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«Die Kinder mögen Wettkämpfe»

«Die Kinder mögen Wettkämpfe» «Die Kinder mögen Wettkämpfe»

«Kids Volley» des Volleyballclubs Einsiedeln ist eines der wenigen Angebote in Zeiten von Corona

In den Mannschaftssportarten gibt es aufgrund der Corona-Pandemie derzeit kaum Trainings. Muriel Schönbächler ist da eine Ausnahme. Sie leitet das «Kids Volley» für den Volleyballclub Einsiedeln – und hat dabei viel Spass. Auch mit Maske.

WOLFGANG HOLZ

Frau Schönbächler, Sie sind Trainerin beim VBC Einsiedeln. Ruhen wegen Corona derzeit alle Bälle oder gibt es im Augenblick für Sie viel zu tun? Da ich den Kurs Kids Volley für die 6- bis 8-jährigen Kinder leite, gehöre ich wohl momentan zu den Privilegierteren und darf weiterhin Kinder trainieren. Da es sich aber um ein neues Angebot des Volleyballclubs handelt, und wir zuerst eigene Erfahrungen damit machen müssen, gibt es grundsätzlich etwas mehr vorzubereiten. Das hat aber nichts mit Corona zu tun. Wie viele Kinder nehmen denn am «Kids Volley» teil, und in welchem Alter befinden sich diese? Auf der Liste sind 18 Kinder von 6 bis 8 Jahren. Coronabedingt oder wintergrippetechnisch fehlen aber zurzeit immer einige. Dafür kommt auch jetzt immer wieder ein neues Kind dazu. Wir sind sehr zufrieden, da wir dieses Angebot ja erst seit den Sommerferien anbieten. Was trainieren Sie mit den Kids eigentlich? Ist es für kleine Kinder nicht sehr schwierig, überhaupt einen Ball übers hohe Volleyball- Netz zu bringen? Kids Volley ist eine Erfindung des Schweizerischen Volleyballverbandes und ist derart vereinfacht, dass es für diese Altersgruppe möglich ist, erste Erfahrungen mit dem Volleyball zu machen. Das Netz ist beispielsweise viel tiefer, das Feld kleiner und der Ball weicher. Zudem gibt es vier Niveaus: Beim einfachsten werden die Bälle immer gefangen und geworfen. Es werden jedoch schon vorbereitende Übungen zu den technischen Handlungen geübt. Beim zweiten wird der Ball mittels eines Anspiels von unten ins Spiel gebracht aber die restlichen Bälle immer noch gefangen, und es wird weiter an den volleyballspezifischen Gesten gefeilt.

So wird es immer schwieriger, bis im Niveau 4 schliesslich mit drei Berührungen gespielt wird, wobei zwei volleyballtechnische Bewegungen ausgeführt werden müssen. Wir sind momentan beim Niveau 2, bis zu den Sommerferien hoffen wir, mit den einen Kindern schon das Niveau 3 spielen zu können. Da mir immer mindestens jemand hilft, können wir aber schon jetzt etwas individualisierend trainieren. Wie schwer ist Volleyball generell als Sport für Kinder? Pritschen, Baggern sind ja nicht unbedingt leichte Bewegungsformen?

Ich spreche zwar von Pass und Manchette, aber Sie haben recht: Die Volleyballgesten sind für Kinder nicht einfach. Im Kids Volley erlernen die Kinder zuerst das richtige Einschätzen der Flugbahn eines Balles. Das ist das A und O für später. Danach wird das Anspiel von unten geübt und im Spiel eingesetzt. Wenn das funktioniert, kommt dann die Annahme von unten. So weit sind wir aber noch nicht ganz. Was macht Anfängern wie Kindern beim Volleyball am meisten Spass?

Ich glaube, das ist wie bei den Erwachsenen: Dass sie im Team wetteifern können. Vor den Weihnachtsferien habe ich ihnen ein grosses Kompliment gemacht. Es ist enorm, wie viel besser die Kinder die Übungen machen als noch vor einigen Wochen. Ich kann mir vorstellen, dass es ihnen Freude bereitet, wenn sie die eigenen Fortschritte selbst spüren. Was trainieren Sie mit den Kindern am liebsten, was mögen die Kinder? Was ich am liebsten mache, ist nicht unbedingt das, was auch die Kinder am liebsten mögen! Ich mache viele Übungen zum Thema Ball einschätzen und fördere die Kinder im koordinativen Bereich. Die Kids Volley Kinder mögen aber alle Arten von Wettkämpfen. Daher schliessen wir eine Übung oft mit einem kleinen Spiel gegeneinander, gegen die Zeit oder gegen sich selbst ab. Da sind sie jeweils mit vollem Einsatz dabei. Meines Erachtens braucht es beides!

Wie viele Kinder bleiben denn im Schnitt im Verein hängen und wollen aus Ihrer Erfahrung heraus später auch weiterhin Volleyball spielen? Da haben wir noch keine Erfahrungen. Das Angebot läuft ja erst seit den Sommerferien. Wir hoffen natürlich, dass bei einigen die Freude so hoch ist, dass sie uns noch lange erhalten bleiben und später in die Juniorenteams integriert werden können. Wer weiss, vielleicht bilden diese Kids in einigen Jahren das Fanionteam des VBC Einsiedeln. Könnte es sein, dass Volleyball wegen Corona vorübergehend wieder mehr zum Outdoor-Sport wird? Stichwort Beachvolleyball. Da sind ja jeweils nur vier Spielerinnen beziehungsweise Spieler auf dem Feld am Spielen.

Kommt drauf an, wie sich das Virus entwickelt, was die Fallzahlen machen und welche weiteren Vorgaben vom BAG kommen. Zum Glück dauert es noch etwas, bis wir in Einsiedeln nur schon darüber nachdenken können, draussen Volleyball zu spielen. Wir hoffen aber,bis zum Sommer zumindest wieder Teamtrainings ohne Maske auf dem Sand durchführen zu dürfen. Letzte Frage: Wie geht es Ihnen derzeit, wenn nur Sie allein im Training eine Maske tragen müssen? Wie empfinden das die Kinder? Mich stört es nicht. Ich trage auch im eigentlichen Job als Sportlehrerin an der Stiftsschule den ganzen Tag eine, daher bin ich es langsam gewohnt. Mir fehlt höchstens, dass weniger Kommunikation über die Mimik möglich ist. Ich glaube, die Kinder stört es nicht gross. Sie kennen mich gar nicht anders.

«Wer weiss, vielleicht bilden diese Kids in einigen Jahren das Fanionteam des VBC Einsiedeln.»

Muriel Schönbächler

Muriel Schönbächler zeigt den Kindern vom «Kids Volley» den Umgang mit dem Ball. Foto: Michelle Gübeli

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