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«Die Existenz der Reliquie ging irgendwie vergessen»

«Die Existenz der Reliquie ging irgendwie vergessen» «Die Existenz der Reliquie ging irgendwie vergessen»

Pater Philip Steiner erklärt im Interview, warum es eine neue Reliquie zu Sankt Meinrad gibt

Gestern wurde das neue Meinrads-Reliquiar in der Klosterkirche Einsiedeln eingeweiht. Wie kommt es überhaupt zu dieser neuen St.-Meinrads-Reliquie?

WOLFGANG HOLZ

Pater Philipp, wo kommt das neue Reliquiar von St. Meinrad in der Klosterkirche zu stehen?

Links vom Seitenaltar, der dem heiligen Meinrad geweiht ist. Das Reliquiar wird nahe beim Gitter zu stehen kommen, sodass der heilige Meinrad den Menschen auf Augenhöhe begegnen kann. Das Reliquiar und die Reliquie selbst sollen so das Lebenszeugnis des heiligen Meinrad gegenwärtig machen. Denn er steht bei uns schon etwas im Schatten der Schwarzen Madonna. Ich bin mir sicher, dass er sich dort auch wohl fühlt, denn er hat auch heute etwas zu sagen.

Woher stammt denn eigentlich dieser neue Oberschenkelknochen des heiligen Meinrad? Aus dem Reliquienkeller des Klosters? Ja, da haben Sie recht. Der grosse Knochen lag gut eingepackt und prächtig verziert in einem der grossen Reliquiare im Magazin. Allerdings wurden diese Reliquiare schon seit Jahrzehnten nicht mehr gebraucht, und so ging die Existenz dieser doch sehr bedeutenden Reliquie irgendwie vergessen. Ich ahnte, dass irgendwo noch eine Reliquie des heiligen Meinrad sein musste, wusste aber nicht wo. Unser Kandidat Benno hat diese Reliquie «entdeckt», und meine Freude war gross, dass es sich dabei um eine so bedeutende Reliquie handelt, die den heiligen Meinrad auch physisch präsent macht. Und warum hat man den Knochen nicht schon zu einem früheren Zeitpunkt gezeigt beziehungsweise hervorgeholt?

Gute Frage. Wohl einfach auch deshalb, weil bisher niemand auf die Idee gekommen ist, ein modernes Reliquiar zu schaffen. Es geht ja nicht darum, eine mittelalterliche oder barocke Schaufrömmigkeit wiederzubeleben, sondern einen neuen Zugang zu den Heiligen zu ermöglichen. Das ist kein leichter Spagat, der von manchen auch belächelt wird. Das Projekt mehrerer zeitgenössischer Reliquiare braucht Mut und Fantasie und offenbar war bisher die Zeit noch nicht reif dafür.

Pater Philipp Steiner. Foto: zl

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