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«Wir nehmen Senioren im Altersheim kein Blut ab»

«Wir nehmen Senioren im Altersheim kein Blut ab» «Wir nehmen Senioren im Altersheim kein Blut ab»

Samariter helfen derzeit im Altersheim Ybrig aus und leisten den Bewohnern Gesellschaft. Der 52-jährige Daniel Reichmuth schildert die Einsätze des Samaritervereins Einsiedeln.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie kommt es dazu, dass die Heime derzeit bei Ihnen um Hilfe anklopfen? Es gibt in vielen Heimen in diesen Zeiten einen Engpass beim Personal, weil diese Ausfälle durch Coronavirus-Infizierungen zu beklagen haben. Dann springen wir ein und unterstützen Alters- und Pflegeheime. Welche Arbeiten übernehmen Sie in den Heimen? Wir gehen mit den Altersheimbewohnern spazieren, spielen und unterhalten uns mit ihnen, leisten ihnen Gesellschaft. In die pflegerische Arbeit des Personals mischen wir uns allerdings nicht ein: Wir setzen weder Spritzen, noch nehmen wir den Senioren Blut ab (lacht). Haben Samariter von Natur aus keine Berührungsängste? Berührungsängste zu haben wäre nicht ideal für Samariter: Wir kommen bei unseren Einsätzen sehr direkt in Kontakt mit Menschen und betreuen diese beim Sanitätsdienst, bei Unfallund Brandeinsätzen. Samariter fürchten sich auch weniger vor Viren und Bakterien?

Wir sind uns naturgemäss gewohnt, Hygienevorschriften zu beachten, alles immerzu zu desinfizieren. Einzig die Schutzmaske ist nun noch in dieser Corona- Pandemie für uns hinzugekommen. In den Heimen haben wir keinen Kontakt zu coronapositiven Bewohnern: Diese sind in ihren Zimmern in Isolation, zu denen wir keinen Zugang haben. Samariter sind gesuchte Leute in diesen Zeiten: Haben Sie viel Nachwuchs im Klosterdorf?

In der Tat! In Einsiedeln beobachten wir einen regen Zufluss gerade von jungen Leuten, die Mitglied werden im Samariterverein: Derzeit zählen wir über 40 Leute. Hat Corona zu einer Störung Ihres Vereinslebens geführt? Leider total, die Geselligkeit hat sehr gelitten: Das Vereinsleben lag quasi vollends brach. Anfang Jahr und im Sommer konnten wir gerade einmal fünf Samariterübungen durchführen. Wir sind gerade in Vorbereitung, ob wir eventuell Übungen auch online durchführen können. Dank einer Ausnahmebewilligung des Bundes können wir heute Freitag wieder mit Nothelferkursen starten: Diese sind bereits ausgebucht in den Monaten Februar und März. Wie sind Sie selber zu den Samaritern gestossen? Ich bin dank meiner Mutter bei den Samaritern gelandet: Auch meine Geschwister und meine Kinder sind mit dabei in diesem Verein: Im Klosterdorf wird oftmals in der Familie das Samariterwesen übertragen.

Was zeichnet Samariter aus?

Ein guter Samariter hat keine Hemmungen, auf die Menschen zuzugehen, sich auf sie einzulassen: Zuvorderst steht die Betreuung der Menschen. Kann man lernen, Blut zu sehen und Spritzen zu setzen? Spritzen setzen, das machen Samariter nicht. Blut sehen zu können, ist einem gegeben oder nicht. Womöglich kann man sich diese Fähigkeit verhaltenstherapeutisch aneignen. Ich persönlich ertrage den Geruch von Erbrochenem schlecht: Daran kann ich mich einfach nicht gewöhnen.

Zu welchen Einsätzen werden Samariter im Klosterdorf hauptsächlich gerufen? In erster Linie machen wir Sanitätsdienst bei Grossanlässen. Hinzu kommen Einsätze als Ersteinsatzsamariter zusammen mit der Feuerwehr bei Bränden oder Unfällen: Im letzten Jahr war dies zwölf Mal der Fall. Ebenfalls stehen einzelne Mitglieder als Firstresponder im Einsatz.

Foto: Magnus Leibundgut Daniel Reichmuth

Jahrgang: 1968 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Buchhalter Hobbys: Samariter, Lesen, Familie Eishockey-Spiele besuchen

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