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«Jetzt kann wieder Ruhe in der Alpthaler Kirche einkehren»

«Jetzt kann wieder Ruhe in der  Alpthaler Kirche einkehren» «Jetzt kann wieder Ruhe in der  Alpthaler Kirche einkehren»

Der Pfarradministrator Georg Rabeneck ist längst über alle Berge, der neue bereits im Dienst: Felix Beeler, Präsident der katholischen Kirchgemeinde Alpthal, sieht zuversichtlich ins neue Jahr. Fürs Erste kommt im Mai ein Baukredit für einen Umbau des Pfarrhauses vor die Kirchgemeindeversammlung.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie geht es Ihnen in diesen bewegten Zeiten?

Es geht mir gut. Ich bin gesund und munter. Ich bin sehr froh, dass es alles in allem wieder entspannter geworden ist in Alpthal und unsere Kirchgemeinde wieder in ruhigeren Gewässern unterwegs ist. Was hat Sie dazu bewogen, für das Präsidium zu kandidieren? Es ist der Wunsch seitens des Kantonskirchenrats an mich herangetragen worden, eine Kandidatur ins Auge zu fassen, um auf diese Weise die Kirchgemeinde wieder in geordnete Verhältnisse zu führen. Ich war von Anfang an offen dafür, die Verantwortung für dieses Amt zu übernehmen. Unverhofft kam es dann zu einer Kampfwahl, weil ein weiterer Kandidat zur Wahl vorgeschlagen wurde. Es war aber kein Grabenkampf, weil dieser zweite Kandidat gleichsam aus «unserem» Lager stammte, das sich gegen Pfarradministrator Georg Rabeneck stellte. Sie haben an einer Session des Kantonskirchenrats kurz vor Pfingsten den Stein ins Rollen gebracht. Wie kam es dazu? Die unhaltbare Situation mit Georg Rabeneck hat mich sehr belastet, sodass ich keinen anderen Ausweg mehr gesehen habe, als mich an die Öffentlichkeit zu wenden. Wir haben vorher versucht, andere Wege einzuschlagen. So sind wir für ein Gespräch mit Vitus Huonder nach Chur gereist, um dem Bischof unsere Sorgen mitzuteilen. Es hat alles nichts gefruchtet. So habe ich mich dazu entschieden, an jener Session den Kantonskirchenrat über die Verhältnisse in Alpthal aufzuklären. Es war denn also kein spontaner Akt, sondern eine gut vorbereitete Aktion – genährt aus der Verzweiflung, dass es nicht anders gehen kann.

Haben Sie diesen Schritt, an die Öffentlichkeit zu gehen, jemals bereut? Nein, in keiner Weise. Ganz im Gegenteil: Eigentlich erfolgte dieser Schritt viel zu spät, man hätte schon viel früher reagieren müssen, um aus dem Schlamassel herauszukommen. Das Ganze wäre eh gar nicht so schlimm getrieben worden, wenn man uns vor Georg Rabeneck gewarnt hätte, wie es im Abschlussbericht der Pfarrei Schwyz an das Generalvikariat empfohlen wurde. Die Prüfungskommission behält sich gegenüber dem ehemaligen Pfarradministrator «eine Klage wegen ungetreuer Geschäftsführung» vor. Was ist darunter zu verstehen? Über Details kann ich hierzu keine Auskunft geben, weil es sich hierbei um ein laufendes Verfahren handelt. Es betrifft die Sanierung des Pfarrhauses, wofür der Stiftungsrat der Pfarrpfrundstiftung verantwortlich ist: Ein Ausbau des Dachgeschosses ist grundlos erfolgt. Seitens der Kirchgemeinde bestand zu keiner Zeit ein Bedürfnis nach zusätzlichen Räumen im Pfarrhaus. Ebenso ist die Erneuerung des Daches über den Kalträumen der Garage-Anbaute mit hocheffizienter Wärme-Isolierung nutzlos. Bei der bisherigen Pfarrhaus-Sanierung wurde nicht wirklich gut geplant und nichts zu Ende gedacht. Ein regelrechter Scherbenhaufen. Könnte die Kirchgemeinde Alpthal dank dieser Klage das verlorene Geld wieder retour erhalten?

