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Neues Jahr – neues Glück?

Neues Jahr – neues Glück? Neues Jahr – neues Glück?

Ich liebe Rituale. Samstagabends etwa das aktuelle Sportstudio schauen. Sonntagmorgens das Kreuzworträtsel in der FAZ lösen. Essen für die Familie kochen. Chillen auf dem Sofa. Möglichst nie vor eins nachts ins Bett gehen.

Rituale geben einem Halt. Sie schützen vor Langeweile. Und in der Wiederholung der Dinge wurzelt meines Erachtens die Ruhe des Seins. Nicht zuletzt lassen einen Rituale hoffen, wie am Beginn eines neuen Jahres. Hoffen aufs neue Glück.

Meine Vorfreude auf das neue Jahr fängt meistens schon Wochen vorher damit an, dass ich mir im Supermarkt einen neuen kleinen Taschenkalender leiste und mich an den jungfräulich weissen, terminlosen, druckfrischen Seiten erfreue. Um zwölf an Silvester kulminiert diese Vorfreude dann im Anblick perlender Sektgläser in einem kräftigen Schluck.

Natürlich geht’s auch im neuen Jahr mit dem blöden Corona weiter. Natürlich habe ich auch weiterhin zu wenig Geld. Ich werde wieder ein Jahr älter. Der Bauchansatz ist grösser geworden. Es dauert noch sieben lange Jahre bis zur Rente. Und, ja, Schalke wird wohl absteigen.

Doch eventuell hat das neue Jahr auch ganz viele Überraschungen parat. Möglicherweise … Vielleicht … Oder gar … ja, das wäre super!!! Nein, ich weiss es echt nicht. Und ich will es auch, ehrlich gesagt, noch gar nicht genau wissen. Träumen ist Trumpf zum Jahreswechsel. Ganz ohne dröge Vorsätze.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nachträglich noch alles Gute und Gesunde zum neuen Jahr. Und träumen Sie noch ein bisschen.

GuteVorsätze können mir gestohlen bleiben – vor allem jene zu Ende eines Jahres. Ich habe nie verstanden, weshalb man am 31. Dezember noch schnell ein Versprechen für das neue Jahr abgibt. Ist das Glück in dieser Nacht greifbarer, mächtiger? Denn Glück braucht man erfahrungsgemäss, um in den nächsten 365 Tagen auf dem dornenvollen Pfad des eigenen Vorsatzes zu bleiben.

Warum dieser Zeitpunkt? Was soll sich schon ändern, nur weil ein neues Jahr beginnt? Abgesehen vom Alter bleibt alles beim Alten. Rein nüchtern betrachtet gibt es zwischen der Silvesternacht und jeder anderen ohnehin keinen Unterschied. Die Differenzen sind eine menschliche Erfindung. Wie diese unsäglichen Vorsätze oder Wünsche.

Bleiben wir realistisch. Jeder kennt das, der in einer Zweierbeziehung lebt. Wie zum Beispiel Mann und Frau. Da kann man auch nicht einmal im Jahr aufmerksam sein, Blumen überreichen und alles Gute wünschen – wie man(n) das am Geburtstag der Angetrauten ja gewöhnlich macht. Zuvor und danach bleibt aber grauer Alltag.

Geburtstagswünsche sind einfach nur nett. Mehr ist da wirklich nicht. Es sei denn, man ist häufiger aufmerksam, am besten jeden Tag. Nicht übertrieben, irgendwie für beide verkraftbar, einfach ehrlich. Das ist der Humus, auf dem Wünsche nicht nur gedeihen, sondern wahr werden können. Doch wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Und später als Silvester geht nun wirklich nicht. Einmal ist keinmal. Deshalb lasse ich an Silvester alle Vorsätze sausen, geniesse die lange Nacht und noch mehr den arbeitsfreien 1. Jänner.

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