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Lachpflicht

Lachpflicht Lachpflicht

ZWISCHENLUEGETEN 3

MARTHA EMMENEGGER

Hätte uns jemand vor einem Jahr gesagt, dass die Welt ab März eine andere sein würde, keiner hätte es sich vorstellen können. Wir hätten uns noch den Scherz erlaubt, dass dies erst nach Trumps Abwahl im Spätherbst passieren könnte.

Seit mehr als acht Monaten ist es Realität. Ehrlich gesagt, ich kann gut leben mit der Aussicht, dass die zwei, drei Küsschen zur Begrüssung oder Verabschiedung auch in Zukunft wegfallen. Aber mir fehlen die herzenden Umarmungen mit lieben Menschen, ein verbindender Händedruck oder die Regung eines ganzen Gesichts. Dass wir nächstens, als aktuell vermummtes Volk, über ein Vermummungsverbot abstimmen dürfen, ist, wäre es nicht ernst, zum Lachen.

Apropos Lachen. Dass es gut fürs Immunsystem ist, wissen wir ja. Seit Anfang Jahr haben wir uns drum als Familie einen Vorsatz genommen. Ich in der Hoffnung, mit einem Vorsatz als Gemeinschaft eher zu reüssieren denn als Einzelperson. Wusste ich doch «allig» bereits im Februar nicht mehr, welchen Vorsatz ich eigentlich verfolgen wollte. Und es somit, so gelassen wie möglich, gelassen habe.

Wir haben uns eine tägliche Portion Lachen verschrieben. Sozusagen eine Lachpflicht. Jeden Tag einen Witz, eine lustige Geschichte oder sonst was zum Lachen. Jeder ist mal an der Reihe. Dem Alter nach. Göttergatte, ich, Samira, Frowin und Salma. Und wieder von vorne. Es funktioniert! Gestern war Frowin an der Reihe. Robin habe ihm in der Pause vor allen zugerufen, dass er mit der neuen Frisur scheisse aussehe. Auf unsere Frage, wie er reagiert habe, meinte er fröhlich, ich habe ihm zurückgerufen: «Somit haben wir endlich was gemeinsam!» * Martha Emmenegger, 45, freut sich am Humor und der Schlagfertigkeit ihrer Kinder. Wertvolles Rüstzeug für ein glückliches Leben.

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