Das halte ich für komplett unrealistisch. Georg Rabeneck ist auf und davon über alle Berge und hat Alpthal längstens verlassen. Abgesehen davon ist ein Abschluss des Verfahrens mit dieser Klage wegen ungetreuer Geschäftsführung erst in vier bis fünf Jahren zu erwarten. Rabenecks Verbündete sind nicht mehr im Kirchenrat vertreten. Wie wirkt sich das neue Kräfteverhältnis im Rat in der Kirchgemeinde Alpthal aus? Rabenecks Verbündete sind freiwillig und von sich aus aus dem Kirchenrat ausgeschieden, indem sie ihren Rücktritt erklärt haben. Im neu gewählten Kirchenrat nehmen keine Anhänger von Rabeneck mehr Einsitz. Jetzt kann wieder Ruhe in der Alpthaler Kirche einkehren. Die Getreuen von Rabeneck sind naturgemäss nach wie vor Mitglieder in der Kirchgemeinde und werden weiterhin die Gottesdienste besuchen. Und ich hoffe doch, dass die Gegner von Rabeneck nun gleichsam wieder in die Kirche kommen mögen.

Einen Pfarrer zu finden, ist in diesen Zeiten kein einfaches Unterfangen. Wie ist es Ihnen gelungen, gleich nach Rabenecks Abgang wieder einen Pfarradministrator zu engagieren? Wir hatten Glück im Unglück: Roland Graf, Pfarrer in Unteriberg, wurde vom Bistum Chur zum neuen Pfarradministrator in Alpthal berufen. Das ist für uns in der Tat ein Glücksfall, weil wir Roland Graf bereits kennen und mit ihm gute Erfahrungen gemacht haben: Der Pfarrer aus Unteriberg war bereits zwischen 2005 und 2011 bei uns angestellt. Für die Kirchgemeinde Alpthal wäre diese Lösung finanziell tragbar und auf längere Zeit wünschenswert, damit sich die angespannte Lage entschärft.

Roland Graf gilt als Traditionalist im Umfeld von Martin Grichting: Kann mit dieser Ausgangslage die Kirchgemeinde Alpthal Ruhe und Frieden finden? Roland Graf ist ein umgänglicher Mensch, und wir hatten überhaupt kein Problem mit ihm während der Zeit, als er bei uns in Alpthal war. Seine theologische Linie stört mich und die Alpthaler nicht. Wesentlich ist, dass Roland Graf ein offener Mensch ist, der es gut mit den Leuten kann. Die Lösung mit ihm hat sich in der Vergangenheit bestens bewährt. Und im Grunde genommen wäre uns gedient, wenn uns auch in Zukunft Roland Graf als Pfarradministrator erhalten bleiben würde.

Ein Kirchenratspräsidium ist nicht zuletzt auch ein politisches Amt. Auf welcher Seite stehen Sie im Kirchenstreit rund um das Bistum Chur? Ich nehme in diesem Kirchenstreit eine neutrale Position ein. Es ist für uns in Alpthal nicht matchentscheidend, wer nun in Chur Bischof werden wird. Ich persönlich kann sowohl mit einem traditionalistischen wie auch mit einem liberalen Bischof gut leben. Meine Erfahrung aus den jüngsten Geschehnissen in Alpthal zeigt auf: Wenn es eng auf eng wird, müssen wir sowieso selber eine Lösung suchen, wenn ein schwerwiegenderes Problem auftaucht.

Welche Ziele setzen Sie sich als Präsident der Kirchgemeinde in Alpthal? In erster Linie liegt mir eine Beruhigung des kirchlichen Lebens in Alpthal am Herzen. Unsere Kirche soll offen sein für alle und nicht zerstritten in zwei Lager. Mein primäres Ziel ist es nicht, dass nun alle wieder unbedingt in die Kirche kommen müssen. Man kann auch ein guter Christ sein, wenn man zu Hause betet – statt dass man zuvorderst in der Kirchenbank sitzt während des Sonntagsgottesdienstes. In keiner Weise will ich als neuer Präsident alles umstellen. Von mir aus könnte man am Wochenende statt zwei nur einen Gottesdienst feiern: Wir werden mit einer Messe am Samstagabend und einem Gottesdienst am Sonntagvormittag bis anhin sehr gut bedient in Alpthal.

