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Einsiedler Schiedsrichter hat Maradona live erlebt

Einsiedler Schiedsrichter hat Maradona live erlebt Einsiedler Schiedsrichter hat Maradona live erlebt

Noch immer hat die Fussballwelt nur ein Thema: Der Tod der argentinischen Legende Diego Armando Maradona. Dabei ist es Erwin Schuler zu Lebzeiten gelungen, einen Blick auf den Star zu erheischen.

WOLFGANG HOLZ

«Es war 1989 beim Uefa-Cup-Spiel FC Wettingen – SSC Neapel im Zürcher Letzigrund, wo ich Maradona live spielen sah», erzählt Erwin Schuler. Der heute 65-jährige Einsiedler und frühere Schiedsrichter musste sich bei dem internationalen Fussballmatch als Ersatzlinienrichter zur Verfügung halten.

«Da ich aber nicht zum Einsatz kam, kümmerte ich mich deshalb während des Spiels um die Auswechslungen und hatte die Trainerbänke im Blick – damals gab es nämlich noch keinen vierten Schiedsrichter wie heute bei den Matches üblich ist», erklärt Schuler.

Beim SSC Neapel sei Maradona natürlich mit von der Partie gewesen. Die argentinische Nummer Zehn im rotweissen Tenue war damals 29-jährig. «Ich konnte ihn zwar nicht 90 Minuten lang ununterbrochen beobachten – aber es war schon ein Erlebnis, live mitzubekommen, wie er spielte.» Dabei habe Maradona an diesem Abend nicht viel Platz bekommen, um sein fussballerisches Genie zur Geltung zu bringen. «Die Wettinger waren defensiv sehr gut eingestellt, und Maradona wurde sehr eng gedeckt», so der Einsiedler Schiedsrichter im Rückblick.

Der Match endete dann auch Null zu Null zwischen den Aargauern und Neapolitanern. Ausser zwei Lattentreffern und einigen exzellenten Torwartparaden des Wettinger Goalies gab es nicht viel Zählbares zu berichten. «Trotzdem zeigte sich die argentische Fussballlegende nach dem Spiel sehr herzlich und freundlich und schüttelte allen Schiedsrichtern die Hand», kann sich Schuler erinnern. Auch haben alle offiziell am Match Beteiligten von Napoli einen Wimpel mit sämtlichen Spielerautogrammen erhalten.

«Maradonas Unterschrift war auf dem Vereinswimpel besonders gut zu lesen, weil er einen dicken Filzstift benutzt hatte», sagt der Einsiedler Schiedsrichter, der 27 Jahre lang Fussballspiele pfiff – davon zehn Jahre lang als Oberligaschiedsrichter in der Nationalliga A. Und zwar von 1984 bis 1994. In dieser Funktion war Schuler auch sechsmal bei internationalen Spielen im Einsatz – in Monaco, Rom, Luzern, Tottenham, Luxemburg, im israelischen Hapoel und eben in Zürich. Als Ersatzschiedsrichter, -linienrichter sowie als Linienrichter.

Je zehn Franken kassiert

Das alte Letzigrund-Stadion in Zürich sei natürlich total ausverkauft gewesen beim Match Wettingen – Neapel, weiss Schuler noch. Und nicht nur das. «Schon beim Training des SSC Neapel am Tag zuvor strömten viele Zuschauer ins Stadion, um Maradona zu sehen». Da liessen sich die Wettinger nicht zweimal bitten. Geschäftsbewusst kasssierten sie von jedem «Trainingszuschauer » kurzerhand zehn Franken ein. Nach dem Motto: Maradona kommt ja nur einmal.

«Maradona war schon ein absoluter Könner auf dem Fussballplatz », fasst Schuler zusammen. Dass der Argentinier aber neben dem Platz so viele Tiefen erlebt habe und sogar in die Drogen abgerutscht sei, findet der Einsiedler bedauerlich. «Darunter hat sicher sein Image bei manchen Fussballfans gelitten», ist er überzeugt.

Wimpel versteigert

Ach, ja. Da war ja noch die Sache mit dem Napoli-Wimpel und Maradonas Autogramm. «Den Wimpel besitze ich leider nicht mehr. Ich habe ihn 1995 für 1000 Franken an eine Einsiedler Firma versteigert – um die Sanierung des Schlyffi-Fussballplatzes des FC Einsiedeln zu unterstützen», verrät Erwin Schuler. Auf diese Weise hat die Fussballlegende Maradona auch noch Spuren im Klosterdorf hinterlassen. Als «Maradonna» sozusagen.

«Maradonas Unterschrift war besonders gut zu lesen, weil er einen dicken Filzstift benutzt hatte.»

Erwin Schuler, Einsiedeln, ehemaliger Schiedsrichter

Erwin Schuler (kleines Bild) war 27 Jahre lang Fussball-Schiedsrichter. In dieser Zeit assistierte er auch bei einigen internationalen Spielen.

Foto: zvg/Wolfgang Holz

Maradona 1989 im Zürcher Letzigrund-Stadion beim Anstoss zum Spiel FC Wettingen gegen den SSC Neapel. Im selben Jahr holten sich die Neapolitaner auch erstmals den Uefa-Pokal. Foto: zvg

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