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Januarius

Januarius Januarius

ZWISCHENLUEGETEN 3

IDA OCHSNER

Zu Beginn jedes neuen Jahres war im alten Rom der Segen der Unsterblichen besonders gefragt: Der doppelköpfige Janus, des Gottes allen Anfangs und Neubeginns, nach dem der Monat «Januarius» benannt wurde. Janus stand aber nicht immer nur für den Jahresbeginn. Die Römer verbanden ihn überhaupt mit den Anfängen ihrer Geschichte.

Der doppelköpfige Janus soll – der Legende nach – vor Urzeiten als erster mystischer König auf einem der sieben Hügel Roms residiert haben. Man fragte nach dem Namen des Königs, dem lateinischen Wort «Janus», und schliesslich auf «ianua», in dem das Wort «Schwelle» steckte. Auf diesen urrömischen Gott in der Tiberstadt waren sie stolz.

Interessant schreibt der römische Dichter Ovid in seinen «Fasti » (Kalender mit Festen und Feiertagen). Für den Jahresbeginn notiert er: «Jede Haustür hat zwei Seiten (…), die eine sieht zum Volk, die andere zum häuslichen Herd. Und wie euer Pförtner, der nahe der Schwelle des Vorhauses sitzt und das Kommen und Gehen überschaut, so überblicke ich als Pförtner des Himmels Osten und Westen …» Janus symbolisierte auch Durchgang und Übergang und war damit Begleiter über alle Schwellen des Lebens. Vor allem aber in der Pubertät war er damit so manchem Römer keine leichte Hürde. Es gab deswegen auch das Janus-Heiligtum in Form eines Holzbalkens, der über die Strasse gespannt war. Das symbolisierte den «Riegel» zur Männlichkeit. Allen Gläubigen gemeinsam galt Janus als Vermittler zu den anderen Unsterblichen, den man am Beginn jedes Gebets anrief und mit Weihrauch, Myrrhe und Wein günstig stimmte.

* Ida Ochsner (62), verlobt mit Heiri Strohmayer (65) aus der Steiermark. Dieser interessiert sich an der Schwelle zum neuen Jahr einzig dafür, wann er wieder einmal eine Türschwelle eines Restaurants überschreiten darf.

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