Verbrecher
KOMMENTAR
Das «Aktionsbündnis für eine vernünftige Corona-Politik» hielt bis zum letzten Samstag viele Trümpfe in der Hand. Vor Gericht hat es sich das Recht zur Rede ohne Maske erstritten und als grosse Errungenschaft gefeiert – ein Punktsieg notabene, der erst durch die kleinliche Schwyzer Bewilligungspraxis ermöglicht worden ist. Diesen Steilpass haben die streitlustigen Corona-Skeptiker noch so gerne angenommen. Dass sie in diesem Fall Recht erhielten, ist richtig. Dafür hätten die Abstandsregeln genügt.
Doch nach Samstag blieb vom gut organisierten und friedlichen Anlass in Schwyz nur ein Wort in Erinnerung: Verbrecher. Alt-Regierungsrat René Bünter (SVP) war sich nicht zu schade, Bundesrat und alle Kantonsregierungen zweimal als «Verbrecher» zu bezeichnen; als Politiker, denen man nicht glauben kann, da sie eben Politiker sind. Streng genommen liefert er damit die Rechtfertigung zum zivilen Ungehorsam, zu Verweigerung und Widerstand.
So geht das nicht. Dass alle Regierungsvertreter Verbrecher sein sollen, ist eine Lüge. Bünter weiss das. Und wenn er meint, aus Sorge um «den inneren Zusammenhalt der Schweiz» aktiv werden zu müssen, dann wird er mit solchen Reden genau zu einem Brandbeschleuniger, die diesen Zusammenhalt letztlich in Schutt und Asche legen.
VICTOR KÄLIN