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«Ich bedaure, dass Parzellen im Rittlisgatter nun brachliegen»

«Ich bedaure, dass Parzellen im  Rittlisgatter nun brachliegen» «Ich bedaure, dass Parzellen im  Rittlisgatter nun brachliegen»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie kommt das Abstimmungsresultat zur Vorlage Rittlisgatter bei Ihnen an? Ich bin persönlich enttäuscht über das Ergebnis, weil die Sonderkommission Rittlisgatter und auch ich persönlich viel in diese Vorlage investiert haben. Obwohl ich die Leute verstehe, die sich dagegen wehren, dass Land an Auswärtige abgegeben werden soll, ist dieser Entscheid doch ziemlich kurzsichtig. Ich bedauere, dass das Land im Rittlisgatter jetzt aufgestückelt wird und baureife Parzellen zumindest vorübergehend brachliegen und keinen Baurechtszins abwerfen werden. Haben Sie diesen Ausgang der Abstimmung erwartet? Ich bin davon ausgegangen, dass es für die Auswärtigen knapp wird. Dass es nicht einfach werden würde, war aufgrund der grossen Opposition absehbar. Die Gegner von zwei der drei Teilvorlagen haben im Vorfeld der Abstimmung mit einem Flugblatt mobil gemacht: Die Gewerbefreunde Rothenthurm haben viele Unterschriften für eine Petition gesammelt, um die Landabgabe an Auswärtige zu verhindern. Dabei haben einzelne Gewerbefreunde auch aus Eigeninteresse gehandelt: Sie fürchten eine konkurrierende Überbauung durch die Immobilien AG aus Sursee, weil sie in der Nähe des Rittlisgatters eigene Überbauungspläne hegen. Wie deuten Sie das zweifache Nein und das Ja zu den Teilvorlagen?

Man muss differenzieren: Die SVP Rothenthurm hat Nein zur Abgabe von Gewerbeland an Daniel Marty aus Lauerz gesagt. Die SVP war nicht damit einverstanden, dass gemeindeeigenes Land, das mit Steuergeldern gekauft worden ist, einem Auswärtigen abgegeben wird. Die Partei hat sich dafür ausgesprochen, dass das Land besser behalten werden soll: Auf dass es einem einzelnen Einheimischen in Zukunft gelingen könne, seinen Traum mit eigenem Gewerbeland zu erfüllen. Was hat den Ausschlag gegeben für diesen Ausgang der Abstimmung?

Die Mehrheit der Rothenthurmer sind der Meinung, dass Land, das der Gemeinde gehört, nur einheimischen Gewerblern oder Investoren zur Verfügung gestellt werden soll. Die Rothenthurmer wollen mit der Landabgabe lieber zuwarten, bis das Gewerbeland einem einheimischen Unternehmer abgegeben werden kann, da weder die Gemeinde noch die Genossame über weiteres Gewerbeland verfügen. Einige befürchteten, dass sich ein junger Rothenthurmer Gewerbler mangels Alternativen dereinst für teures Geld bei Daniel Marty aus Lauerz würde einmieten müssen, wogegen Marty von einem eher preiswerten Baurechtszins profitieren könnte.

War es vorhersehbar, dass die SVP mit ihrer Politik in dieser Abstimmung obsiegen würde? Die eigentlichen Abstimmungssieger sind die Gewerbefreunde Rothenthurm. Hingegen hat sich die SVP nicht dagegen gewehrt, dass die Acama Immobilien AG aus Sursee den Wohnteil im Westen überbauen kann. Fakt ist: Wir haben fünf Jahre lang nach einheimischen Interessenten für die Parzellen gesucht – ohne Erfolg. Jetzt geht halt die Suche von Neuem los. Vielleicht kommt eine neue Vorlage bereits in einem Jahr an die Urne, vielleicht aber auch erst in fünf Jahren.

