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«Ich glaube, es kommt alles gut»

«Ich glaube, es kommt alles gut» «Ich glaube, es kommt alles gut»

Els Dockx, Präsidentin der Personalkommission des Spitals Einsiedeln, nimmt Stellung zu den Folgen der Übernahme durch Ameos

Die Stimmung bei den Mitarbeitern sei gut, findet Els Dockx: Dank Ameos habe das Spital Einsiedeln gute Perspektiven für die Zukunft. «Wir müssen sehr flexibel bleiben», sagt die Präsidentin der Personalkommission.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie haben sich die Arbeitsbedingungen des Spitalpersonals nach der Übernahme durch Ameos verändert? Bis jetzt haben sich die Bedingungen für das Personal aufgrund des Betreiberwechsels im Ameos Spital Einsiedeln noch nicht gross verändert. Vielmehr hat aber das Coronavirus unsere Arbeit beeinflusst. Wir müssen sehr flexibel bleiben. Die Abläufe haben sich ständig geändert, und das Ende ist noch nicht in Sicht. Das Personal wurde mit temporären Kräften im Testzentrum aufgestockt und das Spitalpersonal somit entlastet. Wie hat sich der Wechsel bei der Pensionskasse ausgewirkt? Da müssen wir mal etwas richtigstellen: Es hat nie einen Wechsel gegeben. Wir sind immer noch bei der gleichen Pensionskasse versichert. Die Umwandlungssätze und Mindestzinsen haben sich nicht verändert. Lediglich die überobligatorischen Vorsorge- und Risikobeiträge wurden angepasst. Je nach Anstellungsgrad und Alter werden nun andere Beiträge einbezahlt. Da der Arbeitgeber die Hälfte davon beisteuert, ist dies wie ein Lohnanteil zu betrachten. Es kann nicht pauschal gesagt werden, ob dies nun besser oder schlechter ist. Im vorherigen Vorsorgereglement wurden junge Mitarbeitende bevorzugt behandelt. Dies wurde nun ausgeglichen und führt dazu, dass Jüngere gegenüber früher weniger einbezahlen und ältere Mitarbeitende eher mehr, was zu entsprechend tieferen, respektive höheren Alters- und Versicherungsleistungen führt. Wie kommen die Verhandlungen rund um den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) voran?

Die Verhandlungen rund um den GAV sind noch nicht in Angriff genommen worden. Es bleibt jedoch unser Ziel. Gerade letzte Woche haben fünf SP-Kantonsrätinnen und -Kantonsräte diesbezüglich eine Interpellation (I 5/21 Wertschätzung des Gesundheitspersonals) eingereicht, die uns Rückenwind geben könnte. Im Kanton Schwyz kommt ein GAV generell selten zur Anwendung. Auch in den anderen Spitälern gibt es bis anhin keinen GAV. Die SP will erreichen, dass der Kanton nur noch Leistungsaufträge an Betriebe vergibt, die einen GAV haben. Funktioniert eine Sozialpartnerschaft auch ohne GAV? Wir stellen bei der Direktion eine gewisse Skepsis gegenüber den Sozialpartnern fest. Das ist schade. Die Gewerkschaften kennen sich gut aus mit dem Arbeitsgesetz und bringen viel Erfahrung mit. Dagegen sind wir von der Personalkommission Laien. Wir müssen oft nachfragen und haben Mühe, unsere Anliegen erfolgreich durchzubringen.

Ist es zu Entlassungen gekommen?

