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Die Schwyzer arbeiten pro Jahr zwölf Tage für die Berner

Eine neue Studie zeigt, wie der Kanton Bern beim Finanzausgleich von anderen Kantonen profitiert.

JÜRG AUF DER MAUR

Der Nationale Finanzausgleich (NFA) bleibt ein Dauerthema und sorgt vor allem in den Innerschweizer Geberkantonen für rote Köpfe. So zahlt der Kanton Schwyz auch nach dem Kompromiss, welchen eine Arbeitsgruppe unter dem früheren Schwyzer Finanzdirektor Franz Marty zwischen den Kantonen erzielte, rund 200 Millionen Franken in den Ausgleichstopf.

Finanziell eigenständig sind nur gerade sieben der 26 Schweizer Kantone, neben Schwyz, Zug und Nidwalden auch Basel-Stadt, Zürich, Genf und Baselland. Alle anderen Kantone profitieren vom NFA.

Im interkantonalen Vergleich liegt der grosse Kanton Bern im hinteren Mittelfeld. Er erhielt jeweils rund eine Milliarde Franken von den Geberkantonen, jetzt sind es rund 200 Millionen weniger.

«Schwyz ist Opfer des eigenen Erfolgs» Eine neue Studie, die Bern beim Luzerner Professor Christoph A. Schaltegger in Auftrag gab, zeigt nun, was das für die Geberkantone konkret bedeutet. Das Ergebnis ist eindrücklich: Die Zuger Bevölkerung arbeitet knapp drei Wochen für die Berner. Damit belegt Zug den Spitzenplatz.

Doch auch die Schwyzer «malochen » viel für ihre Berner Mitbürger. Es sind zwar deutlich weniger Tage als bei den Zugern. Aber auch die Schwyzer Bevölkerung arbeitet zwölf Tage pro Jahr einzig dafür, den Kanton Bern zu unterstützen.

Wie gut die Schwyzer Finanzlage ist, zeigt die Untersuchung auch, wenn die Fragestellung umgedreht wird. Schwyz wäre jeweils bis im darauffolgenden März – also total 15 Monate – in der Lage, finanziell ohne fremde Hilfe über die Runden zu kommen.

Die Untersuchung zeige, dass der Nationale Finanzausgleich tatsächlich eine «stark umverteilende Wirkung hat», sagt Schaltegger. Es zeige sich aber auch, «dass Schwyz Opfer des eigenen Erfolgs ist». Für Schaltegger ist deshalb klar: «Kantone wie Zug oder Schwyz haben eine grosse Verantwortung. Sie müssten daran arbeiten, dass Nehmerkantone Anreize bekommen, ihre Situation zu verbessern.» «Kantone haben zu wenig Anreiz, Situation zu verbessern» Schillerndes positives Beispiel ist Obwalden, das es vom Schwanz der Rangliste mit seiner Finanz- und Steuerpolitik in den letzten Jahren schon fast geschafft hat, zu den Geberkantonen zu werden.

Für Schaltegger zeigt sich aber auch ein grundsätzliches Problem beim NFA. «Es ist nach wie vor so, dass jene Kantone, die von den Geberkantonen profitieren, zu wenig Anreiz haben, ihre Situation zu verbessern», meint Schaltegger: «Hier müsste Schwyz ansetzen.» Der Schwyzer Finanzdirektor teilt die Einschätzung des Luzerner Professors mit dem Spezialgebiet öffentliche Finanzen: «Das müsste die Nehmerkantone zum Denken anregen und sie anspornen, daran zu arbeiten, dass sie weniger erhalten müssen. So würde das System entlastet», sagt Kaspar Michel.

Schwyz habe wirklich ein grosses Interesse, dass die Situation bei den Nehmern besser werde. Michel: «Es ist schon sehr beeindruckend, wenn man sieht, wie lange Schwyz oder Zug für andere Kantone arbeiten müssen.»

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