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Tabu-Thema Tod

LESERBFRIEFE

Im EA vom letzten Freitag wird die neueste, äusserst lesenswerte Stellungnahme des erfahrenen Arztes Antoine Chaix im Auszug abgedruckt. Klare Aussagen zu herrschenden Missständen und differenzierte Meinungen und Ideen zu möglichen Lösungsansätzen. Bereits im Frühjahr hat er angeregt, dass wir uns auch Gedanken zur Sterbekultur machen sollten, statt das Thema zu verdrängen. Herr Dr. Chaix hat meine grösste Hochachtung.

Die allerorts immer wieder zitierte Aussage, dass wir «Leben retten» ist so nicht ganz richtig. Bei dieser Sicht wird ein ganz wichtiger Fakt vergessen: das Leben ist endlich. Mit allen Massnahmen verlängern wir Leben und schieben das Unausweichliche auf. Es geht mir dabei keinesfalls um die Verharmlosung einer schwierigen Situation. Aber mit all den täglichen Schreckensmeldungen und Panikbildern haben wir definitiv verlernt, sachlich über das Tabu-Thema Tod nachzudenken.

Eine Tante und Onkel von mir waren seit ein paar Jahren in einem Alters- und Pflegeheim. Die letzten Monate leider aber auch immer wieder «eingesperrt» und isoliert von der Aussenwelt – ohne jegliche persönlichen Kontakte. Im letzten Dezember ist meine Lieblingstante verstorben. Mit 93 Jahren. Ohne Corona. Einfach so. Nur vier Wochen danach ist jetzt ihr einsam zurückgebliebener schwerhöriger Mann mit 96 Jahren von uns gegangen. Nein, ich bin nicht traurig. Irgendwie erfüllt es mich tröstlich, mit einer gewissen Ehrfurcht und Dankbarkeit, dass beide so kurz nacheinander loslassen konnten und gehen durften. Dies nach einem reich erfüllten, langen gemeinsamen zufriedenen Leben. Traurig und fassungslos macht mich jedoch der Umstand, dass ich aufgrund der geltenden Massnahmen von den beiden nicht einmal persönlich Abschied nehmen kann. Selbst bei einer Abdankung im Freien sind da nur 15 Personen zugelassen. Die zahlreichen Verwandten und Freunde, welche diese geliebten Menschen ein Leben lang gekannt haben, können sich so nicht gemeinsam versammeln. Ein würdevoller Abschied, ein gemeinsames dankbares Gedenken, ein Leidmahl mit persönlicher Anteilnahme an die uns wertvollen Menschen sind nicht möglich. Traurig aber wahr.

Mögen bald vernünftigere Massnahmen umgesetzt werden, damit – ich zitiere Dr. Antoine Chaix – der Rest des Landes wieder leben kann. Andreas Peter (Unteriberg)

Zum Anti-Terror-Gesetz

Das PMT-Gesetz (Polizeiliche Massnahme gegen Terrorismus) ist unseres Erachtens totalitär und schrecklich. Bei den Argumenten für das PMT-Gesetz wird der islamistische Terror betont. Das neue Gesetz hat jedoch die ganze Bevölkerung im Visier, respektive kann auf die ganze Bevölkerung zur Umsetzung gelangen.

Der Artikel 23e Abs. 2 zeigt, wie willkürlich das Gesetz ist: «Als terroristische Aktivität gelten Bestrebungen zur Beeinflussung oder Veränderung der staatlichen Ordnung, die durch die Begehung oder Androhung von schweren Straftaten oder mit der Verbreitung von Furcht und Schrecken verwirklicht oder begünstigt werden sollen.» Was genau versteht der Staat unter «Verbreitung von Furcht und Schrecken»? Solche Artikel stellen eine massive Einschränkung der Meinungsfreiheit dar. Sind sich die zustimmenden Parlamentarier dessen bewusst?

Wenn wir zum Beispiel ein Mail verbreiten, in welchem wir das staatliche Handeln in Frage stellen und unsere Bekannten dazu aufrufen, eine Initiative für eine Gesetzesänderung zu unterstützen, verbreiten wir damit schon «Furcht und Schrecken » vor dem Staat? Solche Fragen müssten vor dem Erlass eines neuen Gesetzes zwingend geklärt werden, um jegliche Willkür und Verfassungswidrigkeit eines neuen Gesetzes zu verhindern.

Die im Gesetz erläuterten Massnahmen dürfen gegen Personen ab dem 12. Altersjahr, somit gegen Kinder angewendet werden. Das Gesetz im Detail zu erläutern, ginge an dieser Stelle zu weit. Um eine grossflächige und demokratische Diskussion zu ermöglichen, müssen wir das Referendum gegen das Anti-Terror-Gesetz unterstützen, die Frist läuft am 14. Januar ab.

Ein Politiker wird im guten Glauben gewählt, dass er in jeder Diskussion die Grundrechte und seinen Eid vor Augen hat. Es erstaunt uns, dass dieses verfassungswidrige Gesetz vom Parlament verabschiedet wurde. Alois Schelbert (Unteriberg) Kathrin Ziegler-Schelbert (Wangen)

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