Was möchten Sie gerne als nächstes Ziel in Angriff nehmen?

Die Sanierung des Pfarrhauses ist nach wie vor eine Baustelle und stellt eine Belastung dar – auch in finanzieller Hinsicht, angesichts des Umstands, dass die Stiftung kein Geld mehr hat, um laufende Rechnungen zu begleichen. Bis anhin sind Kosten in der Höhe von 470’000 Franken entstanden. Nun soll im Mai ein Baukredit in der Höhe von gegen 450’000 Franken vor eine ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung kommen, mit dem wir den Umbau des Pfarrhauses finanzieren wollen. Bis Ende 2021 könnten die Bauarbeiten abgeschlossen werden, sodass wir mit einem bestens umgebauten Pfarrhaus in das Jahr 2022 starten würden. Die Kirche leidet unter einem zunehmenden Mangel an Freiwilligen. Wie kann die Freiwilligenarbeit wieder in den Fokus gerückt werden? Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir ausreichend Leute gefunden haben, die für einen Sitz im Kirchenrat kandidiert haben. Wir wollen uns also nicht beklagen: Wir können alle Ämter besetzen. Denn in der Tat ist es in diesen Zeiten nicht einfach, Leute zu finden, die einen Einsatz als Freiwillige leisten mögen. Uns fehlen vor allem Ministranten im Dienst der Pfarrei St. Apollonia: Der Mangel an Messdienern liegt wohl im Umstand begründet, dass die Kinder oder deren Eltern ein Problem mit Georg Rabeneck hatten. Wir wünschen, dass wir zukünftig wieder ausreichend Ministranten haben werden.

Sie sind in einer ausgesprochen turbulenten Zeit Präsident geworden: Wie haben Sie die Corona- Pandemie in diesem Jahr erlebt? Höhepunkt der Geschehnisse war wohl, als Alpthal unvermittelt an der Spitze der Corona- Hotspots lag und die ganze Welt dachte, hierzulande würde das Virus ganz besonders wüten. Das war aber nicht der Fall: Vielmehr sind die Zahlen in einer kleinen Gemeinde halt nicht wirklich sehr aussagekräftig: Wenn sich unter 600 Alpthalern 6 Leute mit dem Coronavirus infiziert haben, sind das bereits ein Prozent der Bevölkerung des Dorfes. Nichtsdestotrotz war das Jahr 2020 eine sehr schwierige Zeit: Gottesdienste sind während des Lockdowns im Frühling ausgefallen. In Alpthal wurden hierbei die Messen nicht via Live-Stream ins Internet übertragen. Halten Sie es für möglich, dass es dereinst zu einer Fusion zwischen den Kirchgemeinden Alpthal und Einsiedeln kommen könnte? Das halte ich für ausgeschlossen, weil Einsiedeln zum Dekanat Ausserschwyz und Alpthal zum Dekanat Innerschwyz gehört: Über Dekanatsgrenzen hinweg eine Fusion von Kirchgemeinden aufzugleisen, ist wenig realistisch. Eine verstärkte Zusammenarbeit mit Einsiedeln halte ich demgegenüber sehr wohl für möglich und auch wünschenswert: In der Vergangenheit war es schon einmal so, dass Pater Basil und Pater Aaron in Alpthal ausgeholfen haben. Das hat sich seinerzeit sehr bewährt und sich als fruchtbare Zusammenarbeit herausgestellt.

«Die unhaltbare Situation mit dem Pfarradministrator Georg Rabeneck hat mich sehr belastet.» «Bei der Pfarrhaus-Sanierung wurde nichts zu Ende gedacht: ein richtiger Scherbenhaufen.» «Die theologische Linie von Pfarrer Roland Graf stört mich und die Alpthaler nicht.» «Man kann auch ein guter Christ sein, wenn man zu Hause betet – statt in die Kirche zu gehen.» «Eine Zusammenarbeit mit Einsiedeln halte ich für möglich und wünschenswert.»

Kirchenratspräsident Felix Beeler aus Alpthal will mit seiner Kirchgemeinde zu neuen Ufern aufbrechen und diese in ruhigere Gewässer führen.

Foto: Magnus Leibundgut

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