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Äs Fondue

Äs Fondue Äs Fondue

ZWISCHENLUEGETEN 3

IDA OCHSNER

Mein Onkel Germain hat sich gemeldet, er komme einige Tage zu uns. Für uns Kinder war das damals wie Weihnachten und Ostern zusammen, denn Onkel Germain aus Fribourg brachte immer Delikatessen mit. Diesmal wolle er ein echtes Fondue zubereiten und bringe deswegen alles mit: die richtigen Käsesorten, genügend Weisswein und Kirschschnaps.

Er werde ein «Moitier-Moitier» kochen, erläuterte er ständig zwischen schwyerdütsch und französisch. Für die Halbe-Halbe-Zusammensetzung brauche es einen mehr als ein Jahr gereiften Greyerzer und einen Vacherin fribourgeois aus Rohmilch. Zu den schon bereits vorgeriebenen Käsearten für unser helvetisches Nationalgericht kommen noch ein Schuss Weisswein und etwas Speisestärke dazu.

Nicht lange zögern: Kräftig rühren, damit das Fondue bis zum Schluss sämig und immer besser wird. In der Mitte des Mahls wird noch der Coup du milieu zelebriert. Wo wir Schweizer so oder so penibel und Weltmeister der Disziplin sind, ist es auch beim Fondueessen: Es gibt sogar einen Fondue-Knigge. Fremde Gabel berühren und wer sein Brot verliert wird bestraft. Man soll ein Pfand abgeben und wenn das Festessen vorbei ist, kommt es zum «Pfänderauslösen» – zum Beispiel spendiert der Verlierer eine Runde Wein oder lädt zum nächsten Fondue. Den Damen geht es besser. Sie bezahlen verlorene Brotbrocken mit einem Kuss. Und dürfen sich den glücklichen Empfänger erst noch aussuchen …

* Ida Ochsner (62) verlobt mit Heiri Strohmayer (65). Er sah auf den grossen Plakaten das Schwyzer Credo «Fondue isch guet und git ä gueti Luunä». Er brauchte Zeit, alles zu verstehen und Schwyzerdütsch zu sprechen. Diesen Spruch liebt er.

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