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«Freche Buben werden nicht mehr in den Sack gesteckt»

«Freche Buben werden nicht mehr in den Sack gesteckt» «Freche Buben werden nicht mehr in den Sack gesteckt»

Die aktuelle Situation rund um das Coronavirus macht auch vor dem Samichlaus keinen Halt: Heuer kommt der Chlaus nicht zu den Kindern nach Hause. «Unser Ziel ist es, die Gesundheit unserer Leute und der Familien nicht zu gefährden», sagt Philipp Birchler, Oberchlaus der Samichlausgruppe Einsiedeln.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Was geht im Bezirk Einsiedeln am 6. Dezember ab?

Der Chlaus kommt dieses Jahr nicht in die Haushalte, aber die Eltern können mit ihren Kindern den Chlaus besuchen. Man kann den Samichlaus in Einsiedeln und in den Vierteln im Wald oder in einem Stall besuchen. Wir werden an verschiedenen Zeiten und Orten für die Besucher da sein – open air: In Einsiedeln beim Holzhof des Klosters, in Trachslau beim Verkehrsamt, in Gross und in Willerzell beim Schulhaus und in Egg bei der Kirche. Die Eltern kommen mit den Kindern auf eine im Voraus abgemachte Zeit an den Treffpunkt. Eine Hilfsperson wird sie in Empfang nehmen und zum Samichlaus führen. Erhalten die Kinder wie üblich Nuss und Birne oder vielmehr die Rute? Der Samichlaus wird die Kinder begrüssen und in gewohnter Manier in ein Gespräch verwickeln. Dazu gehört, dass die Sünden verlesen werden. Der Chlaus wird erzählen, dass der zweite Schmutzli mit dem Eseli unterwegs ist und die Säckli verteilt. Also sollten die Eltern zu Hause etwas deponieren, was die Kinder im Garten oder in der Wohnung suchen können. So können wir den direkten Kontakt vermeiden. Der Chlaus übergibt also definitiv kein Geschenk. Nur die engsten Angehörigen begleiten die Kinder. Es gilt Maskenpflicht für die Erwachsenen. Die Abstände müssen eingehalten werden. Wir werden einen Briefkasten, eine Box bereitstellen: Dort können die Kinder ihre Zeichnungen oder gebastelten Geschenke einwerfen.

Welche Sünden werden in der Regel im Register aufgeführt? Dass etwa ein Kind laut ist, das Zimmer nicht aufräumt, die Zähne nicht putzt oder die Hausaufgaben nicht macht. Die Kinder müssen aber keine Angst haben: Die Zeiten sind längstens vorbei, als gewisse Chläuse, schwere Ketten tragend, Angst und Schrecken auf den Strassen des Klosterdorfs verbreitet haben. Allerdings haben Schmutzli auch heutzutage noch eine Fitze dabei – für alle Fälle (lacht). Freche Buben werden aber nicht mehr in den Sack gesteckt. Wurden Hausbesuche vom Bezirk Einsiedeln verboten? Nein, grundsätzlich sind Hausbesuche des Samichlaus erlaubt. Aber heuer verzichten wir wie viele andere Chlausgesellschaften coronabedingt auf einen Hausbesuch. Unser Ziel ist es, die Gesundheit unserer Leute und der Familien nicht zu gefährden. Es war uns auch zu unsicher, Hausbesuche zu planen – angesichts der Möglichkeit, dass der Bund die Massnahmen noch verschärfen könnte. Geht zumindest das Aussenden der Samichläuse heuer wie gewohnt über die Bühne? Weil der Weihnachtsmarkt im Klosterdorf in diesem Jahr ausfällt und Gottesdienste von maximal dreissig Personen besucht werden dürfen, haben wir es als wenig sinnvoll erachtet, am Aussenden der Chläuse festzuhalten. Zumindest können wir heuer reale statt virtuelle Chlausbesuche anbieten: Und dies erst noch exakt am St.-Nikolaus-Tag am 6. Dezember, der in diesem Jahr just auf den zweiten Adventssonntag fällt. Sind Sie aufgrund der speziellen Umstände in diesem Jahr dementsprechend auf weniger Helfer angewiesen als sonst üblich?

