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«Es war für mich schwierig»

«Es war für mich schwierig» «Es war für mich schwierig»

Sie musste ihre Skisaison vorzeitig abbrechen, weil sie sich mit Corona infizierte. Auch sonst war der vergangene Winter für Wendy Holdner mit vielen Hindernissen gepflastert. Wie sieht ihr eigener Rückblick aus?

Interview mit Wendy Holdener zu ihrer jüngst beendeten Ski-Weltcup-Saison

WOLFGANG HOLZ

Wendy Holdener, wie gehts Ihnen gesundheitlich?

Mir gehts gut. Ich bin leicht erkältet. Ich habe nur leichte Corona- Symptome. Zum Glück ist es nicht schlimmer gekommen. Hoffentlich verschwinden die Symptome bald. Wissen Sie denn inzwischen, wo Sie sich mit Corona angesteckt haben könnten? Vermutlich bei meiner Teamkollegin Melanie Meillard, die sich zuvor mit Corona infiziert hat. In der Mannschaft haben wir uns eigentlich immer gut gegen das Virus schützen können. Wir hatten stets Einzelzimmer, und bei Teambesprechungen haben wir Masken getragen. An die Masken hat man sich inzwischen auch gewöhnt. Aber komplett ausschliessen kann man so eine Ansteckung ja nie. Sind Sie denn traurig, dass Sie nicht mehr am Saisonfinal teilnehmen konnten? Ja, klar. Ich wäre beim Weltcup- Final schon gerne dabei gewesen. So konnte ich meine gute Form im Slalom nicht mehr zeigen. Wie lautet denn das Fazit für Ihre vergangene Saison? Es war für mich sicher eine sehr schwierige Saison. Zum einen durch den grossen Trainingsrückstand, den ich durch meine Verletzung erlitten hatte. Zum anderen waren die Resultate für mich nicht zufriedenstellend, und es hat dann auch mit dem Trainer leider nicht funktioniert. Zudem gab es zahlreiche Rennverschiebungen, die mir nicht in die Planung gepasst haben. Und dann noch Corona. Andererseits bin ich natürlich einige sehr gute Rennen gefahren. Diese Saison habe ich sehr viel lernen und selber bewältigen müssen. Kann man sagen, dass die Verletzung, die Sie in der Vorbereitung letzten Herbst erlitten haben, Sie eigentlich für die ganze Saison von Anfang an entscheidend handicapiert hat? Der Trainingsrückstand durch meine Verletzung in der Vorbereitung hat sich bei mir vor allem auf den Riesenslalom ausgewirkt. Ich habe nie wirklich Zeit gehabt, Riesenslalom ausgiebig zu trainieren und mich in dieser Disziplin wohlzufühlen. Und eine Art Selbstverständlichkeit und Selbstvertrauen aufzubauen, über die ich im letzten Jahr verfügt habe. Diese Sicherheit habe ich im Gegensatz zur letzten Saison verloren. Ich hatte durch meine Verletzung und den Trainerwechsel im Sommer auch nie wirklich mehr Zeit als zwei Tage am Stück, um Riesenslalom zu trainieren. Und dann verläuft auch nicht jedes Training immer optimal. Stichwort Trainer. Sie haben den Trainer vor der Saison gewechselt. Warum hat es mit dem neuen Trainer Klaus Mayrhofer nicht so richtig geklappt? Ich habe mit ihm nicht kommunizieren können. Von der Sprache her und vom Typ her hatten wir wohl nicht die gleiche Wellenlänge. Er ist sicher ein guter Trainer, aber unser Zusammenspiel hat für mich nicht gepasst. Was waren für Sie denn die grössten Highlights in dieser Saison? Meine Highlights? Das waren sicher meine drei Slalompodeste. Diese Erfolge waren wirklich ganz cool. Dann in Kranjska Gora der zweite Riesenslalom. Der hat mich sehr happy gemacht. Ausserdem mein erster Platz bei der Qualifikation an der Weltmeisterschaft in Cortina für die Parallelrennen. Im Slalom sind Sie eigentlich die ganze Saison stark gefahren. Steckt Ihnen der Slalom einfach im Blut? Slalom ist immer meine Disziplin gewesen. Es ist die Disziplin, in der ich die meisten Erfolge eingefahren habe und in der ich seit acht, neun Jahren in der Weltspitze mitfahre. Im Slalom bin ich einfach am stärksten.

Inzwischen haben Sie 27 Podeste im Slalom – nur der Sieg fehlt noch. Ist ein Sieg oberstes Ziel für die nächste Saison? Im Moment ist die nächste Saison noch nicht präsent. Deshalb möchte ich darüber nicht reden. Was hat Ihnen diese Saison denn noch zum Sieg gefehlt? Ich hatte gute Abschnittszeiten in den Slalomläufen, aber nie zwei Durchgänge, in denen alles perfekt gepasst hat. Gleichzeitig war die Spitze im Slalom noch nie so stark wie in diesem Jahr. Und sicher hat noch das Selbstvertrauen ein bisschen gefehlt.

Haben Sie bedauert, dass Sie nicht mehr Speedrennen gefahren sind?

Ja, es waren ja mehr Speedrennen geplant. Aber einige Rennen wurden dann ja, wie in St. Moritz, abgesagt. Schade war, dass ich an der WM nicht am Super-G teilnehmen konnte, weil ich zuvor zu wenige Rennen gefahren bin. Ich hoffe, dass nächstes Jahr alles etwas besser zusammenspielt.

Was machen Sie jetzt, wenn Sie frei haben und die Schweizer Meisterschaft ja nicht mehr fahren? Ich hole sehr viel Büro nach. Es gibt noch viele Besprechungen mit den Betreuern – zum Training, zur vergangenen Saison. Sie sind jetzt schon zehn Jahre dabei im Ski-Weltcup und werden im Mai 28. Haben Sie schon eine Vorstellung, wie lange Sie noch weiterfahren wollen? Ich hoffe, das Skifahren macht mir noch sehr lange Spass. Ich wünsche mir, dass ich gesund bleibe und so lange fahren kann, wie ich möchte.

«Sicher hat das Selbstvertrauen ein bisschen gefehlt.»

Wendy Holdener

Wendy Holdener und ihre Skier: «Ich hoffe, dass nächstes Jahr alles etwas besser zusammenspielt.» Foto: Instagram

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