielsweise die päpstliche Bulle (Ernennungsurkunde) von Sabine Zgraggen, Leitung der katholischen Spitalund Klinikseelsorge Zürich, vorgelesen. Danach wurde die Bulle symbolisch den Gläubigen präsentiert. Auch dies machten drei Frauen: Zgraggen und Brigitte Fischer (Altendorf), Mitarbeiterin im Generalvikariat der Urschweiz, und Donata Bricci, Kanzlerin des Bistums Chur.

Gegen Schluss kam dann doch noch ein Mann zu Ehren. Der Bündner Regierungspräsident Mario Cavigelli überbrachte die Glückwünsche des Kantons Graubünden an den neuen Bischof. Unter anderem sprach er davon, dass Herausforderungen kein Phänomen der Vergangenheit seien. Auch im Bistum Chur nicht.

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