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«Sie wirkt aufgeräumt»

«Sie wirkt aufgeräumt» «Sie wirkt aufgeräumt»

Wendy Holdener im Blick der anderen Medien zur Alpinen Ski-Weltmeisterschaft

Die Alpinen Skiweltmeisterschaften in Cortina haben gestern begonnen – ohne dass ein Rennen gefahren wurde. Zu viel Neuschnee verhinderte die Austragung der Frauen-Kombination, in der Wendy Holdener ja Titelverteidigerin ist. Zeit, um das Presseecho nachhallen zu lassen.

WOLFGANG HOLZ

Wendy Holdener und sportliche Grossereignisse wie Olympische Spiele und Ski-Weltmeisterschaften sind im Grunde eine ganz besondere Geschichte. Denn während schon zahlreiche Goldmedaillen um ihren Hals erstrahlten, hat sie ja bisher erst drei Siege in ihrer zehnjährigen Weltcup-Karriere errungen.

«Keine besser im Schweizer Team» Deshalb hat die «Neue Zürcher Zeitung» in ihrer gestrigen Ausgabe festgestellt, dass die 27-jährige Unteribergerin «nach Turbulenzen» in einer aktuell komplizierten Skisaison «aufgeräumt wirke». Grund: Grossanlässe wie die WM «haben ihr zuletzt stets das Beste entlockt». Stimmt: Drei Goldmedaillen bei den zwei letzten Weltmeisterschaften in Sankt Moritz 2017 und in Are 2019 sind tatsächlich eine glänzende Bilanz. «Niemand sonst im Schweizer Skiteam war an den letzten drei Grossanlässen so erfolgreich wie die Schwyzerin», so die NZZ. Und doch verortet das Zürcher Blatt ein Problem im Wesen der mittlerweile mit 39 Weltcup-Podesten gekürten Ski-Rennfahrerin. O-Ton: «Und doch muss sich Holdener der eigenen Stärke immer wieder von Neuem vergewissern. Sie schwankt zwischen Selbstvertrauen und Selbstzweifeln ausgeprägter als die meisten anderen Erfolgsmenschen.» «Nestwärmemensch»

Die NZZ ist auch überzeugt, dass Wendy Holdener auch im Beruf ein «Nestwärmemensch» sei. Siehe jüngster Trainerwechsel. Werner Zurbuchen habe acht Jahre lang mit der Unteribergerin zusammengearbeitet, die letzten vier davon als persönlicher Trainer, bevor er sich aus familiären Gründen von Wendy Holdener verabschiedete. Zwischen ihr und ihrem neuen persönlichen Trainer Klaus Mayrhofer, den Swiss-Ski inzwischen wieder abgezogen hat, weil die Chemie zwischen beiden nicht mehr stimmte, habe sich eine ähnlich enge Kooperation nicht entwickeln können – nicht zuletzt auch aus Distanzgründen wegen der Corona-Pandemie.

«Mittlere Sensation» Auch der «Blick», der jüngst unter dem Titel «Wie weiter, Wendy? » noch ein sehr kritisches Fazit über die bisherige Weltcup-Saison von Wendy Holdener gezogen hat, ist plötzlich in die Offensive übergegangen: «Hol den Hattrick, Wendy!», lautet nun das euphorische Motto der Stunde – um wenige Zeilen weiter in dem gestrigen Artikel gleich wieder kleinere Kurvenradien journalistisch zu carven. Ein Sieg Wendy Holdeners in der Alpinen Kombination «wäre eine mittlere Sensation», schreibt der Autor. Grund: In dieser Saison sei Holdener den Konkurrentinnen oft hinterher gefahren – insbesondere Team-Kollegin Michelle Gisin. Die Engelbergerin ist denn auch laut Experte Bernhard Russi im Augenblick stärker als Wendy Holdener. Russi im «Blick»: «Die Alpine Kombination zeigt uns, wer im Moment die beste Skifahrerin der Welt ist.» «Taktisch denkend» Dafür gibt Wendy Holdener im Interview mit dem «Blick» Einblicke in ihr Herz als Spielerin. Denn die Unteribergerin geht nach eigenem Bekunden gerne mal ins Casino. Sie habe ihre Grossmutter schon mitgenommen, «die eine begnadete Jasserin ist und mir gezeigt hat, wie Canasta geht». Die Ski-Rennfahrerin selbst, die auch schon in Las Vegas bis in die frühen Morgenstunden mit ihrer Freundin im Casino gewesen sei, hält sich auf jeden Fall für eine «taktisch denkende » Person. «Wir jassen innerhalb des Teams oft. Ich zähle dabei die Karten und überlege mir, welche Situationen sich ergeben könnten», so Wendy Holdener im «Blick»-Interview. Was ihre sportlichen Erfolgschancen bei der WM in Cortina d’Ampezzo nun angehen, bleibt die 27-Jährige realistisch: «Ich hoffe, dass ich wieder Medaillen gewinnen werde. Sollte es nicht so sein, wäre das aber kein Unglück. Skifahren ist und bleibt ein wunderbarer Sport – nicht mehr und nicht weniger.» «Formkurve zeigt nach oben»

Und was meint der «Tages-Anzeiger » in seiner Analyse zur WM? «Wendy Holdeners Formkurve zeigt nach oben», konstatiert das andere Zürcher Blatt. Und sie fühle sich jetzt frei, nachdem sie sich in einer schwierigen Saison vom Trainer getrennt habe. Die letzte Woche vor der WM habe ihr «Ruhe» beschert. Den dritten Platz beim Slalom in Flachau Mitte Januar – ihren bislang einzigen Podestplatz in der laufenden Saison – bezeichnete sie als «Befreiung». «Die Chancen, aus einer für Holdener mittelmässigen Weltcup-Saison eine gute zu machen, sind noch da», ist der «Tages-Anzeiger» überzeugt. «Andererseits droht der schlechteste Winter seit Langem. Letztmals beendete Holdener 2015 eine Saison mit nur einem Podestplatz. »

«Sie schwankt zwischen Selbstvertrauen und Selbstzweifeln ausgeprägter als die meisten anderen Erfolgsmenschen.»

Neue Zürcher Zeitung

«Die Chancen, aus einer für Holdener mittelmässigen Weltcup- Saison eine gute zu machen, sind noch da.»

Tages-Anzeiger

Im Gleichgewicht: Wendy Holdener in Cortina. Foto: Instagram

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