In der Tat brauchen wir heuer nicht fünfzig Helfer wie in anderen Jahren. Am 6. Dezember sind denn sechs Chläuse, sechs Schmutzli und sechs Helfer im Bezirk Einsiedeln unterwegs. Die Helfer sind auch als Chauffeure im Einsatz. Unsere treuen Gefährten, die Eseli, werden wir dieses Jahr im Stall lassen. Findet eine Gewandvermietung statt? Die Hygienemassnahmen nach den Covid-19-Vorschriften einzuhalten, ist zu aufwendig und für uns nicht umsetzbar. Daher haben wir uns entschieden, in dieser Saison auf Gewandvermietung zu verzichten, die vor allem für Schulen und Vereine zur Verfügung gestellt wurde. Das heisst aber nicht, dass am 6. Dezember keine privaten Chläuse Hausbesuche machen werden. Zum Beispiel sind Mitglieder des Trychlervereins Euthal als Samichläuse im Einsatz. Kommt es wegen Corona zu einem Loch in der Kasse der Samichlausgruppe Einsiedeln? Grundsätzlich stehen wir finanziell auf solidem Boden, auch wenn die Einnahmen heuer tiefer ausfallen werden, weil sich wohl weniger Eltern anmelden als in anderen Jahren. Zudem fällt heuer das Opfergeld aus, das normalerweise im St.-Nikolaus- Gottesdienst für die Samichlausgesellschaft Einsiedeln gesammelt wird. Wir freuen uns, wenn Eltern eine kleine Spende machen möchten: Es gibt die Möglichkeit, diese Spende in einem Briefumschlag in die erwähnte Box einzuwerfen. Der Besuch ist grundsätzlich gratis – wie in anderen Jahren auch.

Wie kommt dieser heurige spezielle St.-Nikolaus-Tag bei Ihnen selber an? Es macht auch mich traurig, dass wir die Kinder nicht bei einem Hausbesuch treffen können. Der persönliche Kontakt mit den Kindern und deren Eltern ist mir sehr wichtig, und deshalb habe ich mich für unsere Hausbesuche auch eingesetzt. Allerdings hat sich die Samichlausgesellschaft Einsiedeln schliesslich gegen Hausbesuche ausgesprochen – aus gesundheitlichen Gründen. Diesen Entscheid kann ich jedoch auch verstehen. Ich bin nun seit 15 Jahren mit dabei bei der Chlausgesellschaft: Es hat niemals ein ähnliches Ereignis gegeben wie heuer mit Corona, das dermassen grosse Auswirkungen hatte. Ich hoffe, dass wir im Jahr 2021 wieder ganz normal den St.-Nikolaus-Tag feiern können wie früher.

Der Besuch findet am 6. Dezember, zwischen 16 und 20 Uhr, statt. Anmeldung via www.samichlaus-einsiedeln. ch. Am 5. Dezember wird eine E-Mail mit einer Bestätigung des Besuchs mit der definitiv zugeteilten Zeit verschickt.

Zur Person

ml. Philipp Birchler ist am 29. Juni 1988 in Einsiedeln geboren und in Euthal aufgewachsen. Er absolvierte eine Maurerlehre und ist Leitungsmonteur beim Bezirk Einsiedeln. Philipp Birchler ist Präsident des Ornithologischen Vereins Einsiedeln (Kleintierzüchter Kanton Schwyz) und Mitglied beim Trichlerverein Gross, im Schilterclub sowie im Imkerverein Höfe. Philipp Birchler ist seit 15 Jahren Mitglied bei der Samichlausgruppe Einsiedeln und seit 2017 deren Oberchlaus. Zu seinen Hobbys gehören die Kleintierzucht, das Imkern sowie das Wandern. Philipp Birchler ist frisch verheiratet und lebt in Euthal.

Der 32-jährige Philipp Birchler aus Euthal ist seit drei Jahren Oberchlaus der Samichlausgruppe Einsiedeln. Foto: Magnus Leibundgut

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