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Ein Jahr ohne Fasnacht

Die Fasnacht fällt in diesem Jahr flach. Herrlich.

Endlich einmal Ruhe zu haben vor diesen trötenden und trommelnden Zeitgenossen, die durch die Strassen ziehen. Ich habe noch nie verstanden, wie man tagelang Teil dieser kollektiven Lärm-Promille- Party sein möchte und sich dabei vollends die Kante gibt. Wobei ich zugeben muss, dass ich wohl nicht eine einzige Nacht durchhalten würde. Trinken braucht Training.

Ich will nicht abstreiten, dass Fasnacht eine lebendige und tolle Tradition ist, und dass es Spass machen kann, sich zu verkleiden. Oder sich Ulkiges einfallen zu lassen, um andere auf die Schippe zu nehmen. Doch seitdem ich als Siebenjähriger auf einem Kinderball als «Indianerle» einen Nachmittag lang fröhlich mit der Nachbarstochter tanzte, habe ich keine Lust mehr verspürt, mich zu kostümieren. Ich brauche eigentlich keine Verkleidung, um es lustig zu haben, zu tanzen oder um mich zu betrinken.

Übrigens – den närrischen Humor, dem ich bis jetzt begegnet bin, fand ich nicht selten eher flach. Ich habe einfach keine Antenne für diese Art von Witzen. Ich bin leider auch nicht «hudi-like» mit Fasnacht aufgewachsen. Ausserdem habe ich schon bei bekennenden Fasnächtlern öfters festgestellt, dass sie unlustiger wirken, je länger die tollen Tage dauern. Maskerade macht müde.

Ach ja, räbedibumm, einmal habe ich tatsächlich versucht, so richtig karnevalesk zu sein. Zu Reportagezwecken bin ich in einem Umzug als «Waldkauz» eines Fasnachtsvereins mitmarschiert. Ich habe danach verstanden, warum einige der anderen Käuze vor dem Umzug einen kräftigen Schluck aus der Flasche brauchten, bevor es losging.

Bis auf eine Ausnahme, als ich ein halbes Jahr in Neuseeland verbrachte, war ich seit meiner Geburt immer als Hudi an der Fasnacht in unserer Region vertreten und habe auch vor, dies, so lange ich kann, weiterzuführen.

Dass die fünfte Jahreszeit nur stark beschränkt stattfinden kann, ist einfach nur traurig und ärgerlich. Es wäre die elfte Fasnacht, bei der ich zusammen mit der Fasnachtsgruppe Freewild/Wildhogs mit einem Wagen an diversen Umzügen teilgenommen hätte. Zahlreiche Baueinsätze am Abend und an den Wochenenden hätten wir bereits hinter uns und die Vorfreude wäre bereits riesig. Das Highlight: Der Grosse Wagenumzug mit Tausenden Besuchern, die sich dicht gedrängt an den Strassenrändern tummeln, lachen, fotografieren,Konfetti schmeissen … Danach wird gemeinsam eine Wurst aus der Mäuderküche genossen und die ganze Nacht durchgefeiert. Hände schütteln, Umarmungen, alte Freunde wiedertreffen, von Bar zu Bar ziehen, und, sobald die Sonne wieder scheint, draussen ein Bierchen trinken … einfach herrlich. Als nächstes würde ich ein Mütschli fangen – und dieses natürlich sofort verspeisen. Nach ein paar Kafi-Schnaps wird am Abend das Nachthämpli und die Haube angezogen, die Kerze angezündet und von Herzen brüelet … so traurig – so schön! Das ist die Einsiedler Fasnacht, wie ich sie kenne und liebe.

Und jeder, der schon mal beim Pagat-Verbrennen am Fasnachtsdienstag dabei war, ob als Zuschauer oder Teilnehmer, weiss, wovon ich schreibe. Bleibt nur zu hoffen, dass der Ausfall unserer geliebten Fasnacht ein einmaliges Ereignis ist, von dem wir unseren Urenkeln noch berichten können.

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