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Karl Hensler-Kälin

Karl Hensler-Kälin Karl Hensler-Kälin

NEKROLOGE

Am 26. September 1929 begann für Karl Hensler – später bekannt als «Tälle Kari» – das Leben; ein Leben, das sehr vielfältig und reichhaltig erfüllt sein würde. Er war der Sohn von Karl und Marie Hensler-Ochsner. Zusammen mit seiner älteren Schwester Marie-Louise verbrachte er eine glückliche Kindheit und Jugend im Haus «zum Tell» an der Kronenstrasse Nach dem Besuch der obligatorischen Schulzeit und einem Jahr im Institut – dem sogenannten «Welsche» in Estavayer- le-Lac –, absolvierte er die vierjährige Lehre als Drogist in Oberwil (BL). Eine Zeit, die für ihn zum einen mit Heimweh verbunden war, konnte er doch nur ganz selten Besuche in Einsiedeln machen. Zum anderen war es aber auch eine Zeit, in der er viele Freiheiten genoss und neugierig lernen und Neues erforschen konnte. Eigenschaften, die sich auch später, nach dem erfolgreichen Abschluss der Drogistenschule in Neuenburg, zurück in Einsiedeln, immer wieder zeigten. Sie kamen insbesondere in seiner Freizeit, in der er sich der regionalen Botanik und vor allem der Erschliessung der Einsiedler Ortsgeschichte widmete, zum Vorschein.

Karl Hensler ging Sachen, die ihn interessierten, auf den Grund und dokumentierte sie so, dass sie auch der Nachwelt erhalten blieben. Bekannt sind seine akribisch recherchierten Artikel im Einsiedler Anzeiger zu historischen Begebenheiten rund um Einsiedeln oder seine Dia-Vorträge zum Sihlsee und zu den Ortsbildern von Dorf und Vierteln des Bezirks Einsiedeln. Dabei konnte er nebst seinem gefragten immensen Wissen auf einen überaus reichen Fundus in seinem Archiv zurückgreifen, den er sich im Laufe der Jahrzehnte erschlossen hatte und den er später in wesentlichen Teilen der Stiftung Fram übergeben hat. Ihm war es wichtig, dass sich auch künftige Generationen ihrer Herkunft bewusst werden und daraus Kraft und Ideen für die Zukunft schöpfen können.

Selber zog er seine Energie aus seinen Hobbys und zahlreichen Engagements in Vereinen und Körperschaften, in jungen Jahren namentlich der Pfadi, später der Männerriege des Turnvereins, der Fasnachtsgesellschaft Goldmäuder, der Welttheatergesellschaft, dem SAC, der Ortsmuseumsgruppe des Chärnehus, den Volksbildungskursen sowie im Genossenrat Dorf-Binzen und als langjähriger Gerichtssubstitut. Nicht zu vergessen sein Engagement im Vorstand des damaligen Rabattvereins (heute Detaillistenverein), der in Fronarbeit unter anderem dafür sorgte, dass in Einsiedeln seit den 1960er-Jahren in der Adventszeit die Sterne leuchten und weihnachtliche Stimmung schaffen. «Stimmung» und «die Einbettung in einen Rahmen» waren Karl Hensler in vielen Bereichen wichtig, verknüpft mit Kenntnis und Pflege der Historie, was ihn immer auch eng mit dem Kloster Einsiedeln und seinen Mönchen in Kontakt brachte.

Jederzeit bedeutete es ihm viel, unabhängig zu bleiben und selber gestalten zu können. Seiner Frau Marie, geborene Kälin, und den vier gemeinsamen Kindern (je zwei Töchter und Söhne) ist sein oft genannter Spruch bekannt: «Mir isch gliich, was anderi Lüt dänked.» Obwohl nach aussen durchaus flexibel und kompromissbereit, verfolgte er nach innen seine Prinzipien, die nicht selten eine gewisse Sturheit durchschimmern liessen. Dies führte aber auch dazu, dass er Neues einführte oder Bestehendes weiterentwickelte, so zum Beispiel zusammen mit seiner Frau die Überführung vom elterlichen Lebensmittel- und Kolonialhandel in eine Drogerie, aus der die heutige «Einsiedler Apotheke Drogerie» hervorging – oder in diesem Zusammenhang auch das Wiederentdecken des «Rosoli ».

Kari war zeitlebens sehr unternehmenslustig, reisefreudig und gesellig und ging selbst dann noch sehr gerne «under d’ Lüt», als ihm seine Erkrankung bereits spürbar zu schaffen machte.

Durch die grosse Unterstützung und den Rückhalt – sei dies im privaten oder im geschäftlichen Bereich –, den er durch seine Frau in der fast 60-jährigen Ehe erhalten hat, konnte er sich auf all die Engagements einlassen. Marie Hensler schaffte ein Umfeld, in welchem Kari seine Neugier, Kreativität und Schaffenskraft ausleben konnte. Mit viel Geduld wurde Kari in den letzten Jahren von seiner Ehefrau umsorgt, bis seine Erkrankung einen weiteren Verbleib zu Hause verunmöglichte.

«Wer der Sonne entgegen geht, lässt den Schatten hinter sich.» Dir, lieber Kari, Ehemann, Vater und Grossvater danken wir herzlich für das, was du uns gegeben hast – auf ganz viel Neugier und Zufriedenheit «ennet dem irdischen Leben».

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