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«Alleine die Planung braucht zwei bis drei Mannjahre»

«Alleine die Planung braucht  zwei bis drei Mannjahre» «Alleine die Planung braucht  zwei bis drei Mannjahre»

Für den Pharma-Konzern Roche kann die Einsiedler Firma KST AG den grössten Kühldeckenauftrag ausführen, der je in der Schweiz vergeben wurde. Ein Erfolg mit Vorgeschichte.

VICTOR KÄLIN

Es hat keine Feier gegeben, als der Jury-Entscheid Mitte Oktober in Einsiedeln eingetroffen ist: Corona verhinderte, dass an der Schnabelsbergstrasse angestossen werden konnte. Grund hätte die KST AG um Firmenchef Beat Schönbächler alleweil gehabt: Gegen internationale Konkurrenz hat sich sein Team in einem zweistufigen Wettbewerb den grössten Kühldeckenauftrag geholt, der in der Schweiz je vergeben wurde. 42’400 Quadratmeter Kühldecken, bestehend aus 153’000 Lamellen, werden die Decken von vier Roche-Gebäuden des «pRed Innovation Centers» in Basel zieren.

«Die Schweizer Bauherrschaft hat sich für Schweizer Qualität aus Einsiedeln entschieden», freut sich Schönbächler. Noch bedeutsamer macht den Entscheid, dass die KST die einzige Schweizer Firma war, welche nach der Präqualifikation die Endrunde erreichte.

Fast alles aus einer Hand

Die Freude wich bei Schönbächler schon bald den praktischen Fragen: «Wie organisieren wir uns? Wie wickeln wir diesen Grossauftrag parallel zum Tagesgeschäft ab?» Die Dimensionen sind eindrücklich: Alleine die Planung braucht zwei bis drei Mannjahre; die Produktion bringt noch einmal höchst willkommene 12 bis 16 Mannjahre.

«Wir stellen uns auf, dass wir uns für den Markt freihalten und weitere Aufträge abwickeln können. » Schönbächler spricht von einer zweijährigen Grundauslastung seines Unternehmens – ein willkommener Auftrag «in einer wirtschaftlich unsicheren Lage». Im Frühling 2021 gehts in Produktion. Wie das Auftragsvolumen finanziell aussieht, möchte er lieber nicht in der Zeitung lesen.

Ebenso eindrücklich wie der Wettbewerbsgewinn ist die Leistung, welche in Einsiedeln erbracht wird: Planung und Entwicklung, Projektleitung, Produktion und Service erfolgen von der Schnabelsbergstrasse aus; einzig für die Montage setzt die KST AG auf erprobte Subunternehmer.

«Man kennt uns in Basel»

Ein solcher Erfolg kommt nicht über Nacht. Seit 25 Jahren ist der 48-jährige Schönbächler in der Branche tätig. In dieser Zeit hat er seinen einstigen Zweimannbetrieb zum Branchenführer geformt. Doch es brauchte Geduld, bis er erste komplexe Projekte nach Einsiedeln holen konnte. Vor rund zehn Jahren war dies der Fall. Mittlerweile hat die KST AG die Erfahrung für hochkomplexe Anforderungen – welche in Basel weit über die Klima- und Akustikdecken hinausreichten, da selbst die Erdbebensicherheit und Gebäudesimulationen relevante Kriterien waren.

Das Innovation Center ist nicht der erste Auftrag, den die Einsiedler mit Roche abwickeln können. «Wir konnten unser Können und unsere Stärken bereits unter Beweis stellen. Dadurch schufen wir Vertrauen. Die Gruppe, welche für Roche entschieden hat, kennt uns.» Was die Reputation betrifft, schwächt Beat Schönbächler ab: «Ich will das nicht überbewerten. Aber man stellt uns definitiv nicht mehr in Frage, ob wir das können.» Neubau im Kobiboden Der Grossauftrag fordert die Einsiedler doppelt. Das Firmenzentrum an der Schnabelsbergstrasse 25 platzt aus allen Nähten. In der alten Landi, der Ziegelei, dem Autohaus Füchslin und selbst nach Rothenthurm lagerte die KST aus, was möglich war. «Ein Logistik-Aufwand ohne Ende», seufzt Beat Schönbächler. «Ich kann keine neuen Leute mehr einstellen, da wir schlichtweg zu wenig Platz haben.» Dabei liegt die Lösung sozusagen vor der Haustüre. Im Kobiboden hat die KST vor drei Jahren rund 6200 Quadratmeter Land gekauft. Dort plant Schönbächler einen Neubau für Produktion, Lager und ein Kompetenzzentrum. Die Dimensionen sind beachtlich: Heute mietet die KST AG rund 4000 Quadratmeter; der Neubau dürfte zwischen 10’000 und 12’000 Quadratmeter betragen. Landkauf, Bau und Maschinen lösen ein Investitionsvolumen von mehreren Millionen Franken aus.

Der Neubau wird somit mehr als doppelt so gross wie die jetzige Fläche. Schönbächler nickt und sieht von seinem Büro aus in Richtung Kobiboden: «Seit dem Roche-Auftrag sehe ich, wie schnell sich etwas ändern kann. Leider sind noch Einsprachen hängig, welche das Bauvorhaben weiter verzögern.» So ist es eher unwahrscheinlich, dass das Baugesuch wie erhofft noch in diesem Jahr eingereicht werden kann.

Für Beat Schönbächler sind «Referenzen zwar gut. Aber man muss die Schlüsselpersonen kennen: Fachplaner und Architekten».

Fotos: Victor Kälin

Kraft und Vorsicht zugleich: eine Biegemaschine, hier in der Bearbeitung eines Kupferrohrs.

Eine Modelldecke für das Swatch-Gebäude in Biel.

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