Verstehen Sie das Argument, dass man Auswärtigen kein Land abgeben will? Ich verstehe das Argument in dem Sinne, dass man in Rothenthurm einheimische Gewerbler bevorzugen und unterstützen möchte. Demgegenüber muss man konstatieren: Es gibt zurzeit einfach keine Nachfrage im Dorf bezüglich dieser Parzellen. Es ist ja auch nicht einfach etwa für einen Gewerbetreibenden, der neu startet und nicht liquid ist, von der Bank einen Kredit zu erhalten, um Land im Rittlisgatter zu erstehen. Namentlich die Realisierung des Wohnteils mit Tiefgarage ist sehr teuer und von einem Einzelnen kaum zu stemmen. Kann nun Philipp Schuler mit seinem Projekt starten? Obwohl die beiden anderen Projekte auf Eis gelegt sind, kann Philipp Schuler nun mit seinem Projekt beginnen: Er braucht ja für sein Projekt keine Tiefgarage. Schuler hat nun den Vorteil, dass er für seinen Aushub die beiden anderen Parzellen vorübergehend als Deponie benützen kann: Die beiden Parzellen, die beim Rothenthurmer Stimmvolk durchgefallen sind, liegen ja nun brach. Zweifelsohne werden in Zukunft keine Kühe auf diesem Land weiden: Die Parzellen im Rittlisgatter sind ja nicht mehr der Landwirtschaftszone zugehörig.

Es gibt also eine neue Ausschreibung, eine neue Vorlage, die der Gemeinderat von Rothenthurm ausarbeitet? Das ist zumindest das Ziel. Eine Ablehnung von zwei Teilvorlagen bedeutet ja nichts weniger als: zurück auf Feld eins. Weiterhin ist die Gemeinde auf der Suche nach einheimischen Investoren, nach einem Konsortium, das über ausreichend liquide Mittel verfügt, um eine Tiefgarage vorfinanzieren und drei Mehrfamilienhäuser realisieren zu können. Allein die Tiefgarage dürfte Kosten in der Höhe von drei Millionen Franken aufwerfen. Ausgeschlossen ist, dass die Gemeinde selber als Bauherr und Investor auftreten könnte: Dafür fehlen der Gemeinde Rothenthurm schlicht die finanziellen Mittel. Zudem ist es grundsätzlich nicht die Aufgabe einer Kommune, private Wohnungen oder Gewerberäume zu erstellen. Hat Rothenthurm eine Chance verpasst? Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Es kann ja immer noch in der Zukunft auf diesen beiden Parzellen Wertvolles gedeihen. Es ist nach wie vor das Ziel der Gemeinde Rothenthurm, ein moderates Wachstum anzustreben. Die Schulen sind parat und in der Lage, weitere Kinder aufzunehmen: Es gibt ausreichend Schulraum in Rothenthurm. Die Gemeinde würde sich freuen über weitere Neuzuzüger. Hinzu kommt, dass es in Rothenthurm bereits auch schulergänzende Betreuungsangebote gibt. Ist Rothenthurmern bereits fremd, was aus dem Nachbardorf kommen mag? Lauerz ist zwar nicht gerade eine Nachbargemeinde von Rothenthurm (lacht). Aber Leute aus Lauerz sind aus Rothenthurmer Sicht nun einmal Auswärtige. Die Rothenthurmer sind stolz auf ihr eigenes Dasein und ihr eigenes Wirken. Was bedeutet für Sie persönlich der Ausgang dieser Abstimmung?

Ich habe persönlich viel Zeit und Energie in diese Vorlage gesteckt: Von daher schmerzt mich naturgemäss eine Niederlage in dieser Abstimmung. Hinzu kommt, dass die Gemeinde Rothenthurm viel Geld in diese Vorlage investiert hat. Aber all diese Vorarbeiten sind ja nun nicht einfach unnütz: Vielmehr sind sie die Basis für Projekte, die in den kommenden Jahren lanciert werden sollen.

Der einheimische Philipp Schuler (852 Ja, 126 Nein) kann seine Parzelle bebauen, der Lauerzer Daniel Marty (400 Ja, 562 Nein) nicht. Auch die Acama Immobilien AG aus Sursee (366 Ja, 603 Nein) erhielt eine Abfuhr. Stefan Beeler, Gemeindepräsident von Rothenthurm, steht Red und Antwort über das Abstimmungsergebnis.

Ein Teil der Parzelle Rittlisgatter kann durch den Einheimischen Philipp Schuler aus Rothenthurm bebaut werden. Foto: Erhard Gick

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