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Urs Kryenbühl freut sich auf den Ritt über die Kamelbuckel

Urs Kryenbühl freut sich auf den Ritt über die Kamelbuckel Urs Kryenbühl freut sich auf den Ritt über die Kamelbuckel

Morgen geht Urs Kryenbühl an den Start bei der Ski-Weltcup-Abfahrt in Gröden. Ein heisser Ritt über die Kamelbuckel ist ihm gewiss. Doch der 26-jährige Unteriberger, der jüngst seinen zweiten Podestplatz herausgefahren hat und in guter Form scheint, lässt sich nicht ins Bockshorn jagen.

WOLFGANG HOLZ

Beim zweiten Mal nimmt er das Telefon im Hotel ab. Er wirkt völlig tiefenentspannt. Bei jedem zweiten Satz entfährt ihm ein Lachen oder freudiges Glucksen. «Ich bin ganz froh, dass wir wegen Corona in Einzelzimmern untergebracht sind», sagt Urs Kryenbühl. «Da hat man seine Ruhe und kann sich ein bisschen zurückziehen. » Saslong gut präpariert

Eigentlich würde man denken, der 26-jährige Unteriberger, der neulich in der Abfahrt von Val d’Isère so spektakulär und gleichzeitig souverän auf dem dritten Platz gelandet ist, würde mit Skiern und Helm auf dem Bett nochmals den wilden Ritt über die Kamelbuckel gedanklich durchgehen.

Die Kamelbuckel sind ja jene Stelle auf der legendären Saslong- Abfahrtsstrecke in Gröden, wo schon mancher Abfahrer ins Gras – beziehungsweise in den Schnee beissen musste. Der Österreicher Uli Spiess war in den 1980er-Jahren ja der erste, der einen kühnen Sprung mit 120 Sachen über die Kamelbuckel hinweg wagte und 30 Meter weit flog. Irre!

Doch Urs Kryenbühl meint nur trocken, dass es viel Schnee in Val Gardena habe, und die Strecke gut präpariert sei. «Eigentlich kann ich auf jeder Piste schnell fahren», lautet sein Fazit. Sagts und lacht unbeschwert. Dabei hat er im ersten Training 1,92 Sekunden Rückstand auf den Schnellsten. Das scheint ihn aber nicht zu bekümmern. Von Nervosität keine Spur. Und auch von Starallüren keinerlei Anzeichen.

Zurück auf normal null Er sei nach seinem Erfolg in Val d’Isère schnell wieder auf den Boden der Normalität zurückgekehrt. «Ich habe den Podestplatz schon genossen, aber das geht einfach so schnell weiter, Schlag auf Schlag», versichert der Tausendsassa aus dem Ybrig – der schon letztes Jahr Ende Dezember mit seiner fulminanten Fahrt auf den zweiten Platz in der Weltcup- Abfahrt von Bormio aufhorchen liess. Sekundenbruchteile hinter dem Sieger Dominik Paris und noch vor der lebenden Abfahrtslegende Beat Feuz. Apropos. Ja, auch der Beat habe ihm gratuliert – so wie viele andere auch. «Das Schönste bei all den Gratulationen ist zu sehen, wie viele Leute hinter einem stehen», so Kryenbühl. Ok. Aber was ist jetzt mit der Abfahrt von Gröden? Gibts wieder einen Podestplatz?

«Also, erst mal fahre ich heute den Super-G. Und dann versuche ich am Samstag natürlich mein Bestes zu geben», sagt Kryenbühl. Wobei das Beste geben nicht unbedingt heisse, damit automatisch auf einem vorderen Rang zu landen. «Ich kann persönlich zufrieden sein mit meiner Leistung und dann doch nicht unter den ersten Zehn landen», beschreibt er die Komplexität eines Rennens. Wichtig sei eben grundsätzlich, Ziele an sich selbst zu setzen. «Denn mein Ehrgeiz ist immer da.» Sagts und schiebt dann ganz cool nach: «Ausserdem bin ich im Skiweltcup bislang erst viermal unter den besten 20 gewesen – ich glaube, ich muss keinen Druck verspüren. Ich versuche einfach in jedem Rennen, so schnell wie möglich von A nach B zu fahren.» Klingt easy.

Feuz ist sein Vorbild Vor allem geniesse er die lockere Atmosphäre im Team. «Ich glaube, ich kann einerseits noch viel von Beat Feuz als meinem Vorbild lernen. Andererseits glaube ich, dass Niels Hintermann und ich uns gegenseitig gut pushen – ich versuche, einfach immer schneller zu sein», sagt Urs Kryenbühl und grinst.

Auf die Bemerkung hin, dass sein Fahrstil von aussen betrachtet inzwischen unverschämt souverän und locker aussehe, lacht er wieder und bedankt sich für das Kompliment. «Das ist aber in Wirklichkeit nicht nur locker, sondern ich muss dafür regelmässig ans Limit gehen und hart dafür arbeiten. Wir trainieren gut und haben eine gute Dynamik im Team.» «Mein Ehrgeiz ist immer da.»

Urs Kryenbühl

Hat gut lachen: Morgen startet der Unteriberger Urs Kryenbühl bei der Abfahrt in Gröden.

Foto: zvg

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