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Hiesigi

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ZWISCHENLUEGETEN 3

FANNY REUTIMANN

Wiederholt wurde ich in den letzten Wochen gefragt: «Und … häsch di guet iigläbt z Einsiedle?» Was meist als rhetorische Frage daher kommt, kann ich nicht einfach so mit ja oder nein beantworten.

Ich habe einen denkbar ungünstigen Moment erwischt, um meinem bisherigen Leben den Rücken zuzukehren. Dabei habe ich es als «Zuezogni» noch relativ gut. Ich habe meinen Dani, der hier in Einsiedeln jede Hausecke kennt und mit jedem Baum per du ist. Er führt mich ein in die Geheimnisse, Bräuche und Besonderheiten seiner Heimat. Und es gibt Danis Familie – Sie wissen ja, einer dieser Kälin-Ableger. So kenne ich immerhin schon ein paar Leute im Dorf. Nicht zu vergessen die Nachbarn im Haus, von denen die einen allerdings über einen sehr herben Charme zu verfügen scheinen.

Aber sonst? Wie schliesst man hier Bekanntschaften? Und vor allem jetzt? In Corona-Zeiten mit einer flüchtigen Bekanntschaft zum Kafi abmachen? Ungünstig! Wo mittlerweile jeder um jeden herum einen grossen Bogen macht, kann man auch nicht zufällig ins Gespräch kommen. Zumal ich weder einen Hund, noch kleine Kinder habe und es kaum eine Möglichkeit gibt, sich irgendwelchen sportlichen oder kulturellen Aktivitäten anzuschliessen. Trotzdem ist es nicht so, dass ich hier in Einsiedeln noch niemanden kennengelernt hätte. Zu meinem neuen Umfeld zählt ein ausserordentlich freundlicher Optiker. Ein sehr kompetenter Zahnarzt. Eine liebenswürdige Fusspflegerin, die Bäuerin vom Hoflädeli, ein Garagist, der sich gerne der Gebresten meines Autos annimmt, und eine genauso redselige wie begnadete Coiffeuse.

* Fanny Reutimann (56) ist vor einigen Monaten aus dem Züribiet zugezogen. Sie hofft, dass sie bald auch Bekanntschaft mit Hiesigen schliessen kann, die nicht nur an ihr als Kundin interessiert sind.

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