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«Fasten ist viel mehr als nichts essen»

«Fasten ist viel mehr  als nichts essen» «Fasten ist viel mehr  als nichts essen»

Die Fastenzeit hat Einzug gehalten, Heilfasten liegt im Trend: Die 62-jährige Antonia Birchler, Ernährungsberaterin im Spital Einsiedeln, gibt Auskunft, wie man gesund fastet, ohne in medizinische Probleme zu geraten: «Dabei geht es nicht nur um den Verzicht, sondern auch darum, Nahrungsmittel verspeisen zu wollen, die uns guttun.»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Fasten Sie selbst in diesen Zeiten?

Nein, ich faste nicht. Ich fühle mich gesund und munter. Und sehe gerade keinen Anlass, mich dem Hungern zu widmen. Obwohl im Fasten natürlich eine heilende Wirkung liegt – wenn man es richtig macht. Können Sie erklären, wie Fasten geht?

Es gibt diverse Fastenmethoden: Tee-, Saft- und Teilfasten. Beim Teilfasten unterscheidet man zwischen dem Intervallfasten (16 Stunden pro Tag wird nichts gegessen) und der 5:2-Methode (fünf Tage in der Woche isst man ganz normal, zwei Tage lang fastet man). Wieso liegt Heilfasten im Trend?

Beim Heilfasten geht es darum, Leber, Galle und Darm zu entgiften, zu entschlacken, zu reinigen. Dabei geht es nicht nur um den Verzicht, sondern auch darum, Nahrungsmittel verspeisen zu wollen, die uns guttun. Fasten ist viel mehr als nichts essen. Heutzutage fasten viele in einem Wellness- Hotel und kombinieren das Fasten mit Sauna und Massage. Wo liegen die Gefahren beim Fasten? Man sollte nicht zu lange fasten, weil sonst ein Muskelabbau droht. Maximal sind eine Woche bis zehn Tage angesagt beim Fasten, ohne dass man in Gefahr gerät, ein medizinisches Problem zu erhalten. Man muss sich nicht sorgen, wenn ab dem dritten Tag des Fastens Kopfweh auftritt: Eine wesentliche Ursache für gelegentlich auftretende Kopfschmerzen zu Beginn einer Fastenkur liegt in der anfänglich sehr starken Entwässerung des Körpers. Durch die Selbstreinigungsaktionen des Organismus werden Stoffe aus den Gewebedepots ausgespült und gelangen in den Körperkreislauf. Kann man dank des Fastens abnehmen, an Gewicht verlieren?

Das ist leider eine grosse Illusion (lacht): Wer abnehmen will, ist mit dem Fasten auf dem Holzweg. Aufgrund eines Jojo-Effekts stellt sich nach dem Fasten eine Kompensation ein, sodass sogar eher eine Gewichtszunahme erfolgt als Effekt des Fastens. Wer abnehmen will, sollte sich besser auf Sport, Bewegung und eine gezielte Ernährung konzentrieren.

War es Ihr Mädchentraum, eines Tages Ernährungsberaterin zu werden?

In der Tat habe ich mich bereits als Mädchen sehr für die Ernährung interessiert. Beruflich bin ich dann aber fürs Erste im grafischen Gewerbe gelandet und in der Produktion der Neuen Einsiedler Zeitung tätig gewesen. Im Alter von knapp dreissig Jahren habe ich eine Ausbildung zur diplomierten Ernährungsberaterin HF in Angriff genommen und bin während 23 Jahren selbstständig tätig gewesen. Seit einigen Jahren bin ich nun fest angestellt im Spital Einsiedeln als Ernährungsberaterin tätig.

Wieso ist die Ernährung zu einem grossen Thema in unserer Gesellschaft geworden? Das Aussehen und die Figur tragen viel zum Selbstbewusstsein bei. Gerade für Teenager ist das sehr wichtig. Auf der anderen Seite werden bereits Kinder gemobbt, wenn sie dick sind. Der Körper ist ganz in den Fokus unserer Gesellschaft gerückt. Die Ernährung kann viel dazu beitragen, dass sich der Mensch körperlich, seelisch und geistig gesund fühlt. Foto: Magnus Leibundgut

Antonia Birchler

Jahrgang: 1958 Wohnort: Willerzell Beruf: Diplomierte Ernährungsberaterin HF Hobbys: Kochen, Garten, Natur, Sport, Hund und Familie

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