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Eine kleine Weihnachtsgeschichte

LESERBRIEFE

Es mögen wohl so um die 20 Jahre her sein. Heiliger Abend: Ich stehe an der Reling einer dieser riesigen Container-Schiffe, die um die Welt Waren holen und bringen. Unsere heutige globale Verbindung, damit wir die Spezialitäten aller Kontinente auf unseren Tischen haben.

Es ist Nacht geworden. Heilige Nacht, 24. Dezember. Wir befinden uns mitten auf dem Roten Meer. Neben mir stehen der Kapitän, die Offiziere und die Crew des Schiffes und ich als einzige Frau in dieser Männerdomäne. Alle unsere Blicke richten sich in die Weite des Sternenhimmels Richtung Bethlehem und auf das so eigenartige und grossartige Naturwunder des Weihnachtssterns von Bethlehem. Es ist ein Stern mit einem riesigen, hellen Lichterschweif, der die Erde dort berührt, wo Jesus in dieser Nacht geboren wurde. Der Stern war dort vor über 2000 Jahren und er leuchtet auch dieses Jahr und die kommenden Jahre, so wie er es seit mehr als zweitausend Jahren tut.

Still und schweigend wandern wir zurück ins Innere des Schiffes, um Weihnachten, respektive den Heiligen Abend auf hoher See gemeinsam zu feiern. Der Kapitän, die Offiziere, mein Partner und ich und die Crew in ihren Räumen. Es sind auf so einem Schiff diese Feiern, die berühren und Stille aufkommen lassen. Haben doch all diese Männer, die Monate, oft Jahre lang von ihren Familien getrennt sind, Heimweh. Auch ich verspüre Heimweh nach meinen Lieben zu Hause und doch möchte ich diese intensiven Feiern auf einem solchen Schiff – kein Kreuzfahrtsschiff – nie missen.

Susi Birchler (Einsiedeln)

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