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Eine Saison mit Hindernissen

Wendy Holdener hat Corona und konnte deshalb in Lenzerheide beim Weltcup-Final nicht mehr starten. Der Weltcup- Winter, der für die Unteribergerin schon mit einem grossen Handicap begonnen hatte, nimmt auf diese Weise ein schicksalhaftes Ende.

WOLFGANG HOLZ

Wendy Holdener und Trainer Klaus Mayrhofer wurden vergangenen Donnerstag bei den offiziellen Corona-Schnelltests des Organisationskomitees in Lenzerheide laut Swiss-Ski positiv getestet. Beiden geht es gut. Sie befinden sich in Isolation und haben am Donnerstagabend zur Nachkontrolle auch noch einen PCR-Test gemacht. Dieser bestätigte die positiven Corona-Schnelltest-Resultate.

Für Holdener, die in Lenzerheide im Slalom und Riesenslalom zum Einsatz gekommen wäre, war die Weltcup-Saison damit vorzeitig zu Ende. Wie und wo sich Wendy Holdener infizierte, war zunächst unklar. Fakt ist: Sie ist nicht der erste Covid-Fall im Schweizer Team.

Zuletzt stark

Die Unteribergerin zeigte sich zuletzt in starker Verfassung und wurde bei den Slaloms in Jasna in der Slowakei und Are in Schweden jeweils Dritte. Im Disziplinen-Weltcup lag sie bis vor dem letzten Slalom beim Weltcup-Finale auf der Lenzerheide mit 415 Punkten auf dem 5. Rang, im Gesamtweltcup mit 535 Punkten auf dem 10. Platz.

Allerdings erlebte Wendy Holdener in diesem Winter auch viele Turbulenzen und Rückschläge. Vergangenen Oktober erlitt sie einen Bruch des rechten Schienbeinkopfs, vor der WM in Cortina trennte sie sich von ihrem neuen Trainer Klaus Mayrhofer und blieb erstmals seit 2015 an einem Grossanlass ohne Medaille. Die diesjährige Weltcup-Saison darf als unterdurchschnittlich bezeichnet werden. Es war ihr schlechtester Weltcupwinter seit 2015. Zwar kämpfte sich Wendy Holdener aufgrund ihrer hervorragenden Fitness nach der wochenlangen Verletzungspause mitten in der Saisonvorbereitung schnell zurück in den Kreis der besten Slalomfahrerinnen. Doch ausser im Slalom gelang ihr nicht viel diesen Winter.

«Nur» drei Podeste Sie schaffte es insgesamt «nur» dreimal aufs Podest – in den Slaloms in Flachau, in Jasna und in Are. In der letzten Saison hatte sie noch gesamthaft sechs Podestplatzierungen, in ihrer hervorragenden Olympia-Saison 2018 waren es elf Podeste gewesen. Sie wurde wohl noch weitere drei Male Vierte im Slalom, einmal Fünfte und einmal Sechste. Allerdings mit beträchtlichen Zeitrückständen auf die Spitze.

Im Riesenslalom fand die Unteribergerin ganz selten eine schnelle Line und erzielte nur einmal als Achte und im Super- G einmal als Neunte ihre besten Ergebnisse. Die Abfahrt mied sie quasi komplett – in St. Anton wurde sie enttäuschende 32.

Nicht schnell genug

Das Hauptproblem von Wendy Holdener schien in diesem Winter zum einen ihre mangelnde Geschwindigkeit. Sie war einfach nicht schnell genug. Selten schaffte sie zwei gleich gute Durchgänge. Und sogar in einem einzigen Durchgang verlor sie oft nach einem dynamischen Start mit teils grünen Zwischenzeiten bis ins Ziel kontinuierlich viel Zeit.

Zum anderen stand die Ybrigerin zwar im Slalom erfreulicherweise sehr sicher auf den Skiern. Sobald es aber rasanter zuging, wie im Riesenslalom oder im Super-G, spürte man ihre Verunsicherung. Sie machte leichte, unerklärliche Schnitzer und landete deshalb auf hinteren Rängen oder schied sogar aus. Nicht zuletzt machte Wendy Holdener wohl mental zu schaffen – bewusst oder unbewusst –, dass andere Schweizerinnen sie scheinbar mühelos überflügelten.

Gisin holt Slalom-Sieg

Gerade im Slalom entriss ihr Teamkollegin Michelle Gisin das Zepter als seit Jahren unbestritten beste Schweizerin und gewann sogar prompt ein Rennen – ein Triumph, auf den Wendy Holdener schon eine halbe Ewigkeit sehnsüchtig wartet. Und Corinne Suter, die andere Schwyzerin, war sehr flott und erfolgreich im Super-G und in der Abfahrt unterwegs.

Gut – besser, am besten

Und vor allem die plötzliche, unglaubliche Siegesserie und Dominanz von Lara Gut-Behrami im Super-G und in der Abfahrt rückten die erfolgsverwöhnte Unteribergerin fast vollends ins Abseits. In der Weltcup-Gesamtwertung ist Wendy Holdener am Ende dieses Winters deshalb nur noch viertbeste Schweizerin. Es kann nur besser werden. Nächsten Winter.

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