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«Spitzenresultate sind möglich»

«Spitzenresultate sind möglich» «Spitzenresultate sind möglich»

Urs Kryenbühl steigt hochmotiviert in die alpine Ski-Weltcupsaison 2020/2021

Urs Kryenbühl hat sich nach seiner emotionalen letzten Saison und dem direkten Aufstieg vom B-Kader in die Nationalmannschaft in den letzten acht Monaten fokussiert auf den nächsten Winter vorbereitet.

KONRAD SCHULER

Den Skisportfans mögen sicherlich zwei Ereignisse des letzten Winters in Erinnerung geblieben sein. Am 28. Dezember 2019 fuhr Urs Kryenbühl in der Abfahrt von Bormio mit einer beherzten Fahrt auf den sensationellen zweiten Platz. Am 14. Januar 2020 stürzte er im Abfahrtstraining auf der Lauberhornpiste im Berner Oberland und zog sich einen Anriss des Syndesmosebands am rechten Sprunggelenk zu.

Schmerzfrei unterwegs

«Es geht mir gut, ich bin gesund und fit und verspüre keine Schmerzen mehr. Auch beim Schneetraining machten sich keine Folgen des Sturzes mehr bemerkbar», so Urs Kryenbühl zehn Monate später. «Ich fühle mich körperlich gut, habe auch den Eindruck, gut trainiert zu haben und verzeichne gute Werte, soweit diese überhaupt verfügund vergleichbar sind.» Seit dem 28. Dezember des letzten Jahres wisse er, dass es möglich ist, wenn alles an einem Renntag passt, in der Weltspitze mitzufahren.

Mit bester Speedgruppe trainiert Seit Anfang November dürfe er nun einen zur Verfügung gestellten Audi Quattro fahren. Er habe auch ein paar Monate in der besten Speedgruppe von Swiss-Ski trainieren dürfen. Mit fünf Athleten in den ersten 15 der letztjährigen Abfahrtswertung ist es auch eine der besten Speedgruppen, die Swiss-Ski je hatte. Beat Feuz, Carlo Janka, Mauro Caviezel, Niels Hintermann und Urs Kryenbühl haben im letzten Winter für dieses tolle Ergebnis gesorgt. Neu hat Kryenbühl zusammengearbeitet mit Gruppentrainer Reto Nydegger und Assistenztrainer Willy Dettling. Konditionstrainer Jürgen Loacker begleite ihn nun schon seit mehreren Jahren, Christian Birri unterstütze ihn als Mentaltrainer seit zwei Jahren. Beim Material sei alles beim Alten geblieben, ebenso dürfe er im Servicebereich von den Erfahrungen von Manfred Gahr von Fischer-Ski weiterhin profitieren.

Viel Riesenslalom trainiert «Wir haben im Training eigentlich nichts Grundlegendes geändert. Auffallend häufig aber haben wir Riesenslalom trainiert. Gegen die Rennsaison hin wurde der Schwerpunkt immer mehr Richtung Speeddisziplinen verlegt», so das Fazit von Urs Kryenbühl nach mehreren Schneetrainings in Zermatt und Saas Fee seit August, in Diavolezza im Oktober und Davos vom Montag bis Donnerstag in der letzten Woche. Seit August standen abwechslungsweise ein paar Schneetage und ein paar Tage Training zu Hause auf dem Programm.

Oft haben die Athleten der ersten Speedgruppe auch mit den Athleten der zweiten Speedgruppe gemeinsam trainiert. «Häufig rückten wir etwas früher ein oder reisten etwas früher nach Hause, sodass wir oft überlappend trainierten», erzählt der Unteriberger.

Diese Woche nun steht ein weiteres Schneetraining in Laax auf dem Programm. «Dann stünden eigentlich noch die Schweizermeisterschaften im Super-G in Zinal an, die vermutlich auch als Qualifikation für den ersten Weltcup-Super-G gelten könnten. Aber da braucht es wohl noch etwas Schnee», so Urs Kryenbühl zum weiteren Programm, das grundsätzlich noch relativ offen ist bis zu den ersten Rennen im Weltcup.

