«Die machen sich gegenseitig nur kaputt»

Warum man in Altendorf deutlich billiger tanken kann als in Einsiedeln

Kaum zu glauben: Wer am Zürichsee in Altendorf, nur 15 Kilometer entfernt vom Klosterdorf, tankt, kann bei einer Tankfüllung von 50 Litern im Vergleich zu Einsiedeln rund 8 Franken sparen. Wie kommts?

WOLFGANG HOLZ

In Altendorf gibt es eine Coop-Tankstelle. In Einsiedeln gibt es auch eine Coop-Tankstelle. Eine grosse sogar. Da erwartet der Kunde, dass er auch den gleichen Preis für getankte Treibstoffe bezahlt. Doch dem ist nicht so.

Wer etwa am Freitag, 12. Februar, sein Auto mit Benzin 95/98 oder mit Diesel befüllte, zahlte in Einsiedeln pro Liter bis zu 17 Rappen mehr als in Altendorf. Das macht, auf 50 Liter gerechnet, bis zu mehr als acht Franken aus. Da würde sich finanziell die Fahrt nach Altendorf durchaus rechnen, um dort zu tanken – wäre es natürlich nicht völlig unökologisch, dies zu tun.

Trotzdem stellt sich die Frage, warum Altendörfler so viel weniger für Sprit bei Coop bezahlen müssen als Klosterdörfler. Fragt man bei der Coop Mineraloel AG nach, hat Medienverantwortliche Sabine Schenker sofort eine Antwort parat. «Regionale Unterschiede sind bei Treibstoffpreisen durchaus nichts Ungewöhnliches », erklärt Schenker. Grund: Der Treibstoffmarkt orientiere sich eben am lokalen Markt. «Das heisst: Coop richtet sich mit seinen Benzinpreisen auch danach, welche Preise die lokalen Hauptkonkurrenten anbieten. » Man schaue dabei nicht zwingend auf jeden Nischenanbieter oder Dumping-Preis-Konkurrenten.

Was immer das heissen mag. Denn klar ist: Neben den Altendorfer Tankstellen-Anbietern Coop, Avia, Oil! und Agrola gibt es vor Ort eben auch eine Ruedi-Rüssel-Tankstelle. Und bei Ruedi Rüssel ist es ja kein Geheimnis, dass er seine Treibstoffe zu vergleichsweise sehr günstigen Preisen durch seine Zapfrüssel in die Tanks der Autofahrer fliessen lässt.

Sabine Schenker von der Coop-Mineralöl AG räumt auch ein, dass solche regionalen Preisunterschiede bei Treibstoffen «immer wieder ein Thema unter Konsumenten ist, weil diese solche Preisspannen nicht nachvollziehen können».

Dass Benzin und Diesel in Einsiedeln aber nicht nur teurer sind, weil es keinen Ruedi Rüssel im Klosterdorf hat, liegt auch an der Verkehrssituation im Klosterdorf. Denn besagte Tankstellen in Altendorf befinden sich an oder nahe der Durchgangsstrasse, die von Pfäffikon über Altendorf nach Lachen und weiter führt – die Autobahn A3 von Zürich nach Chur zudem in unmittelbarer Nähe. Das heisst: Es rauscht deutlich mehr Verkehr, vor allem auch überörtlicher, an den Tankstellen in Altendorf vorbei als an denen in Einsiedeln. Es wird deshalb auch mehr Sprit nachgefragt.

Im Klosterdorf sind die Tankstellen zwar auch an belebten Orten platziert – an der Zürichstrasse, am Bahnhofplatz und an der Etzelstrasse. Doch es handelt sich dabei zumeist um Lokalverkehr – abgesehen von den Pendlern morgens und abends auf der Zürichstrasse. Einzige Ausnahme: Die Socar-Tankstelle im Birchli, die im Dezember 2017 eröffnet wurde, die vom Skifahrerund Freizeitverkehr ins Ybrig profitiert. Doch Socar hat wiederum keine unmittelbare Konkurrenz. Und in Einsiedeln gelten sowieso einheitliche Spritpreise.

Man muss also in Einsiedeln aufgrund seiner weniger belebten Infrastruktur mehr für den Sprit zahlen als in Altendorf. Andererseits gibt es noch auffallend mehr Tankstellen als in Altendorf, vor allem kleine. «Die in Altendorf wollen halt mehr Treibstoff verkaufen, deshalb gehen sie mit den Preisen runter», sagt ein Einsiedler Tankstellenbetreiber. «Dabei machen sie sich aber gegenseitig auf Dauer nur kaputt.» «Regionale Unterschiede sind bei Treibstoffpreisen durchaus nichts Ungewöhnliches.»

Sabine Schenker, Medienbeauftragte Coop Mineraloel AG

Die Benzinpreise können von Gemeinde zu Gemeinde stark variieren. Foto: Lukas Schumacher