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«Armut bleibt im Kanton Schwyz oft unsichtbar»

Die Schwyzer Winterhilfe verzeichnete im Geschäftsjahr 2019/20 deutlich mehr Gesuche. Beziffern lässt sich die Armut jedoch kaum, denn der Kanton weist eine Lücke hinsichtlich Armutszahlen auf.

JASMIN REICHLIN

Die Gesuche haben tendenziell zugenommen», sagt Pia Isler, Geschäftsleitung Winterhilfe Schwyz. Die Organisation hat festgestellt, dass mehr Gesuche ankommen als noch in vorherigen Jahren. Im Geschäftsjahr 2019/20 sind insgesamt 106 Gesuche eingetroffen. Davon wurden 81 bewilligt. Ein Jahr zuvor – 2018/19 – zählte die Winterhilfe 93 Gesuche, wovon 65 bewilligt wurden.

Ob nun wirklich mehr Personen von Armut betroffen sind, lasse sich so jedoch nicht sagen, betont Pia Isler. Der Anstieg der Gesuche könne nämlich auch damit zusammenhängen, dass sich nun einfach mehr Menschen melden und Hilfe beantragen.

Wie sich die Corona-Krise auf die Anzahl Gesuche ausschlägt, wird sich in diesem Sommer zeigen, wenn die Zahlen vom Geschäftsjahr 2020/21 vorliegen.

Einfach ein zu tiefes Einkommen erzielt Auf die Frage, was der häufigste Grund für Armut sei, antwortet Isler: «Ein zu tiefes Einkommen, das nicht für alle Ausgaben reicht.» Gerade die Kurzarbeit führt vermehrt zu Engpässen.

Auch Ergänzungsleistungen kämen häufiger zum Zug. «Oftmals handelt es sich um einen grösseren Brocken, welcher kaum verdaut werden kann», hält Pia Isler fest.

Nicht selten sind es Arztoder Krankenkassenrechnungen, Mieten oder Ausbildungszuschüsse, die nicht bezahlt werden können. Ist diese dringende Rechnung jedoch beglichen, seien die meisten soweit von den Schulden befreit.

«Armut bleibt im Kanton Schwyz oft unsichtbar», so die Winterhilfe Schwyz. Denn die Personen, welche bei der Organisation Hilfe beantragen, melden sich ansonsten nirgends. Es handle sich in den meisten Fällen nämlich nicht um langfristig verschuldete Personen, sondern um einmalige dringende Beträge, erklärt Isler.

Viele Daten fehlen – Kanton Schwyz erhebt keine Zahlen

Dass Schwyzer Armut eher unsichtbar bleibt, zeigt sich auch anhand fehlender Daten. Schweizweit waren im Jahr 2019 rund 735’000 Personen von Einkommensarmut betroffen, das sind rund 8,7 Prozent der Bevölkerung. Dies teilte das Bundesamt für Statistik kürzlich in einer Medienmitteilung mit.

Recherchen haben gezeigt, dass weder der Bund noch der Kanton Daten erfassen, was die Betroffenheit der Schwyzer an Armut anbelangt. Auch Caritas Schweiz kann wegen fehlender Datengrundlagen keine kantonalen Zahlen zur Armut erfassen. «Wir weisen jedoch seit Langem darauf hin, wie wichtig es wäre, dass eben alle Kantone diese Daten erheben», heisst es von Caritas Schweiz.

Mittels Armutsmonitoring appelliert die Caritas an die jeweiligen Kantone, ihre Armutssituation regelmässig auf einer vergleichbaren Grundlage zu untersuchen, um dieses lückenhafte Bild der Armut in der Schweiz zu beenden.

«Oftmals handelt es sich um einen grösseren Brocken, der kaum verdaut werden kann.»

Pia Isler, Geschäftsleitung Winterhilfe Schwyz

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