Aus unserem Restaurant, das früher um 17 Uhr geschlossen wurde, ist nun das sogenannte Auszeit-Café geworden, das 24 Stunden lang geöffnet bleibt. Am Mittag ist das Restaurant nach wie vor bedient, und es gibt warme Speisen. Für die Mitarbeitenden hat sich diesbezüglich also nichts verändert. Neu gibt es Automaten mit Produkten von lokalen Betrieben. Da wir ein 24-Stunden-Betrieb sind, freuen wir uns über die neuen Öffnungszeiten. Aber dass dadurch fünf langjährige Angestellte ihren Job verloren haben, hat uns sehr betroffen gemacht. Das sagt mir, dass wir immer noch sehr familiär unterwegs sind! Haben die Entlassenen wieder einen Job erhalten? Wir haben gehofft, dass intern eine Lösung gefunden werden kann. Das ist nicht passiert. Soviel ich weiss hat sich der Personaldienst sehr für Nachfolgelösungen eingesetzt. Leider sind es im Moment schwierige Zeiten, vor allem in der Gastrobranche. Ich finde, man sollte ältere Menschen in einer solchen Situation nicht entlassen. Als Arbeitgeber muss man eine soziale Verantwortung übernehmen. Wie ist es zu Minusstunden beim Personal gekommen? In einem Akutspital wie dem Ameos Spital Einsiedeln kann die Auslastung sehr wechselhaft sein – zumal diese sehr den saisonalen Schwankungen unterliegt. Im Winter ist tendenziell mehr los als im Sommer. Das Personal sollte also entsprechend eingesetzt werden. Als bereits im Juni die Auslastung tief war – eine Kombination aus Pandemie und Sommerloch – hat die Spitalleitung beim Kanton ein Gesuch zur Kurzarbeit eingereicht. Die Arbeitspläne für den Sommer wurden daher mit reduziertem Personal erstellt. Zwei Wochen später wurde die Kurzarbeit vom Kanton abgelehnt. Die bis dahin fehlenden Stunden hat das Ameos Spital Einsiedeln den Mitarbeitenden aber wieder ausgeglichen. Wir haben jedoch den ganzen Sommer reduziert weitergearbeitet. Das hat zum Teil zu erheblichen Minusstunden geführt. In dieser Zeit kamen viele Anfragen an die Personalkommission, ob dies rechtens sei. Laut Gewerkschaft müssen erzwungene Minusstunden nicht nachgearbeitet werden. Das unternehmerische Risiko darf nicht auf die Angestellten übertragen werden. In einem GAV wäre so etwas klar geregelt gewesen.

Wie können Mitarbeiter mit einem 100-Prozent-Pensum Minusstunden abarbeiten?

Das ist naturgemäss nicht möglich, weil man ja arbeitsrechtlich gar nicht mehr als hundert Prozent arbeiten darf – auch ohne GAV ist das so. Damit sich das Vorgehen nächsten Sommer nicht wiederholt, wird vom Personaldienst ein JAZ erarbeitet. Das ist ein Reglement, dass die Jahresarbeitszeit regelt. Es wäre klar, wie viele Minus-, respektive Überstunden gemacht werden dürfen, um die wechselnde Auslastung aufzufangen. Wir von der Personalkommission wurden angefragt, aktiv daran mitzuarbeiten. Erhalten die Frauen im Ameos Spital Einsiedeln den gleichen Lohn wie die Männer? Ich habe keinen Einblick in die Löhne: In der Schweiz gibt es ja keine Lohntransparenz (lacht). Aber vom Personaldienst wurde mir zugesichert, dass am Ameos Spital Einsiedeln Lohngleichheit zwischen Frau und Mann besteht. Wie ist die Stimmung beim Personal im Spital?

Die Stimmung bei unseren Mitarbeitern scheint mir gut. Dank Ameos hat das Spital gute Perspektiven für die Zukunft. Vor Kurzem war das Spital ja noch akut von einem Konkurs bedroht. Der Wechsel hat sich bezahlt gemacht.

Welchen Stellenwert hat das Personal unter Ameos? Ich würde das Verhalten von Ameos den Arbeitnehmern gegenüber als fair einschätzen. Bis anhin ist die Übernahme des defizitären Einsiedler Spitals durch Private nicht zu Lasten des Personals gegangen. Natürlich kann in einem Jahr wieder alles anders aussehen. Ameos ist ja erst daran, sämtliche Bereiche und Posten des Spitals zu durchleuchten. Es könnte alles viel schlimmer aussehen. Es gibt Spitäler, die haben ihre Wäscherei geschlossen und transportieren die Wäsche nun nach Deutschland, damit es billiger ist: Das kann es wohl nicht sein. Wie hat das Spital auf kritische Stimmen von Mitarbeitern reagiert?

Diese kritischen Mitarbeiter sind von sich aus gegangen und haben das Spital verlassen. Es war wohl auch nicht wirklich hilfreich, schlechte Stimmung im Team zu verbreiten. Wie sehen Sie selber die Zukunft des Spitals und seines Personals? Ich glaube, es kommt alles gut. Ameos hat viele Pläne für einen Leistungsausbau. Eine Strategie für die Zukunft hat uns in den letzten Jahren gefehlt. Wir haben nun eine grosse Firma im Hintergrund. Es wird schnell gehandelt. Und wenn das Personal droht, unter die Räder zu kommen, gibt es immer noch uns von der Personalkommission. Aber ich glaube nicht, dass es so weit kommt.

Els Dockx, Präsidentin der Personalkommission des Ameos Spitals Einsiedeln, posiert im neuen Auszeit-Café. Foto: Magnus Leibundgut

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