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Auch an zweiter Corona-Demo gibt es bestimmt wieder Zoff

Auch an zweiter Corona-Demo gibt es bestimmt wieder Zoff Auch an zweiter Corona-Demo gibt es bestimmt wieder Zoff

Die erste Demo gegen die Corona-Massnahmen im November in Lachen hat für ordentlich Wirbel gesorgt. Nun ist die nächste Kundgebung auf den 9. Januar auf dem Hauptplatz in Schwyz angesagt.

ANDREAS KNOBEL

Ob das gut geht? Auf den Samstag, 9. Januar, lädt das «Aktionsbündnis Urkantone für eine vernünftige Corona-Politik» zu einer weiteren Kundgebung mit Sternmarsch ein. Dieses Mal findet der umstrittene Anlass auf dem Hauptplatz in Schwyz statt, mit Live-Übertragungen nach Altdorf, Stans und Sarnen. Man erinnert sich nur zu gut: Am 21. November fand die erste Veranstaltung dieser Art in Lachen am See statt. Die Reaktionen darauf reichten von Entsetzen bis Begeisterung. Etwa 1000 Menschen kamen, Maskenpflicht und Abstandhalten wurden kaum eingehalten, die Polizei schritt dennoch nicht ein. Jedoch folgten Anzeigen gegen die Redner – darunter SVP-Nationalrat Pirmin Schwander und Satiriker Andreas Thiel – weil sie am Rednerpult keine Gesichtsmaske trugen.

Höchstens 400 Personen In Schwyz wird den Demonstranten allerdings ein rauerer Wind entgegenwehen. Denn die Behörden machten schnell klar, dass es «ein zweites Lachen mit allen Mitteln zu verhindern» gelte. So umfasst die Verfügung des Sicherheitsdepartements zur Bewilligung denn auch satte sieben Seiten. Das Aktionsbündnis hat bereits Beschwerde gegen die «völlig überzogenen Bewilligungsauflagen » angekündigt und kritisiert den «Verstoss gegen geltendes Recht». Dabei stören sich die Organisatoren in erster Linie an der Einschränkung auf lediglich 400 Personen, die sich auf dem Schwyzer Hauptplatz aufhalten dürfen, obwohl dieser locker 1000 Leute aufnehmen könnte. Es sei offensichtlich, dass die Veranstalter mürbe gemacht werden sollen.

Sauer stösst den Veranstaltern auch auf, dass die Maskentragpflicht selbst für Redner während der Rede gelte. Ausdrucksfähigkeit und Mimik werde dadurch stark eingeschränkt. Mit dieser Argumentation treffen sie tatsächlich einen wunden Punkt. Denn Nationalrat Schwander zum Beispiel machte in Lachen nichts anderes, als im Nationalrat Usus ist: Er tritt mit Maske ans Rednerpult, entfernt sie, spricht, zieht sie wieder über und geht von der Bühne.

BAG gibt Schwander recht

Das Aktionsbündnis Urkantone legt denn auch eine Rechtsauskunft des Bundesamts für Gesundheit BAG vor, wonach auf politischen Kundgebungen ein Redner während der Rede keine Maske tragen muss, wenn er von einem Podium spricht. Diese Rechtsauskunft – die Rechtsanwalt Oswald Rohner als bekennender Corona-Skeptiker eingefordert hat – sei den Schwyzer Behörden übergeben, aber nicht berücksichtigt worden. Das sei bundesverfassungswidrig, wie Pirmin Schwander festhält. Damit wolle man kritische Geister mundtot machen. Schwander: «Es ist ein Skandal und eine Schande, dass sich ein Schwyzer Regierungsrat als Scharfmacher zur Einschränkung der Meinungsfreiheit profilieren will.» Damit zielt er ausgerechnet auf einen SVP-Parteikollegen, nämlich Sicherheitsdirektor Herbert Huwiler.

Alle Augen nach Schwyz gerichtet

Total auf Konfrontationskurs geht das Aktionsbündnis Urkantone dennoch nicht. Es sieht sich gezwungen, sich an die behördlichen Auflagen zu halten. Und davon gibts noch eine ganze Menge: So müssen sich die Sternmarschteilnehmer anmelden, nicht angemeldete Personen müssen weggewiesen werden. Pro Sternmarschroute dürfen auch höchstens fünf Treichler zum Einsatz kommen, auf dem Rückweg ist das Treicheln untersagt. Die grösste Herausforderung dürfte aber werden, die konsequente Maskentragpflicht und das Einhalten der Abstandsregeln durchzusetzen. Diese Pflicht obliegt nicht etwa der Polizei, sondern den Veranstaltern.

So werden die Augen der ganzen Schweiz – und als Kuriosum selbst europaweit – auf diese zweite Kundgebung gerichtet sein. Friktionen werden bei der zu erwartenden illustren Teilnehmerschaft nicht zu vermeiden sein. Darauf deutet auch die Liste der Redner hin: Als Aushängeschild dient der ehemalige SVP-Regierungsrat René Bünter aus Lachen, der bereits gebüsste «Raten»-Wirt Iwan Iten ist wieder mit dabei, und sogar der Muotathaler Wetterschmöcker Martin Holdener alias «Musers Märtl» wird nicht mit Sprüchen sparen. Von welcher Seite man es auch immer betrachtet – es darf ein «Spektakel» erwartet werden …

Kaum jemand hielt sich an der Demo vom 21. November in Lachen an die Maskenpflicht. An der kommenden Kundgebung in Schwyz dürften die Corona-Gegner samt Organisatoren nicht mehr darum herumkommen. Foto: Hans-Ruedi Rüegsegger

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