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Beizen

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ZWISCHENLUEGETEN 3

HASCHI GYR

Natürlich oute ich mich nicht. Ich bin doch kein Gelbbremser. Ich bin Haschi Automech Gyr, ehrlicher Chrampfer in downtown zurich. Und dort kommts dieser Tage einem Todesurteil gleich, die Einsiedler Fasnacht zu erwähnen. Ich bin zwar schweigsam wie ein Grab, aber es genügt, Einsiedler zu sein. Es interessiert downtown niemanden, ob ich tatsächlich am Sühudiumzug gewesen bin. Meine Herkunft genügt für eine Aburteilung.

Die wollen gar nicht wissen, ob ich ein Sühudi gewesen bin. Ob ich mich ins Getümmel gestürzt und alle Corona-Vorschriften über den Haufen geworfen habe. Ob ich allenfalls mit einem kleinen Wägeli voller Rosoli und einem ausfahrbahren Greifer den Zuschauern auf Corona-Distanz ein Gläschen gereicht habe. Die interessiert auch nicht, ob ich eine politische Botschaft mittransportiert und zum Beispiel auf das in der Schweiz verbriefte Menschenrecht der Demonstrationsfreiheit hingewiesen habe. Und keiner hat mich bisher gefragt, ob ich im ganzen Fasnachtstrubel allenfalls mit der einen oder anderen Schönheit geflirtet und dabei vermuteterweise den Corona-Abstand unterschritten habe. Und niemand ist auf die Idee gekommen, mich, der im besten geschiedenen Mannesalter steht, zu fragen, ob ich die Nacht in der Zwischenluegeten alleine verbracht habe? Die sind so zwinglianisch unfantasievoll.

Nur mein Chef hat mich per SMS am späten Güdelmontag technokratisch gefragt, ob ich nullkommaplötzlich nicht doch zwei Wochen Ferien einziehen möchte? Es sei in der Garage derzeit ohnehin nicht viel los … *

Herr Hanspeter Gyr findet sich dermassen cool, dass er diese Kolumne mit «Beizen» überschrieben hat in der festen Überzeugung, dass ihm dadurch niemand auf die Schliche kommt. Sicher nicht downtown zurich.

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