Klare Ziele gesetzt

Urs Kryenbühl weiss auch genau, wohin er kommen will in den nächsten Monaten und Jahren. «Das Wichtigste ist für mich, für einmal ohne Verletzung durch einen ganzen Winter zu kommen. Dann will ich in der Disziplinen- Gesamtwertung im Weltcup in der Abfahrt unter die Top Ten kommen und wenn irgendwie möglich mich auch im Super- G in den Top 30 der Welt etablieren. Ein weiteres Ziel ist die Teilnahme an den Skiweltmeisterschaften vom 9. bis 21. Februar in Cortina d’Ampezzo. Auch einen ersten Weltcupsieg würde ich gerne nehmen.» Immense Konkurrenz Kryenbühl weist im Gespräch aber auch auf die immense Konkurrenz hin, die in der Schweizer Mannschaft in den schnellen Disziplinen Tatsache ist. Aus der ersten Speedgruppe trifft er auf Namen wie Beat Feuz, Carlo Janka, Mauro Caviezel und Niels Hintermann. Aber auch Ralph Weber, Stefan Rogentin, Gilles Roulin, Nils Mani, Cédric Ochsner und Lars Rösti brennen darauf, einen der acht Startplätze zu erringen, die der Schweizer Mannschaft in Abfahrt und Super-G jeweils zustehen. Daneben sorgen weiter Riesenslalomfahrer wie Marco Odermatt, Gino Caviezel, Loic Meillard oder Thomas Tumler für eine qualitativ wie quantitativ immens starke Konkurrenz.

«In jedem Training Leistung zeigen»

«Ich konzentriere mich in erster Linie auf die Abfahrt, in der ich dank dem 15. Rang in der Weltcupstartliste voraussichtlich einen fixen Startplatz habe. Es gilt aber sowohl in der Abfahrt als auch im Super-G in jedem Training, eine gute Leistung zu zeigen. Der Konkurrenzkampf ist teamintern sehr hart. Allenfalls gilt es für mich, über die Trainings und die Abfahrtsresultate die Startberechtigung für den Super-G zu holen», so mutmasst Kryenbühl.

Auf dem üblichen Weltcupprogramm stehen acht Abfahrten und sechs Super-Gs. Dazu kommt je eine Abfahrt und ein Super-G an den Skiweltmeisterschaften. Ebenso steht Ende Saison beim Weltcupfinal auf der Lenzerheide je ein Speedrennen an. «Am liebsten würde ich natürlich sämtliche zehn Abfahrten und alle acht Super-Gs bestreiten. Wenn mir das gelingen würde, könnte ich im Frühling sicherlich von einer sehr erfolgreichen Saison sprechen», ist sich der Unteriberger bewusst. Speziell ist, dass sämtliche Weltcup- Speedrennen im kommenden Winter in Europa geplant sind. Die ersten Speedrennen sollten am 12. und 13. Dezember in Val d’Isère über die Bühne gehen, die letzten Speedrennen sind am 17. und 18. März auf der Lenzerheide geplant. «Gewinnbringend für beide»

Der Tatsache, dass mit Cédric Ochsner ein zweiter Speedathlet mit Ambitionen nach vorne in der Region wohnt und häufig mit ihm vor allem im Kraftkeller im Mehrzweckhaus in Unteriberg trainiert, kann er durchaus Positives abgewinnen. «Ich habe den Eindruck, dass wir beide davon profitieren können. Das Training zu zweit bringt Abwechslung, Motivation und Ansporn zu noch besseren Leistungen mit sich. Zudem haben wir Vergleichsmöglichkeiten vor Ort», so Kryenbühl.

«Das Wichtigste ist für mich, für einmal ohne Verletzung durch einen ganzen Winter zu kommen.»

Urs Kryenbühl

Unteribergs Speed-As Urs Kryenbühl fühlt sich bereit für die neue Weltcup-Saison und hat sich klare Ziele gesetzt. Foto: zvg

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