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In der Corona-Krise die Lernenden nicht vergessen

In der Corona-Krise die Lernenden nicht vergessen In der Corona-Krise die Lernenden nicht vergessen

Bei den Vertragsabschlüssen für eine Lehre ist man trotz der Corona-Pandemie auf Kurs. Den Lernenden fehlen teilweise fünf Monate Praxis.

ERHARD GICK

Aktuell sind in den Schwyzer Betrieben, die Lehrlinge ausbilden, 478 Verträge abgeschlossen. «Das ist doch höchst erfreulich, wenn man die zahlreichen negativen Nachrichten liest, die einem tagtäglich vorgesetzt werden », sagt Heinz Theiler, Präsident des Kantonal-Schwyzerischen Gewerbeverbandes. Auch die offenen Lehrstellen der Börse mit Lehrbeginn 2021 sind mit 451 Stellen vielversprechend.

Liegen die Anzahl Verträge mit dem Vorjahr etwa gleichauf, so zeigt sich trotzdem, dass etwas weniger Lehrstellen im Angebot sind. Es sind rund 70 Angebote weniger als noch im Vorjahr. «Vor allem im Bereich des Gastgewerbes ist die Verunsicherung sehr gross. Man weiss nicht, wie es weitergeht», sagt Heinz Theiler.

Schätzungen gehen von fünf Monaten aus Gemäss Theiler hapert es in vielen Branchen derzeit in der praktischen Ausbildung. Er kritisiert vor allem, dass gemäss Bundesrat die umfangreichen Schutzkonzepte der verschiedenen Gastro- und Ladengeschäfte offensichtlich nicht genügen würden.

«Unverständlich, weshalb das Ansteckungsrisiko in den oft kleineren Läden grösser sein soll als bei den Lebensmittel-Grossverteilern, das ist nicht nachzuvollziehen. » Die Leidtragenden seien nicht nur die Gewerbebetriebe alleine, sondern besonders auch die Jugendlichen.

«Die praktische Lehr- und Ausbildungszeit wird in gewissen Branchen durch die Schliessung der Betriebe um Monate verkürzt», sagt Heinz Theiler: Beim Schwyzer Gewerbeverband geht man davon aus, dass diese Verkürzung bis zu fünf Monate ausmacht. Für Lehrlinge im zweiten oder letzten Lehrjahr ist dies gravierend.

«Lobenswert ist dabei das Engagement der Berufsverbände, die mit allen Mitteln und mit zweckmässigen Kursen versuchen, die Situation zu entschärfen. Trotz der coronabedingt schwierigen Situation meistern die Verbände das Problem ausgezeichnet », sagt Heinz Theiler.

Schulen im Fernunterricht wäre jetzt zusätzliches Gift Not macht erfinderisch: In Goldau bietet zum Beispiel Mauro Lustenberger, Präsident von Gastro Formation Uri/Schwyz, Take-away an. Gekocht wird in seinem Betrieb durch die Lehrlinge. Er steht nicht alleine da. «Im Kanton Schwyz habe ich mit dem Swiss Holiday Park in Morschach und mit dem Sporthotel Stoos Kontakt. Diese beiden Betriebe sind derzeit gewillt, zusätzlich je zwei Lernende in der Küche und je einen im Restaurant aufzunehmen», hält Mauro Lustenberger fest.

Demgegenüber steht die Tatsache, trotz zweifelhaften Erfahrungen, dass wieder über eine Streichung des Präsenzunterrichts in den Oberstufen- und Berufsschulen diskutiert wird. Das wäre in der derzeitigen Situation pures Gift.

«Die Berufsschullehrlinge brauchen den Präsenzunterricht. Sie teilweise aus der Praxis auszuschliessen, ist das eine, aber auch noch den Schulunterricht auf Fernunterricht umzustellen, das andere, und das wäre fatal», sagt Heinz Theiler.

Am 17. Februar hätte in Rothenthurm der beliebte Lehrstellenmarkt abgehalten werden sollen. Die aktuelle epidemiologische Lage lässt eine physische Tischmesse leider nicht zu, teilte das Amt für Berufsbildung mit. Damit fehlt künftigen Lernenden ein wichtiger Pfeiler bei der Berufswahl. Teilweise komplett weggebrochen sind die Schnupperlehren.

Dringender Aufruf zu Schnupperangeboten «Das kann es nicht sein», sagt der Gewerbeverbandspräsident Heinz Theiler: «Lassen wir unsere Schüler nicht im Stich. Vielen Schülern in der Berufswahlvorbereitung wird eine Schnupperlehre verwehrt. Schnupperlehren vor Ort können nicht mit virtuellen Tools ersetzt werden. Die Jugendlichen müssen einen Beruf physisch und mit allen Sinnen und Eindrücken erleben können », hält er fest.

Viele Betriebe würden einen Lehrling gar nicht anstellen, der nicht vorher im Betrieb geschnuppert habe. Es gehe in der Schnupperlehre auch um das gegenseitige Kennenlernen, hält der Goldauer fest.

«Ich appelliere an alle Gewerbebetriebe, vor allem auch an unsere Grossverteiler, Banken und Industriebetriebe, dass sie weiterhin Schnupperlehren anbieten, auch in der momentan angespannten Lage», ruft Theiler auf.

«Vor allem im Bereich des Gastgewerbes ist die Verunsicherung sehr gross.» «Die Jugendlichen müssen einen Beruf physisch und mit allen Sinnen und Eindrücken erleben können.»

Heinz Theiler ermutigt die Schwyzer Lehrbetriebe, weiterhin Schnupperlehren anzubieten: Sie seien für die Berufsausbildung sehr wichtig.

Foto: Erhard Gick

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