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Die Neue

Die Neue Die Neue

 

ZWISCHENLUEGETEN 3

HASCHI GYR

Das neue Jahr hat so ’was von beschissen begonnen. Really. Richtig übel. Stammbeiz geschlossen. Keine Privatparty. Verordnete Zweisamkeit selbst an Silvester. Für einen Single wie mich, Haschi Automech downtown zurich, sind das Höllenqualen ohne Ende. Das einzige, was dann tatsächlich ein Ende hatte, war mein Biervorrat. Ausgerechnet in der Silvesternacht.

Geistesgegenwärtig wie ich nun einmal bin, kam mir die Neue in unserem Block in den Sinn. Sogar deren Name hatte ich mir merken können. Fanny Reutimann. Fanny ist ja lustig. Und da sie vor einigen Tagen im Block überall Guetsli verteilt hatte, dachte ich, mach doch dasselbe. Es ist praktisch, dass ich Süssigkeiten nicht so mag. Da waren die Guetsli von Fanny also noch unberührt. Das ist wichtig wegen Corona und so.

Ich nahm also die Guetsli und klopfte bei der lustigen Fanny an, um ein Tauschgeschäft vorzuschlagen. Als nach langem Läuten die Türe geöffnet wurde, stand da aber nicht die Neue, sondern eine Alte. Die Frau Reutimann wohne einen Stock höher, sagte mir Frau Emmenegger. Warum die ein wenig gereizt tönte, konnte ich mir nicht richtig erklären.

Also eine Treppe höher. Auch hier musste ich unendlich lange läuten, bis die Türe endlich aufgemacht wurde. Die Neue! Doch die fragte mich allen Ernstes, ob ich wisse, wie spät es eigentlich sei? Sie sagte noch einige Worte, an die ich mich nicht mehr so ganz erinnern kann, die aber auch nicht lustig tönten. Danach stand ich alleine im Gang mit harten Guetsli und ohne Bier. Nichts zu beissen und nichts zum Spülen. Schlimmer kann ein Jahr nicht beginnen.

* Noch in derselben Nacht nahm sich Herr Hanspeter Gyr vor, in den nächsten Tagen um Frau Fanny Lustig besser einen weiten Bogen zu machen. Und um Frau Emmenegger grad auch noch. Sein erster Vorsatz seit Jahren übrigens.

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