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ZWISCHENLUEGETEN 3

ERNST FRIEDLI

Die Tage sind jetzt schon deutlich kürzer und kälter geworden. Das hat bekanntlich mit der Neigung der Erdrotationsachse zu tun. Diese ist zum Glück präzis so schräg, dass es wegen ihr die vier Jahreszeiten gibt. Also Frühling, Sommer, Herbst und Winter und auch die von Vivaldi.

Jedenfalls fragte ich kürzlich Klärli, wie kalt es draussen sei, und sie sagte darauf: «Drei Grad Celsius ». Da ist mir aufgefallen, dass wir von Glück reden können, dass der Schwede Anderes Celsius den Gradeinheiten seinen Namen gab und nicht etwa Herr Hugentobler oder Herr Binggeli, was ja durchaus auch möglich gewesen wäre. Denn dann hätten wir jetzt draussen kalte drei Grad Hugentobler, oder im Sommer heisse 32 Grad Binggeli. Das wäre temperaturunabhängig leicht komisch.

Es gibt ja auch sonst viele Namen für Masseinheiten, die eigentlich alle gut zu ihrer Verwendung passen. Zum Beispiel das Ampère für die Stromstärke, die ja auch Meier heissen könnte. Oder die Einheit Newton für eine Kraft, der man vielleicht sonst Sonderegger sagen müsste. Ganz zu schweigen von der Einheit für Leistung, dem Watt, welche unter Umständen Roggenmoser heissen könnte, was zwar die Leistung nicht mindern, diese aber um drei Silben umständlicher machen würde. Ich erledige zum Beispiel das Abtrocknen des Geschirrs mit drei «Hertz» pro Tag und bin froh, dass ich das nicht mit drei «Fässler» machen muss. Nach dem Abtrocknen schaut mich meine liebe Frau (abhängig vom Geschirrvolumen) jeweils mit einem «Zufriedenheitsfaktor von 7-12 Klärli» an. Aber diese Einheit gilt (bisher) nur intern. Ernst Friedli, 64, seit 31 Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und wäre einverstanden mit der Einführung der Masseinheit «Friedli » für etwas Positives.

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