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«Einsiedeln schluckt ‹Yberg› nicht»

«Einsiedeln schluckt  ‹Yberg› nicht» «Einsiedeln schluckt  ‹Yberg› nicht»

Heinz Steiner, Präsident des Verwaltungsrates der Raiffeisenbank Einsiedeln, erkennt im Zusammenschluss vor allem Vorteile.

VICTOR KÄLIN

Vor 10 Jahren war eine Fusion der beiden Raiffeisenbanken Einsiedeln und Yberg bereits ein Thema. Warum ist es jetzt, 2020, wieder zum Traktandum geworden? Seit 2010 hat sich der Finanzplatz Schweiz noch einmal deutlich verändert. Nebst den erweiterten Kundenbedürfnissen denke ich da an die Digitalisierung, die Regulierungen oder auch die Negativzinsen. All das führt dazu, dass der Kostendruck steigt und darunter gerade kleinere Banken zunehmend leiden.

Diese Auswirkungen spüren aber auch die Grossbanken. Jüngstes Beispiel ist die UBS, die per Ende Jahr ihre Geschäftsstelle in Einsiedeln ersatzlos streicht. Woher kam der Anstoss? Aus Einsiedeln, dem Ybrig oder gar von Raiffeisen Schweiz? Zwischen den Raiffeisenbanken Einsiedeln und Yberg herrscht ein freundschaftliches Verhältnis. Deshalb ist der Zusammenschluss ein gemeinsames Projekt. Der Input, gemeinsam eine Auslegordnung vorzunehmen, kam vom Verwaltungsrat der Raiffeisenbank Yberg. Sind die Vorteile derart gross, dass man das Risiko eines erneuten Scheiterns in Kauf nimmt? Nachteile im Zusammenschluss sind auch bei objektiver Betrachtung keine auszumachen. Um aber an beiden Standorten die bewährten Dienstleistungen weiterhin aufrechterhalten zu können, braucht es grössere Einheiten.

Offiziell heisst es, dass die beiden Banken eine «gemeinsame Zukunft» planen. 2010 sprach man von einer Fusion. Wie sieht der «partnerschaftliche Zusammenschluss » konkret aus? Rechtlich gesehen ist es selbstverständlich eine Fusion, da der Zusammenschluss zweier selbstständiger Genossenschaften dem Fusionsgesetz untersteht. Konkret geht es aber darum, dass die beiden Banken gemeinsam als Einheit in der Wirtschaftsregion Alpthal-Einsiedeln- Ybrig ihre Kundinnen und Kunden bedienen können. Ich betone: Einsiedeln «schluckt Yberg nicht». Es entsteht eine neue Bank Einsiedeln-Ybrig. Im Januar werden die Genossenschafter über die Modalitäten informiert. Demnach sind die Verhandlungen schon weit fortgeschritten … Die beiden Banken sind sich in ihrer Absicht zum Zusammenschluss absolut einig. Die Zusammenführung von zwei 118-jährigen, regional stark verankerten Genossenschaftsbanken führt im Detail zu sehr vielen Punkten, die geklärt werden müssen. Was lässt sich heute schon sagen zu Rechtsform, Name, Zusammensetzung von Verwaltungsrat und Bankleitung, zu den beiden Standorten, zur Anzahl der Mitarbeitenden und den Dienstleistungen in Einsiedeln und im Ybrig? Die Rechtsform der Genossenschaft wird selbstverständlich die Basis für die neue Bank bilden. Und da wir auch in Zukunft umfassende Dienstleistungen für unsere Kunden anbieten wollen, werden beide Standorte in Unteriberg und Einsiedeln weitergeführt. Eine Standortaufgabe war und ist überhaupt kein Thema. Auch ist es nicht unser Ziel, Personalkosten zu minimieren. Deshalb werden sämtliche Mitarbeitenden weiterbeschäftigt. Sie haben für ihre Kunden schon bisher einen guten Job gemacht und werden diesen auch gut weiterführen.

Die jeweiligen Generalversammlungen müssen letztlich entscheiden. Wann soll das geschehen?

Die beiden Generalversammlungen sind auf den 26. März 2021 für die Raiffeisenbank Yberg und 27. März 2021 für die Raiffeisenbank Einsiedeln geplant – in welcher Form auch immer. Der rechtliche Zusammenschluss wird nach einem positiven Entscheid beider Banken rückwirkend per 1. Januar 2021 umgesetzt werden. Notwendig ist hier wie dort eine Zweidrittel-Mehrheit.

Wie schätzen Sie als VRP der Raiffeisenbank Einsiedeln die Erfolgsaussichten ein? Unsere Region Alpthal-Einsiedeln- Ybrig bildet eine einheitliche Wirtschaftsregion. Auch sie entwickelt sich und führt zu regionalen Zusammenschlüssen, wie die Beispiele Spitex oder Tourismusorganisation EYZ zeigen. Ich bin überzeugt, dass die Raiffeisen-Mitglieder die Vorteile des Zusammenschlusses von zwei lokal verankerten Banken erkennen und für die zukunftsträchtige Lösung stimmen.

«Die beiden Banken sind sich in ihrer Absicht zum Zusammenschluss absolut einig»: Heinz Steiner, Verwaltungsratspräsident Raiffeisenbank Einsiedeln.

Foto: Franz Kälin

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