Taos Pueblo
BRIEF AUS DEN USA
Was haben der Taj Mahal in Indien und die ägyptischen Pyramiden mit einem kleinen Dorf fünf Stunden südlich von Denver im Bundesstaat New Mexico gemeinsam?
Sie alle sind ein Welterbe der UNESCO. Das kleine Dorf namens Taos Pueblo wird seit mehr als tausend Jahren von den Red Willow People, einem Indianervolk, bewohnt. Diese leben auch heute noch ohne Strom und fliessendes Wasser in den schmucken Lehmbauten. Jedes Jahr werden die an- und übereinander gebauten Häuser mit einer Mischung aus Erde, Wasser und Stroh ausgebessert. Holzleitern verbinden die verschiedenen Etagen und Eingänge. Die rötlichen Häuser leuchten mit dem blauen Himmel um die Wette. 150 Indianer leben permanent in Taos Pueblo. Etwa 4000 Leute gehören dem Volk der Red Willows an. Einige wohnen in moderneren Häusern ausserhalb der Dorfmauern oder in Sommerhäusern in den Bergen. Viele ziehen aber während Festtagen und im Winter ins Dorf zurück. Die tausend Jahre alten Häuser werden von Generation zu Generation weitervererbt und normalerweise dem ältesten Sohn übergeben. Die Red Willows haben ihre eigene Primarschule und sie verwalten ihre Gemeinschaft eigenständig. Sie sind eine souveräne Nation innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika und sprechen Englisch, Spanisch und Tiwa. Der Stammesrat, bestehend aus 50 Ältesten, wählt den Stammesgouverneur. Dieser ist sowohl für die zivilen Anliegen und Geschäftsbeziehungen innerhalb der Gemeinschaft sowie für die Beziehung zur Aussenwelt zuständig. Der Kriegschef hingegen ist für die Verwaltung und den Schutz der Berge und des Waldes ausserhalb der Dorfmauern zuständig. Seit 1970 gehört ein grosses Gebiet im Norden von New Mexico wieder den Indianern. Der Zutritt ist für Fremde verboten.
Die Red Willows sind zu etwa 90 % katholisch, die restlichen 10 % sind für die uralten indianischen Rituale reserviert. Das sorgt aber für keinerlei Konflikte. Im Dorf steht sowohl eine dem heiligen Hieronymus geweihte Kirche wie auch eine Kiva. In der Kiva finden die geheimnisvollen Zeremonien statt und Fremde sind dort nicht willkommen.
Willkommen sind Touristen, ausser während der anhaltenden Pandemie, im Dorf aber alleweil. Für eine kleine Gebühr kann das Dorf besichtigt werden. Freundliche Tourguides geben Führungen und viele der Einwohner betreiben winzige Läden. Sie verkaufen Schmuckstücke, Mokassins, Trommeln, Gemälde und wunderschöne Perlenstickereien. In kleinen Restaurants kann manch eine indianische Leckerei probiert werden. Überall riecht es nach einem Feuerchen und nach Salbei. Besuchern wird geraten, vor dem Fotografieren der Einwohner diese um deren Einwilligung zu bitten. Am 30. September, dem Tag des heiligen Hieronymus, dürfen Nicht-Indianer zwar die bunten und lauten Festlichkeiten beobachten, fotografieren ist dann aber nicht erlaubt.
* Die Einsiedlerin Regula Grenier- Flückiger (*1973) zügelte 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit 2011 wohnt sie im Nachbarort Thornton. Dort kamen 2011 Sohn Cody Frederick und 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.