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«Covid-19 verläuft schwerer und endet häufiger tödlich als Grippe»

Gesundheitsdirektorin Petra Steimen-Rickenbacher wurde in der Fragestunde in die Zange genommen.

JÜRG AUF DER MAUR

Die Kantonsratssession stand fast vollkommen im Zeichen der Covid-Krise. Aussergewöhnlich war bereits der Beginn der Verhandlungen. Frau Landammann Petra Steimen-Rickenbacher wandte sich in ihrer Funktion als Gesundheitsdirektorin an die Ratsmitglieder und erklärte die derzeitige epidemiologische Lage, in welcher sich der Kanton befindet. Die Massnahmen zeigten Wirkung, seit zwei Wochen verzeichnet Schwyz weniger Neuinfektionen. Bis vorgestern seien 84 Personen (gestern Donnerstag 87 Personen) verstorben, wobei das Durchschnittsalter der Verstorbenen bei 80,7 Jahren liegt. Die Situation in den Spitälern beruhige sich.

Dass aber nicht einfach Entwarnung gegeben werden kann, zeigt ein Blick in die neuesten Zahlen. So wurden vorgestern 60 Personen neu als Infizierte registriert, die Zahl der Toten stieg auf neu 87, 3697 (Donnerstag: 3767) Personen gelten dagegen als genesen. Weshalb gibt es keine Vitamin- D-Pflicht? Gefordert wurde Petra Steimen- Rickenbacher denn auch in der Fragestunde. Über die Hälfte der Fragen, welche die Parlamentarier vorbrachten, hatten direkt oder indirekt mit der Covid-Pandemie zu tun – was zeigt, dass das Thema den Leuten stark unter den Nägeln brennt.

Martin Brun (SVP, Sattel) wollte etwa wissen, weshalb den Bewohnern in Alters- und Pflegeheimen nicht Vitamin-D-Tabletten verschrieben werden. «Das obliegt den Heimärzten und ist nicht in der Kompetenz der Kantone », erklärte Steimen. Auch «Corona-Skeptiker» Bernhard Diethelm (SVP, Vorderthal) meldete sich zu Wort. Er erkundigte sich nach den Unterschieden zwischen der Covid-Pandemie und den Grippewellen, die in anderen Jahren auch für viele Tote gesorgt hatten. 2015 seien, so Diethelm, allein in der Schweiz 2000 Personen an der Grippe gestorben. «Covid- Erkrankungen verlaufen häufig schwerer als eine Grippe und enden auch häufiger tödlich.» Das belege eine Untersuchung des deutschen Robert-Koch-Instituts. Von den Covid-Patienten mussten 22 Prozent beatmet werden, von den Grippe-Patienten mussten 14 Prozent beatmet werden. 21 Prozent der Covid-19-Patienten sind gestorben, bei den Grippepatienten waren es gemäss Steimen 12 Prozent. Schwyz werde 2020 eine Übersterblichkeit haben, auch gegenüber dem Grippejahr 2015. «Die Übersterblichkeit ist auch bei den über 80-Jährigen feststellbar.» Regierungsrat Herbert Huwyler machte Angaben zum Mehraufwand die Polizei. 238 Veranstaltungen seien kontrolliert worden, in sieben Fällen waren Verzeigungen nötig. Rund 64 Mal musste die Polizei ausrücken, weil sie eine Meldung erhielt, dass sich jemand nicht an die Massnahmen halte.

Gegenüber Wendelin Schelbert (SVP, Muotathal) machte Steimen klar, dass der Bund definiere, wer an Corona gestorben sei und wer nicht.

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