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«Der Tunnel bedeutet eine grosse Chance für Rothenthurm»

«Der Tunnel bedeutet eine grosse  Chance für Rothenthurm» «Der Tunnel bedeutet eine grosse  Chance für Rothenthurm»

Für 180 Millionen Franken soll in Rothenthurm ein Tunnel gebaut werden. «Ein Tunnelbau würde unser Verkehrsproblem lösen», sagt Stefan Beeler, Gemeindepräsident in Rothenthurm: «Allerdings rechne ich mit Widerstand gegen das Projekt im Dorf selber.»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie ist der Stand der Dinge beim Tunnelbauprojekt in Rothenthurm?

Über einen Projektierungskredit (der Gemeindeanteil macht einen Betrag in der Höhe von zirka 180’000 Franken aus) werden die Rothenthurmer im Jahr 2022 an einer Gemeindeversammlung zu befinden haben. Im Jahr 2023 könnte der besagte Kredit an die Urne kommen. Der Tunnelbau dürfte rund 180 Millionen Franken kosten. Davon würde der Kanton Schwyz 85 und die Gemeinde Rothenthurm 15 Prozent übernehmen (was 25 Millionen Franken entsprechen würde). Die Gesamtkosten und der Kostenverteiler sind allerdings noch nicht in Stein gemeisselt. Kann die Gemeinde Rothenthurm Kosten in der Höhe von 25 Millionen Franken stemmen?

Um einen Vergleich heranzuziehen: Der Tunnel kostet uns etwa so viel wie vier Schulhäuser zusammen (der letzte Schulhausbau kostete knapp sechs Millionen Franken). Dank des neuen Rechnungslegungsmodells erfolgt die Abschreibung über eine längere Zeitdauer, was die jährliche Belastung reduziert. Das hat allerdings auch zur Folge, dass die nächste Generation den Hauptteil der Kosten tragen muss und nicht die Bürgerinnen und Bürger, die die Umfahrung bestellen. Wie sind die Signale beim Kanton gestellt bezüglich dieses Tunnelbauprojekts in Rothenthurm?

Beim Kanton Schwyz stösst das Projekt auf ein positives Echo: Das Baudepartement hat uns grünes Licht erteilt beim Aufgleisen des Projekts. Der Kanton rechnet mit einer Zunahme des Verkehrs von rund 1,5 Prozent pro Jahr. Wir holen als Medienbeaufragten Walter Schenkel mit an Bord, der in der Planungsgruppe Einsitz nimmt. Walter Schenkel ist ein Fachmann in Sachen Raumplanung und Projektmanagement.

Wieso braucht es diesen Tunnel?

Sorgen bereitet mir die Verkehrssituation in Rothenthurm: Nach wie vor fahren 11’000 Autos täglich über die Hauptstrasse und trennen die Ortschaft in das Unter- und das Oberdorf. Weil der Verkehr weiter zunimmt und vermehrt Lastwagen durch das Dorf donnern, die auf diesem Wege Schwerverkehrsabgaben sparen können, ist eine Besserung nicht in Sicht. Mittel- bis langfristig ist sogar mit einer zusätzlichen Steigerung des Verkehrs zu rechnen, sobald die zweite Gotthardröhre eröffnet und die H8 ausgebaut sein werden.

Bis wann könnte der Tunnel gebaut werden?

Ich rechne mit einer Planungsdauer des Umfahrungsprojekts von zehn Jahren. Während weiteren zehn Jahren würde der Tunnel gebaut werden. In diesem Sinne könnte die Umfahrung frühestens im Jahr 2043 eröffnet werden. Die südliche Tunneleinfahrt ist geplant beim Gelände der früheren Perform-Möbelfabrik. Das nördliche Tunnelportal befindet sich zwischen der Ersten und der Zweiten Altmatt. Der Tunnel hat eine Länge von 1,6 Kilometern. Ein Laufmeter Tunnel kostet rund 100’000 Franken. Wie die definitive Routenführung dereinst aussehen könnte, ist noch unklar. Theoretisch kann man sich auch einen Tunnel unter dem Dorf vorstellen: Allerdings gibt es bei dieser Tunnelvariante Probleme mit der Geologie und dem Grundwasser. Welche Schwierigkeiten stellen sich einem Tunnelbau entgegen?

Noch sind zahlreiche Hürden zu überwinden, bis es so weit ist: Es könnte Einsprachen und Beschwerden von Anwohnern, Grundeigentümern und Schutzverbänden geben. Zudem braucht es kommunale Urnengänge wegen den Krediten und der Anpassung des kommunalen Nutzungsplans. Ausserdem besteht die Möglichkeit, dass es zu einer kantonalen Abstimmung kommt wegen des Baukredits. Im schlimmsten Fall müssten sogar Landwirte enteignet werden. Hinzu kommt, dass das nördliche Tunnelende in der Moorlandschaft Rothenthurm (Landschaftsschutzzone B) liegt, was das Projekt nicht vereinfacht. Wie kommt das Projekt in Rothenthurm an? Absehbar ist, dass auch in Rothenthurm selber mit Widerstand gegen das Umfahrungsprojekt zu rechnen ist. Denn das Gewerbe, Geschäfte und Restaurants befürchten Umsatzeinbussen, wenn der Grossteil des Verkehrs nicht mehr durch das Dorf geführt würde. In Uznach ist das Städtli gestorben, obwohl der ganze Durchgangsverkehr mitten durch das Zentrum braust. Ist das Argument des Gewerbes stichhaltig? Über die Situation entlang der Hauptstrasse werden Studien in Auftrag gegeben, um klären zu können, wie sich der Tunnelbau auf die Betriebe im Dorfkern auswirken würde. Eine Idee wäre, eine neue Gewerbezone entlang der neuen Strasse zu gestalten und Läden und Geschäfte, die an der Hauptstrasse liegen, in diese neue Zone zu verschieben.

Tunnelbauprojekte haben es schwer in diesen Zeiten und scheinen aus der Zeit gefallen zu sein: In Rapperswil-Jona und in Zürich haben derlei Unterfangen Schiffbruch erlitten. Welche Chancen rechnen Sie dem Projekt in Rothenthurm ein? Der Tunnel bedeutet eine grosse Chance für Rothenthurm. Ich rechne dem Projekt gute Chancen ein, dass es realisiert werden kann. Bei einem solchen Projekt ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis ausschlaggebend. Der Tunnelbau in Rothenthurm lässt sich nicht mit den Projekten in Rapperswil-Jona und Zürich vergleichen, weil deren Kosten viel höher gewesen wären. Aber auch die Rothenthurmer müssen bereit sein, die Steuern zu erhöhen, damit die Umfahrung dereinst realisiert werden kann.

Wie kommt das Projekt bei den Ortsparteien an?

Die Ortsparteien stehen dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber – zumindest was den Planungskredit betrifft. Dieser Kredit ist mit 180’000 Franken ja auch nicht allzu hoch – im Vergleich etwa zu den gesamten jährlichen Ausgaben der Gemeinde Rothenthurm, die zehn Millionen Franken umfassen. Man vergibt sich nichts, wenn man Ja sagt zum Projektierungskredit: Der definitive Entscheid zum Tunnelbau würde ja erst später gefällt. Das Gewerbe steht dem Projekt gespalten gegenüber: Teile des Gewerbes befürchten Umsatzeinbussen, wenn die Laufkundschaft ausfällt, weil keine Autos mehr mitten durch das Dorf Rothenthurm fahren. Wichtig ist, dass wir jetzt dran bleiben.

Täglich fahren 11’000 Autos mitten durch das Dorf Rothenthurm: Die Hauptstrasse trennt die Ortschaft in das Unter- und das Oberdorf.

Foto: Magnus Leibundgut

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